Seit mehr als 40 Jahren steht das "Vienna International Arbitral Centre", kurz VIAC, Vertragsparteien aus dem In- und Ausland für die Beilegung nationaler und internationaler Handelsstreitigkeiten zur Verfügung. Für Unternehmen hat ein "privates" Schiedsgericht etliche Vorteile.
"Verträge werden im Himmel geschlossen und auf Erden gelebt." – So lautet eine der Grundannahmen im "Vienna International Arbitral Centre" (VIAC), angesiedelt in der Wirtschaftkammer Österreich in Wien-Wieden. Seit seiner Gründung im Jahr 1975 konnte sich das VIAC als eine der führenden Europäischen Schiedsinstitutionen etablieren und unterstützt Vertragsparteien aus aller Welt bei der Beilegung von nationalen und internationalen Handelsstreitigkeiten. "Auch wenn Geschäftsbeziehungen zwischen Unternehmen in den meisten Fällen reibungslos verlaufen, lassen sich Meinungsverschiedenheiten nicht gänzlich vermeiden", sagt VIAC-Generalsekretärin Alice Fremuth-Wolf. Kann die Angelegenheit nicht im Verhandlungsweg zwischen den Geschäftspartnern bereinigt werden, muss sie durch einen Dritten gelöst werden. Eine Möglichkeit ist, die Entscheidung der staatlichen Gerichtsbarkeit zu überlassen. Es gibt aber auch eine Alternative: die Entscheidung durch ein Schiedsgericht.
Für Fremuth-Wolf, die das VIAC seit 2018 leitet, liegen die Vorteile auf der Hand: „Ein Schiedsverfahren ist eine Form der Streitbeilegung, bei der sich die Parteien einigen, dass der Streit nicht von einem staatlichen Gericht, sondern von einem "privaten" Schiedsgericht entschieden wird. Aufgrund der nahezu weltweiten Vollstreckbarkeit eines Schiedsspruchs - im Gegensatz zu einem nationalen Urteil – sind Schiedsverfahren im internationalen Geschäftsbereich nicht mehr wegzudenken. Weitere Vorteile aus Sicht der VIAC-Generalsekretärin: Schnellere und günstigere Verfahrensführung durch den Wegfall des Instanzenzuges, Vertraulichkeit und individuelle Verfahrensgestaltung. So können etwa die Verhandlungssprache und der Sitz des Schiedsgerichts ebenso gewählt werden wie das anwendbare Recht und die Schiedsrichter.
Vienna International Arbitral Centre
Das Vienna International Arbitral Centre (kurz "VIAC") als wichtige österreichische Schiedsinstitution kann sowohl für internationale als auch für österreichische Sachverhalte zuständig gemacht werden; damit wird das Verfahren von einer kompetenten Stelle betreut, die auch bei der Bestellung geeigneter Schiedsrichter unterstützt bzw. diese auch bestellen kann. Dazu ist es lediglich erforderlich, in den Vertrag eine entsprechende Schiedsklausel aufzunehmen.
Schiedsgerichte begleiten VIAC-Generalsekretärin Alice Fremuth-Wolf schon seit ihrer Studentenzeit, in ihrer Dissertation widmete sie sich dem "Schicksal der Schiedsvereinbarung im Zessionsfall". Anfang 2012 kam sie als Stellvertreterin des damaligen Generalsekretärs Dr. Manfred Heider zum VIAC, seit Jänner 2018 unterstützt und leitet sie als Generalsekretärin die Parteien und Schiedsrichter bei der Durchführung von Schiedsverfahren an.
"Als ich bei VIAC begann, ging es mir darum, eine neue Vision für unsere Institution zu entwickeln. Das beginnt bei Kleinigkeiten wie dem Corporate Design, dem Außenauftritt von VIAC, aber auch beim Umgang miteinander innerhalb des Teams", sagt Fremuth-Wolf, die mit Ende 2021 das VIAC-Generalsekretariat verlassen wird. "Ich wollte auch das Bild der Frau in einer Führungsposition verändern und den Weg für die nächste Generation ebnen. Die Schiedswelt ist immer noch sehr Männer-dominiert, aber wir konnten die Anzahl der Frauen bei Schiedsrichterbestellungen durch die Institution in den letzten Jahren stark erhöhen. Darauf bin ich sehr stolz."
Dass Fremuth-Wolf auch nach ihrem Abschied vom VIAC der alternativen Streitbeilegung eng verbunden bleibt, ist sicher: "Jede Form der alternativen Streitbeilegung ist zu bevorzugen, um eine Eskalation von Konflikten zu verhindern und um letztlich den Handel zu fördern. Es ist die primäre Aufgabe von Institutionen wie VIAC, solche Mechanismen anzubieten, Vertrauen in die friedliche Beilegung von Streitigkeiten zu schaffen, und damit zu einer besseren Welt für uns alle beizutragen."