"Einfach beweisen, dass ich das kann"

Es ist staubig, laut und anstrengend - aber Steinmetze kennen nichts Schöneres.


Wer diesen Beitrag lesen sollte:

  • Lehrlinge
  • Ausbildende

Lesedauer:

3 Minuten

AutorIn: Jürgen Zacharias

AustrianSkills in Salzburg i
SkillsAustria

Normalerweise stellen Steinmetze aus Natur- und Kunststein verschiedene Produkte für den Garten-, Friedhofs- und Baubereich her. Manches Mal rittern sie mit ihren Werkstücken aber auch um Tickets für internationale Wettbewerbe.

"Am Anfang war ich von der Idee Steinmetz zu werden, ja nicht sonderlich begeistert", sagt Juliana Hain und lächelt. "Bei einer Berufsinformationsmesse meinte meine Mutter, ob mich die Arbeit interessieren würde und ich war eher skeptisch." Wie das aber oft so ist im Leben: Aus Skepsis wurde Interesse – aus Interesse Leidenschaft. "Ich habe mich direkt bei der Messe überreden lassen, es zumindest auszuprobieren. Heute bin ich superfroh, dass ich diese Entscheidung getroffen habe. Ich könnte mir keinen interessanteren Beruf vorstellen."

Wir treffen die 19-jährige Oberösterreicherin von der Strasser Steine GmbH an ihrem Arbeitsplatz beim Jungfacharbeiterwettbewerb AustrianSkills im Messezentrum Salzburg. Gemeinsam mit acht anderen Steinmetzen (darunter zwei weitere Frauen) stellt sie sich dort den strengen Blicken der Jury und kämpft sie um ein Ticket für die WorldSkills Shanghai 2022 oder die EuroSkills St. Petersburg im kommenden Jahr. Ihre Aufgabe: Mit Meißel, Knüpfel und Drucklufthammer den Zentralbau einer Kirche im Miniaturformat nachbilden. Steinmetzmeister und Berufsschullehrer Bernhard Hasenöhrl betreut die Teilnehmerinnen und Teilnehmer als Experte: "Gestern mussten sie Schablonen vorbereiten sowie ein Ornament mit Gravur machen. Heute und morgen geht es darum, das vorgegebene Werkstück auf Untersberger Marmor zu übertragen."

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WKÖ/SkillsAustria/FlorianWieser


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Soviel wird schnell klar: Die Arbeit ist eine staubige Angelegenheit, laut und anstrengend. Immer wieder fliegen Steinsplitter und kleinere Brocken an die am Rand der Arbeitsplätze aufgebauten Plexiglasscheiben. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer tragen Brillen und Mundschutz; im Gesicht, auf Armen, Kleidung und Haaren eine feine Staubschicht. "Auf den ersten Blick mag das nicht sehr attraktiv wirken", sagt Bernhard Hasenöhrl. "Tatsächlich verspricht der Beruf aber viel Abwechslung und Befriedigung. Es ist spannend, die Entstehung eines Produktes vom Rohzustand in Form des Steinblocks bis hin zu fertigen Stufen, Böden oder Ornamenten zu begleiten und etwas Langlebiges zu schaffen, das im Idealfall Generationen überdauert."

Die Abwechslung und Vielfalt der Arbeit waren es auch, die Paul Orasche (23) den Beruf haben ergreifen lassen. Damit es aber so weit kommen konnte, musste zuerst der Zufall kräftig Regie führen. "Ich hatte eigentlich schon eine Lehre als Maurer geplant. Aus Bequemlichkeit habe ich dann in der Schule die berufspraktischen Tage bei einem Steinmetz in meiner Umgebung absolviert – ich wollte einfach nicht weit fahren." Schon nach dem ersten Tag war für den Kärntner von der Cekoni Hutter Steinmetzmeister GmbH klar: "Die Maurerlehre ist kein Thema mehr. Ich werde Steinmetz." Bereut hat er die Entscheidung nie. "Warum auch? Ich liebe den Umgang mit dem Material, kann mir nichts Schöneres vorstellen."

Anna Feldbauer von der Kienesberger Steinmetzmeister GmbH & Co KG nickt. Auch sie kam im Zuge einer Berufsmesse auf die Idee Steinmetz zu werden. Die anfängliche Skepsis ihres Vaters bestärkte sie in der Entscheidung noch. "Ich wollte ihm einfach beweisen, dass ich das kann." Wie sie ihre Chancen einschätzt, hier bei den AustrianSkills zu reüssieren und Österreich dann bei den WorldSkills in Shanghai oder den EuroSkills in St. Petersburg zu vertreten? Die 20-Jährige lächelt. "Sagen wir so: Wenn ich die Möglichkeit bekommen sollte, dann werde ich sicherlich nicht nein sagen. Es ist für mich aber auch schon ein Erfolg es bis hierher geschafft zu haben."

Da er für die Erich Reichl GmbH in Salzburg arbeitet, könnte mit Jakob Enzenberger kurioserweise auch ein Deutscher Rot-Weiß-Rot in St. Petersburg vertreten. Für die WorldSkills ist der 23-Jährige bereits zu alt, dort liegt das Alterslimit bei 22 Jahren. Bei den Europameisterschaften dürfen Teilnehmerinnen und Teilnehmer aber auch mit 25 Jahren noch an den Start gehen. "Es wäre mir eine Ehre, Österreich dort zu vertreten", sagt der gebürtige Bayer. Ungewöhnlich: Vor seiner Lehre hat er in Deutschland bereits das Abitur, also die deutsche Matura, gemacht. "Mir lag das Handwerkliche aber immer näher. Daher habe ich dann einige Praktika absolviert und mir unterschiedliche Berufe angesehen. Schlussendlich standen Tischler und Steinmetz zur Wahl. Das langlebigere Material gab dann den Ausschlag."

Egal, wer sich schlussendlich für die internationalen Wettbewerbe in China oder Russland qualifiziert: Er oder sie geht dort in jedem Fall als Mitfavorit an den Start. Bei den vergangenen Großbewerben haben die heimischen Steinmetze immer groß abgeräumt. Im rot-weiß-roten Team gelten sie als feste Medaillenbank. 2012 stellte Team Austria mit Melanie Seidl auch die erste weibliche Steinmetz-Europameisterin.