Lebenslang! Deshalb sollte man nie aufhören zu lernen

Warum lebenslanges Lernen so wichtig ist und wie man es in den Alltag integriert.


Wer diesen Beitrag lesen sollte:

  • Schüler:innen
  • Lehrlinge

Lesedauer:

3 Minuten

AutorIn: Jürgen Zacharias

Ältere Frau lächelt in die Kamera, während sie einen Schulrucksack trägt und einen Block hält i
Samo Trebizan | stock.adobe.com

Was Hänschen nicht lernt, lernt eben der Hans: Bildungsexperte Thomas Mayr über den Wandel unserer Arbeitswelten, wichtige Skills für die Zukunft und die Bedeutung von lebenslangem Lernen für die berufliche Karriere.

Betrachtet man die rasante technologische Entwicklung der vergangenen Jahre und den demografischen Wandel, dann ist für Thomas Mayr die Rechnung einfach: "In Unternehmen können neue Kompetenzen und Arbeitsplätze in Zukunft immer seltener mit Schul-, Uni- und Berufsausbildungs-Absolvent:innen abgedeckt werden", so der Geschäftsführer des Instituts für Bildungsforschung der Wirtschaft (ibw). "Kompetenzherausforderungen müssen verstärkt intern gelöst werden."

Lernen gehört zum Leben

"Dass man wie früher eine Ausbildung macht und dann lebenslang denselben Beruf ausübt, gilt längst nicht mehr", sagt Thomas Mayr. Das bedeutet: Eine gute Erstausbildung reicht nicht mehr aus, um langfristig erfolgreich zu sein. "Wer sich nicht ständig weiterbildet, läuft Gefahr, den Anschluss zu verlieren und beruflich nicht mehr konkurrenzfähig zu sein", so Mayr. Laut dem Bildungsexperten gebe es dabei keine Altersgrenze, man lerne und entwickle sich immer weiter. "Viele Studien belegen, dass der Spruch ,Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr‘ einfach nicht stimmt."

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Andere Art der Wissensvermittlung gefragt

Was allerdings schon stimmt: Die Art und Weise, wie wir lernen, verändert sich. Dominiert in der Schule und später an der Universität nach wie vor der Frontalunterricht, ist damit in der Erwachsenenbildung kein Erfolg mehr zu erzielen. "Älteren wird oft nachgesagt, sie seien weniger motiviert zu lernen", so der Experte. 

Ein Beispiel: Wird im Unternehmen eine neue Software eingeführt, werden in vielen Fällen alle Mitarbeiter:innen in eine allgemeine Fortbildung geschickt. Dabei wird selten Rücksicht auf ihren individuellen Wissensstand, den konkreten Kompetenzbedarf und die Problemstellung genommen. "Genau das braucht es aber, um Wissen nachhaltig vermitteln zu können", so Mayr. "Was hilft es, wenn ich jemandem erkläre, wie er in dem Programm eine Tabelle einrichtet, wenn er in seinem Alltag mit ganz anderen Problemen konfrontiert ist, genau dafür aber keine Lösungen vermittelt bekommt."

Individuellere Herangehensweise nötig

Um mit vergleichbarem Ressourcenaufwand größere Lernerfolge erzielen zu können, bräuchte es laut Mayr …

  • mehr "Learning on demand"-Angebote,
  • die Kombination digitaler Lerninhalte mit dem spezifischen Arbeitsumfeld,
  • mehr Möglichkeiten zum Austausch mit Kolleg:innen, um voneinander lernen zu können,
  • ergänzt um innerbetriebliches Tutoring,
  • und eine verstärkte Anerkennung der nichtformalen Weiterbildung.

Größere Sichtbarkeit der Weiterbildung

Entscheidend für Letzteres könnte der Nationale Qualifikationsrahmen (NQR) sein. Damit werden seit Kurzem Abschlüsse und Qualifikationen aus allen Bildungsbereichen insgesamt acht Niveaustufen zugeordnet und somit vergleichbar. "Das bringt eine prinzipielle Gleichwertigkeit von allgemeiner und akademischer Bildung sowie Berufsbildung zum Ausdruck", erklärt Mayr. "Qualifikationen, die in der Weiterbildung erworben werden, bekommen dadurch mehr Sichtbarkeit, sie werden attraktiver wahrgenommen."

Jeden Tag bieten sich unzählige Möglichkeiten, Neues zu erlernen. Man muss diese Chancen aber auch ergreifen wollen.

Bildungsexperte Thomas Mayr

Kulturtechniken am wichtigsten

Was es sonst noch braucht, um lebenslanges Lernen anzustoßen und zu fördern? "Offenheit", so Mayr, "und die Kulturtechniken Lesen, Schreiben und Rechnen. Das klingt banal, ist es aber nicht", sagt der Experte. "Die Weiterbildungsbeteiligung korreliert ganz stark mit dem Bildungsstand. Lebenslanges Lernen bedeutet aber in erster Linie, neugierig und offen zu bleiben. Jeden Tag bieten sich unzählige Möglichkeiten, Neues zu erlernen. Man muss diese Chancen aber auch ergreifen wollen."

Das Wichtigste in Kürze

  • Um am Arbeitsmarkt konkurrenzfähig zu bleiben, wird lebenslanges Lernen immer wichtiger
  • Voraussetzung dafür sind die Kulturtechniken Rechnen, Schreiben und Lesen sowie die Offenheit, sich auf Neues einzulassen
  • Damit berufliche Weiterbildung zum Erfolg wird, muss sie Lösungen für konkrete Probleme vermitteln
  • Auch innerbetriebliche Tutorials und "Learning on demand"-Angebote versprechen Erfolg