Was macht den Unterschied zwischen Startups und Scaleups und wie bringst du dein Startup auf Wachstumskurs? Das erklären dir die Gründer:innen von heimischen Top-Marken wie refurbed, byrd, GoStudent und waterdrop.
Eine gute Idee haben, über das notwendige Know-how verfügen und dann mutig genug sein, um mit dem eigenen Unternehmen an den Start zu gehen: Mit diesem Spirit werden rund um den Globus Startups gegründet, auch Österreich ist in Sachen Unternehmergeist mit dabei. Nach aktuellem Stand gibt es in Österreich 3.400 Startups – rund 14% davon gelten als Scaleups.
Aber was heißt das genau?
Was das Start- zum Scaleup macht
Ist die Gründung erst geschafft, geht es ans Wachstum, denn es gilt, das eigene Startup zu einem Scaleup zu machen. Laut Definition ist das ein Unternehmen, das sich in der Phase eines besonders schnellen Wachstums befindet. Das bedeutet gleichzeitig auch, dass ein erfolgreiches Produkt und ein funktionierendes Geschäftsmodell bereits entwickelt wurden – "Product-Market-Fit" ist der Fachbegriff dafür. Europa hinkt Amerika in dieser Hinsicht hinterher.
Ein Grund: der schwächer entwickelte Kapitalmarkt, der weniger große Summen für Wachstum zur Verfügung stellt.
Startup versus Scaleup: Das macht den Unterschied
Der Übergang von Startup zu Scaleup ist fließend, harte Messgrößen dazu gibt es nicht. Doch eine wachsende Kundenbasis, steigende Umsätze und eine Vergrößerung des Teams bzw. die Übersiedlung an einen größeren Standort sind Zeichen, dass der Zug in die richtige Richtung unterwegs ist.
Tabelle: Das sind die Unterschiede zwischen Startups und Scaleups
Im Sinne des allgemeinen Trends zur Digitalisierung sind mehr als die Hälfte der Startups in Österreich in den Bereichen Software, IT und Services aktiv. Sie alle bringen Innovation, sind schnell und flexibel und loten Nischen aus, um ihre Geschäftsmodelle zu etablieren. Scaleups hingegen haben ihren Platz am Markt bereits gefunden, haben eine funktionierende Marketingstrategie und denken über die Internationalisierung ihres Business nach.
Spannende Updates für dich
Mit der MARI€ MAIL erhältst du unsere wichtigsten Infos direkt in deine Mailbox.
Jetzt zum Newsletter anmelden!
Wachstum als Mission
Damit verbunden ist die sogenannte Skalierung, also eine Wachstumsphase. Sie bringt zahlreiche Vorteile mit sich, allen voran ein erhöhtes Potenzial für Umsätze und Gewinne. Dies kann durch die Erschließung neuer Kundensegmente, durch neue Leistungen oder Einnahmequellen gelingen, zudem kann an der Reduzierung für Stückkosten von Produkten oder am Ausbau der Serviceleistungen gefeilt werden. Auch die Markenbekanntheit ist ein entscheidender Faktor, um sich gegen Mitbewerb zu rüsten.
Doch eines ist klar: Risiko ist stets ein Teil dieses Wachstumsprozesses auf verschiedenen Ebenen. Scaleups brauchen die finanziellen Mittel, um mehr Mitarbeiter:innen anzustellen oder Produktionen nach oben zu fahren. Damit verbunden ist der Aufbau der unternehmensinternen Strukturen, der viel Workforce fordert. Ein letzter Schritt im Scaleup-Prozess ist die Internationalisierung, vor allem die unterschiedlichen rechtlichen Anforderungen in anderen Märkten bergen Risiken.
Das ist für Scaleups von Bedeutung
- Aufbau von Entscheidungshierarchien und Führungsmanagement
- Optimierung von professionellen Zahlungssystemen und -prozessen, weil das Transaktionsvolumen steigt
- Fokussierung auf die Customer Experience beim Kauf von Produkten
- Research und Planung von Expansion in andere Länder
- Schaffung neuer interner Positionen für Finance und Personalentwicklung
- Marketingstrategien und professioneller Webauftritt
GRAFIK: TOP 5-Branchen von Scaleups
In diesen 5 Branchen sind die meisten Scaleups in Österreich tätig.
Die Geheimtipps erfolgreicher Scaleups
Die Startup-Szene ist immer auch die Messlatte für die Innovationskraft eines Landes. Wie trägt man richtig vor? Was ist ein guter Business-Plan? Welche Learning-Skills sind wichtig? Die Gründer:innen von refurbed, byrd, GoStudent und waterdrop haben uns Einblick in ihre Erfolgsgeheimnisse gegeben:
Was hättet ihr gerne vor der Gründung eures Unternehmens gewusst?
Kilian Kaminski, Co-Founder von refurbed:
"Wie schwer es ist, nach Rückschlägen weiterzumachen und neu zu kalibrieren, auszuprobieren und zu lernen – denn es sind viele Rückschläge, kleine und große, auf dem Weg der Gründung bis zum Scaleup. Man darf nie den Blick auf das Ziel verlieren; für uns war das klar, messbaren und skalierbaren Impact zu schaffen – dann werden Set-Backs immer weniger relevant, und es ist leichter, sich auf die Erfolge zu konzentrieren. Das war ein hartes Learning!"
Petra Dobrocka, Gründerin von byrd:
"Es gibt uns seit 8 Jahren und unser Geschäftsmodell hat sich in dieser Zeit vollkommen verändert. Da geht es darum, wirklich flexibel zu sein, und Dinge, die nicht funktionieren, wieder über Bord zu werfen, auch dann, wenn viel Energie da reingeflossen ist. Das Learning: Es kommt immer anders, als man denkt, deshalb muss man es immer wieder neu versuchen."
Felix Ohswald, Co-Founder von GoStudent:
"Dass sich die Mitglieder eines Gründungsteams gut verstehen sollten und Ehrlichkeit im Umgang miteinander oberste Maxime sein sollte. Wenn das nicht funktioniert, dann sollte man die Reißleine ziehen, die Probleme wachsen mit der Größe des Unternehmens.
Die zweite wichtige Einsicht: Es geht weniger darum, ein Produkt zu entwickeln, das vom System her funktioniert, sondern ein Produkt, das auch gekauft wird. Insofern: Von Anfang sollten Anwender:innen in den Entwicklungsprozess eingebunden sein, dieser Product-Market-Fit-Zugang ist für den späteren Erfolg ausschlaggebend."
Henry Murray, Founder von waterdrop:
"Erstens: Dass alles, viel länger dauert, als man denkt. Und zweitens: Dass Fokus entscheidend ist. Es gibt so viele tolle Ideen am Weg, die einen ablenken können, ein wichtiger Skill ist es, auch durchaus gute Ideen loszulassen, wenn sie von der ursprünglichen Geschäftsidee abweichen."
Was sind eure Geheimtipps für Gründer:innen?
Kilian Kaminski (refurbed): "Du brauchst eine klare Vision und Mission, um langfristig am Ball bleiben zu können, zudem braucht es Kraft sich, MitarbeiterInnen, PartnerInnen zu motivieren und InvestorInnen von deiner Business-Idee zu überzeugen zu können. Eine Mission schafft Orientierung und Motivation!"
Petra Dobrocka (byrd): "Wichtig ist die Bereitschaft, sein Businessmodell immer wieder zu adaptieren. Es ist ein ständiges Auf und Ab und keine lineare Kurve nach oben. Wir sind jetzt profitabel, aber ich weiß, dass neue Herausforderungen kommen werden."
Felix Ohswald (GoStudent): "Möglichst spät Fremdkapital einsetzen. Aus meiner Sicht ist für ein Startup in der Anfangsphase erst einmal organisches Wachstum wichtig. Erst wenn das Produkt fertig ist, funktioniert und am Markt gut ankommt, macht ein Scaleup mit Fremdkapital Sinn."
Henry Murray (Waterdrop): "Brand-Building ist im Consumer-Bereich der Schlüssel zum Erfolg. Der Aufbau unserer Marke ist von zentraler Bedeutung für uns. Und zweitens: Wir investieren auch stark in die Organisationsentwicklung, die richtigen Leute und die Unternehmenskultur. Wachstum vor allem dann, wenn du die richtigen Mitarbeiter:innen zur richtigen Zeit an der richtigen Stelle hast."
Das Wichtigste in Kürze:
- Der Übergang von einem Startup zu einem Scaleup ist durch schnelles Wachstum, eine wachsende Kundenbasis und etablierte Geschäftsprozesse gekennzeichnet.
- Skalierung bringt Herausforderungen wie die Anpassung des Geschäftsmodells, den Ausbau interner Strukturen und die Internationalisierung mit sich.
- Erfolgreiche Scaleups betonen die Wichtigkeit einer klaren Vision und der Flexibilität, um auf Rückschläge reagieren zu können.
- Erfolgreiche Gründer:innen wie die von refurbed und byrd teilen dort ihre Erfahrungen und betonen die Bedeutung von Ausdauer und Anpassungsfähigkeit im Wachstumsprozess.