"Die Lehre muss mehr ins Scheinwerfer­licht"

Die Kampagne "Lehre stärken #schaffenwir" rückt das Thema Berufsausbildung in den Fokus.


Wer diesen Beitrag lesen sollte:

  • Lehrlinge
  • Ausbildende

Lesedauer:

3 Minuten

AutorIn: Hermann Sileitsch-Parzer

Robert Kratky i
WKÖ/DMC

Robert Kratky

Radio-Star Robert Kratky im Interview über die Bedeutung der Lehre und seine Rolle als Gesicht der Kampagne "Lehre stärken #schaffenwir".

Die Lehrlinge von heute sind die Fachkräfte von morgen. Mit ihrer Kampagne "Lehre stärken #schaffenwir" rückt die Wirtschaftskammer die Karrieremöglichkeiten durch die österreichische Berufsbildung in den Fokus. Durchgängige Karrierewege, anerkannte Abschlüsse und Titel erhöhen die Aufstiegschancen und somit Attraktivität der Berufsbildung. Der beliebte Radiomoderator Robert Kratky ist das Gesicht der Kampagne, wir haben ihn zum Interview getroffen.

 „Vor eineinhalb Jahren, Anfang 2020, war „Lehre stärken“ schon einmal das Motto. Dann kam Corona. Was hat sich seither geändert?“

Robert Kratky: 
Gerade für junge Menschen sehr vieles. Die jüngste Vergangenheit hat gezeigt, wie sehr die Zukunft ein Fragezeichen sein kann, wie flexibel wir im Leben oft reagieren müssen. Mehr denn je sind beste Ausbildungsangebote und der Respekt vor Lehre und Arbeit ein steigender Wert.


 „Warum setzen Sie sich gerade für mehr Wertschätzung für die Lehrberufe ein?“

 Meine eigene Ausbildung war ein langer Weg außerhalb jeder Norm, aber ähnlich einer Lehre ohne Matura und ohne Titel oder akademischen Grad. Darum war ich früh mit klassischen Vorurteilen konfrontiert, die so etwas oft mit sich bringt. Und so wichtig es für die Entwicklung sein mag, gegen gewisse Widerstände zu bestehen: Vorurteile sollten nicht dazugehören.


„Was würden Sie jungen Menschen raten, die unsicher sind, wohin ihr Weg führt?“

 Das Beste, was ich selbst gelernt habe: Sich so viel Wissen und Fertigkeiten wie möglich anzueignen. Niemand kann Dir je eine gute Ausbildung nehmen, sie öffnet auch jene Türen, durch die du aktuell vielleicht gar nicht gehen willst. Aber ist doch gut, wenn man weiß, man könnte, wenn man will. Oder muss.

Lehre stärken #schaffenwir

Für mehr Wertschätzung: Gemeinsam mit Radiomoderator Robert Kratky setzt die WKÖ „Lehre stärken #schaffenwir“ fort und gibt Lehrlingen und Ausbildungsbetrieben eine Bühne.


Hier geht's zu den Erfolgsgeschichten!

„Unser duales Ausbildungssystem – mit der Verbindung von Theorie und Praxis, Berufsschule und Betrieb – wird international bewundert. Die Karrierechancen mit Einstieg über eine Lehre sind ausgezeichnet. Dennoch denken in Österreich die meisten bei Weiterbildung, Erfolg und Karriere automatisch an Schule und Uni. Warum ist das so? Wie kriegt man die beruflichen Aufstiegschancen in die Köpfe?“

 In vielen klassischen Zeitungen, in TV, Radio und Online werden Themen von Menschen bearbeitet, die ihrerseits nicht aus dieser Arbeitswelt kommen. Die meisten Politikerinnen  und Politiker haben zumindest Matura. Dass dadurch diese Lebenswelt oft im Fokus steht, ist logisch. Aber genau hier entsteht immer wieder aufs Neue meine Motivation: Es ist nun mal nicht die einzige Lebenswelt. Und jene von Lehre und Karriere mit Handwerk und Arbeit ist mindestens so bunt und chancenreich.


„Was braucht es, damit wir mehr Mädchen für technische Berufe begeistern und mehr Burschen für kreative, soziale oder Dienstleistungsberufe gewinnen?“

 Die Lehre muss generell mehr ins Scheinwerferlicht und ganz allgemein endlich für mehr Anerkennung von allen Teilen der Gesellschaft erhalten. Denn sie hat es sich längst verdient! Und dann wächst hoffentlich auch das allgemeine Interesse für diese unglaubliche Vielzahl an Möglichkeiten. Und dass diese Chancen für alle gleich sind, egal welchen Geschlechts, das ist ja schon so. Man muss es nur noch weitersagen bitte.


 „Wie kann man Jugendliche bewegen, ihre Jobchancen dort zu ergreifen, wo sie liegen? Dass also ein Wiener oder eine Wienerin z.B. einen Ausbildungsbetrieb in Oberösterreich oder Salzburg wählt?“

 Das geht wohl nur, indem man in so lebensentscheidenden Fragen von Anfang an Jugend UND Eltern anspricht, Vertrauen in die Betreuung und Sicherheit gewährleistet und aufklärt. In jenem Alter wo junge Menschen solche Entscheidungen treffen sind meist noch Ihre Eltern mitverantwortlich. Auch bei denen braucht es ein Umdenken, denn der Luxus, dass die Chancen ihrer Kinder vor der Haustüre warten ist leider eine Illusion. 


 „Was erwarten Sie von EuroSkills, der Europameisterschaft der besten jungen Fachkräfte, die heuer erstmals in Österreich, im September in Graz, stattfindet?“

 Mehr als von der Euro im Fußball. Aber bei den Euroskills haben wir wenigstens schon eine Favoritenrolle.