"Natürlich ist St. Petersburg das große Ziel"

Vier Lkw-Techniker rittern um das Ticket für die Berufs-Europameisterschaft.


Wer diesen Beitrag lesen sollte:

  • Lehrlinge
  • Ausbildende

Lesedauer:

3 Minuten

AutorIn: Jürgen Zacharias

AustrianSkills in Salzburg i
SkillsAustria

Manuel Fellinger, Matthias Schlögl, Roland Krems und Lukas Strauhs treten bei AustrianSkills im Wettbewerb der Lkw-Techniker an. Wir haben mit den vier Burschen über ihre Begeisterung für den Beruf, ihre Chancen bei AustrianSkills und die Perspektive EuroSkills gesprochen.

"Lkw-Techniker führen Wartungs- und Reparaturarbeiten an Lkw durch. Sie warten und ersetzen mechanische Teile an Fahrwerk, Motor und Bremsen, kümmern sich um elektrische und elektronische Bauteile wie Beleuchtungs-, Zünd- und Startanlagen, Fahrtenschreiber, Bordcomputer, Klima- und Alarmanlagen. Ist es diese Komplexität, die für euch den Beruf so interessant macht?"

Lukas: Definitiv. Ich hatte schon immer großes Interesse an Autos, bin als Kind viel Motocross gefahren, habe Motoren zerlegt und wieder zusammengebaut. Autos waren mir dann unter dem Strich aber irgendwann zu langweilig, zu klein, zu wenig komplex. Mich haben Lkw mehr fasziniert.

Roland: Bei mir war es ähnlich, die Arbeit an so einem großen Fahrzeug macht einfach Spaß.  

Die Teilnehmer:

  • Manuel Fellinger (19) aus Neudörfl, arbeitet bei Iveco Wöllersdorf
  • Schlögl Matthias (20) aus Schwechat, arbeitet bei MAN Leopoldsdorf
  • Roland Krems (18) aus Gloggnitz, arbeitet bei MAN Bad Fischau
  • Lukas Strauhs (22) aus Himberg, arbeitet bei Scania Brunn am Gebirge

"Welche Aufgabenstellungen hattet ihr hier in den vergangenen Tagen bei AustrianSkills zu bewältigen?"

Lukas: Sehr unterschiedliche. Bei einem Auto funktionierte die Zündung nicht, bei anderen hatte das Fahrerhaus keinen Strom, gab es Probleme am Fahrwerk, bei den Bremsen und am Motor.

Manuel: Neben den Hauptfehlern waren immer auch viele kleine Fehler versteckt. Die sind zwar leicht zu reparieren, aber schwer zu finden.


"Wie geht man vor, wenn man die Auswirkungen eines Fehlers zwar kennt, nicht aber seine Ursache?"

Matthias: Möglichst systematisch. Bei dem Lkw mit dem stromlosen Fahrerhaus habe ich zuerst beispielsweise mit dem Batterieprüfgerät überprüft, ob die Batterie überhaupt funktioniert. Schritt für Schritt geht man dann andere mögliche Fehlerquellen durch …

Lukas: … und taucht dabei immer tiefer in die Materie ein. Vom Großen geht es langsam ins Kleine, von der wahrscheinlichsten Ursache eines Problems bis zu den immer unwahrscheinlicheren. Dabei ist es wichtig, "ums Eck" denken zu können. Bei einem Wettbewerb ist man nämlich oft auch mit Fehlern konfrontiert, mit denen man es im normalen Arbeitsalltag eher seltener zu tun bekommt.

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WKÖ/SkillsAustria/FlorianWieser


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"Inwiefern?"

Lukas: Wir hatten hier beispielsweise das Problem einer von innen verstopften Luftleitung. So etwas kommt in der Werkstätte praktisch nie vor und wenn, dann würde man in der Situation einen Kollegen holen, der sich mit dem Problem besser auskennt. Im Alltag fehlt oft die Zeit, um sich lange mit Problemstellungen und ihren Lösungen zu beschäftigen.

 

"Die Zeit ist aber auch hier knapp bemessen, oder?"

Lukas: Das stimmt schon. Aus meiner Sicht ist der Zeitdruck im Unternehmen aber größer. Dort kann ich einem Frächter oder Spediteur nicht sagen, dass die Reparatur seines Lkw nun eine Woche länger dauert, als ursprünglich geplant. Der ist auf das Fahrzeug angewiesen und vertraut darauf, dass er es zur vereinbarten Zeit wiederbekommt.

Matthias: Im Unternehmen spricht man sich bei Problemen daher immer im Team ab und letztlich kümmert sich dann der Mitarbeiter darum, der sich damit am besten auskennt. Das geht hier nicht. Hier liegt es einzig und allein an mir, ob ich das Problem finde oder nicht. Da gibt es niemanden, den ich fragen oder der mir helfen könnte.

"Welche Chancen rechnet ihr euch auf den Sieg bei AustrianSkills aus?"

Matthias: Schwer zu sagen. Wir scheinen alle auf einem sehr ähnlichen Niveau zu sein, das wird sicher eine knappe Entscheidung.

Roland: Definitiv. Mir persönlich ging es bei der ersten Station sehr gut, bei der nächsten Station allerdings wieder weniger. Die hat mich dann wieder auf den Boden der Tatsachen geholt (lacht).

Manuel: Ich finde, dass zwei der fünf Stationen richtig schwer waren. Bei der Fahrzeugelektrik und den Fahrwerkproblemen hat keiner von uns alle Fehler gefunden …

Lukas: … wobei es letztlich auch nicht entscheidend ist, alle Fehler zu finden. Es wird neben dem Sicherheitsaspekt nämlich auch bewertet, wie man an die Fehlersuche herangeht, wie sauber man arbeitet und wie man den Lkw nach der Arbeit hinterlässt. Da spielen viele Facetten eine Rolle.

 

"Angenommen, es klappt hier für euch mit dem Sieg. Wie sehr würde euch eine Teilnahme bei EuroSkills 2023 in St. Petersburg reizen? Eine Teilnahme an WorldSkills 2022 in Shanghai ist ja leider kein Thema, weil der Beruf dort nicht im Programm ist."

Matthias: Ja, das ist schade, aber natürlich wären auch die Europameisterschaften sehr spannend. Ich würde jedenfalls nicht Nein sagen, wenn sich die Möglichkeit zur Teilnahme ergeben sollte.

Lukas: Ich würde mich sehr freuen, wenn es sich dieses Mal ausginge. Ich wurde 2018 bei AustrianSkills bereits Zweiter, damals ging sich die Qualifikation für EuroSkills knapp nicht aus. Es wäre schön, wenn ich das nun nachholen könnte. Die Atmosphäre dort wird sicherlich sehr toll, mit vielen Zuschauern in den Hallen.

Roland: Ich sage auch: Wenn es sich ausgehen sollte, dann fahre ich mit. So eine Möglichkeit bekomme ich in meinem Leben vielleicht nie wieder …

Lukas: … und wie die Vergangenheit gezeigt hat, hätten wir dort ja auch ganz gute Medaillenchancen. Wir haben dort immer ganz gut abgeschnitten. Es zeigt sich immer wieder: die Ausbildung in Österreich ist top!