Unternehmen, die junge Fachkräfte für sich gewinnen möchten, sollten in Zukunft vermehrt auf New Work setzen, sagt Unternehmensberaterin Lena Marie Glaser. Diese 5 Profi-Tipps helfen dir dabei.
Die Stimmung in den Recruiting-Abteilungen vieler Unternehmen ist am Tiefpunkt. Ganze Branchen suchen händeringend nach geeigneten Nachwuchskräften. Die Unternehmensberaterin und Buchautorin Lena Marie Glaser ortet am Arbeitsmarkt einen Paradigmenwechsel, der immer mehr Fahrt aufnimmt: "Früher haben sich potenzielle Mitarbeiter:innen bei Arbeitgeber:innen um einen Job beworben. Heute ist es immer öfter so, dass sich Arbeitgeber:innen mit einem attraktiven Jobangebot bei potenziellen Mitarbeiter:innen bewerben müssen und diese dann sehr genau auswählen, für wen sie arbeiten wollen."
Unternehmen müssen also umdenken, um im "War for Talents" nicht unterzugehen. Das Zauberwort dabei lautet immer öfter "New Work". Dabei geht es vor allem um
- mehr Freiräume und Flexibilität
- eine neue Fehler-, Leadership- und Vertrauenskultur
- die Sinnhaftigkeit der Tätigkeit
- die Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben sowie
- Mitbestimmungsmöglichkeiten.
Welche Strategien sollen Betriebe mit Blickrichtung New Work verfolgen? Welche Fehler und Hoppalas unbedingt vermeiden? Hier 5 Tipps von Expertin Lena Marie Glaser:
Tipp #1: Auf den Dialog einlassen
Nur wer weiß, was sein Gegenüber will, kann sich darauf auch einstellen. "Unternehmen sollten im Bewerbungsgespräch also ganz genau hinhören, was Mitarbeiter:innen wichtig ist, ihre Wünsche ernst nehmen und gemeinsam Lösungen finden", sagt Lena Marie Glaser. "Dann hat man einen großen Wettbewerbsvorteil im ,War for Talents‘." Dabei geht es nicht um überzogene Luxusforderungen, sondern Rahmenbedingungen, die eine produktive Zusammenarbeit ermöglichen.
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Jetzt zum Newsletter anmelden!Tipp #2: Neue Wege ermöglichen
Das haben wir immer schon so gemacht! Ein Satz, der die Chancen im "War for Talents" Richtung Null tendieren lässt. Gerade junge Mitarbeiter:innen wollen von Tag eins mitgestalten. Es geht darum, echte Veränderung und Kreativität zuzulassen und die Mitarbeiter:innen zu ermutigen, ihre Ideen einzubringen. Dazu benötigt es eine neue Fehler-, Vertrauens- und Leadershipkultur. "Denn wer Neues ausprobiert, der wird auch Fehler machen. Aber nur so kann Innovation entstehen", sagt Lena Marie Glaser. Das muss allerdings von oben vorgelebt und der Rahmen dafür geschaffen werden.
Tipp #3: New Work für alle
Neue Arbeitsrealitäten sollten in Unternehmen nicht nur für neue Talente gelten, sondern auch für die bestehende Belegschaft. Die Bedürfnisse älterer Mitarbeiter:innen können sich von denen jüngerer durchaus unterscheiden. Sind für die einen flexible Arbeitszeiten wichtig, sind es für andere etwa Maßnahmen zur Gesundheitsvorsorge. "So sind Diversität, Fairness und Transparenz wichtige Aspekte von New Work", so die Expertin.
Tipp #4: Das Gemeinschaftsgefühl fördern
In der Pandemie fühlten sich viele Menschen alleine gelassen, sie sehnten sich nach dem Miteinander und dem sozialen Austausch am Arbeitsplatz. Betriebliche Angebote sind daher zu entwickeln, um den Teamspirit zu fördern, dazu zählen gemeinsame Aktivitäten. Wichtig ist es aber auch, mit den Mitarbeiter:innen gemeinsam Unternehmenserfolge zu feiern und auch in Zeiten der Krise, Wertschätzung und Anerkennung zu zeigen.
Buchtipp
Lena Marie Glaser: "Arbeit auf Augenhöhe"
erschienen im September 2022 im Verlag Kremayr & Scheriau
Tipp #5: Immer glaubwürdig bleiben
Die Gefahr besteht, möglichst viele oberflächliche Maßnahmen zu starten. Doch nur ein strategisches Vorgehen ist zielführend und nachhaltig. Schritt für Schritt sind neue Dinge auszuprobieren, anzupassen und dann zu implementieren. "Wer nur ins Marketing investiert, aber nicht an echter Veränderung und Weiterentwicklung interessiert ist, wird langfristig nicht erfolgreich sein", meint Lena Marie Glaser. "Neue Mitarbeiter:innen merken sehr schnell, wenn sie an der Nase herumgeführt wurden, und sind dann sehr schnell wieder weg."Das Wichtigste in Kürze:
- Die Suche nach Fachkräften wird für immer mehr Unternehmen zur unendlichen Geschichte
- Verantwortlich dafür ist auch eine neue Prioritätensetzung am Arbeitsmarkt
- Nicht mehr Unternehmen wählen ihre Mitarbeiter:innen aus, sondern Mitarbeiter:innen wählen ihre Arbeitgeber:innen aus
- Mit New Work können sich Unternehmen für potenzielle Mitarbeiter:innen interessanter machen und dem Fachkräftemangel entgegen wirken