Wenn es um Österreichs beste Jungfacharbeitskräfte geht, dann ist in Zukunft auch von Optoelektronikern, Robot Systems Integration und Digital Construction die Rede.
Landschaftsgärtner, Fliesenleger, Zimmerer, Spengler, Metallbauer und Kfz-Techniker. Die Liste der Berufe, die im Jänner bei den Berufs-Staatsmeisterschaften AustrianSkills in Salzburg ihre Besten suchten, war lang. Den meisten der insgesamt 32 Berufsfelder gemeinsam ist, dass sie seit vielen Jahren Teil der österreichischen Meisterschaften sind. Ihre Vertreterinnen hatten bei internationalen Bewerben bereits groß abgeräumt – sie sind in der globalen Skills-Bewegung fest verankert.
Bei einem Rundgang durch die Hallen in Salzburg fielen aber auch einige neue Berufe auf. Fünf sind es, die heuer erstmals bei AustrianSkills mit dabei waren und die nach Meinung zahlreicher Expertinnen und Experten vor einer großen Zukunft stehen: Isoliertechnik, Robot Systems Integration und Digital Construction. Erstmals wurde auch die beste Speditionskauffrau oder der beste Speditionskaufmann Österreichs ermittelt. Ebenfalls neu am Start waren Optoelektroniker.
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Opto was? "Der Beruf ist vor allem in Asien groß im Kommen und soll nun auch hierzulande forciert werden", sagt Günter Kapucian, HTL-Lehrer in Mödling, der schon 2020 mit einem fünfköpfigen Schülerteam der Abteilung Mechatronik mit den Vorbereitungen auf die WorldSkills Mitte Oktober 2022 in Shanghai begonnen hat. Kurz umrissen dreht sich dabei alles um Licht, Beleuchtungs- und Displaytechnik. "Optoelektroniker beschäftigen sich mit Aufbau, Installation, Automatisierung und Wartung von Gebäude-, Park- und Straßenbeleuchtungen bis hin zu Beleuchtungskonzepten für ganze Stadtteile. Sie kümmern sich aber auch um digitale Anzeigen, Infodisplays und Videowände. Dazu müssen sie programmieren können, Ahnung von Elektronik, Elektrotechnik und Steuerungs- sowie Netzwerktechnik haben." Klingt komplex? "Ist es auch", sagt Günter Kapucian. "Wir sprechen hier von einem hochgradig spezialisierten Berufsfeld, das vor dem Hintergrund der steigenden Netzauslastung und gewünschten Energieoptimierungen in allen Bereichen ganz sicher eine große Zukunft hat."
Lehre stärken #schaffenwir
Mit der Initiative "Lehre stärken #schaffenwir" bietet die WKÖ den Erfolgsgeschichten der heimischen Lehrlinge, Fachkräfte und Ausbildungsbetriebe eine Bühne. Auch drei Medaillengewinnerinnen und -gewinner der AustrianSkills erzählen hier von ihren Erfolgen:
- Anna Karina rockt die Steinmetz-Welt
- Rot-weiß-rote Lehre auf Gold-Niveau
- Die Leidenschaft zum Beruf machen
Bei AustrianSkills nahmen seine Schüler noch nicht am Wettbewerb teil, es ging vor allem darum, den Beruf der Öffentlichkeit vorzustellen. Die Feuertaufe erfolgt dann direkt in Shanghai – auf der größtmöglichen Skills-Bühne. Verstecken wird man sich dort vor der Konkurrenz aber nicht müssen. Bei einem gut besetzten internationalen Turnier konnte das Team der HTL Mödling zuletzt bereits einen guten zweiten Platz einfahren. Geht es nach Günter Kapucian und seinen Schülern dürfte es in China auf dem Siegerpodest gerne auch noch eine Treppe weiter nach oben gehen. Der Lehrer schmunzelt. "Wir wollen nicht unbescheiden sein", sagt er dann. "Der zweite Platz bei dem Turnier hat aber gezeigt, dass wir international gut dabei sind. Und – ganz wichtig: Der Erfolg hat uns viel Kraft, Motivation und Selbstvertrauen gegeben."
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Auch Robot Systems Integration waren erstmals bei AustrianSkills vertreten – mit einem Wettbewerbsstand mit Roboterarmen, die in sogenannten "Education Zellen" Bauteile greifen, drehen und wieder absetzen. Das alles passiert vollautomatisch, scheinbar ohne jedes Zutun der jeweils zweiköpfigen Teams. "Ganz so ist es natürlich nicht", sagt Manuel Stötzer von der Sterner Werkzeugbau GmbH. "Damit das so funktioniert, müssen die Teilnehmer jede Menge Vorarbeiten leisten. Das erfordert viel Hirnschmalz und harte Arbeit."
Was der Experte damit genau meint? "Aufgabe der Zweierteams ist es, den Roboter so zu programmieren, dass er einzelne Bauteile selbstständig greift und zu einem Zylinder zusammensetzt. Bevor das praktisch realisiert werden kann, ist eine detaillierte Planung und Simulation am Computer notwendig." Dabei geht es auch um Details – etwa bei der Qualitätskontrolle. "Das System muss so aufgebaut sein, dass es mithilfe einer Kamera einen fehlerhaften Bauteil identifizieren kann." Manuel Stötzer weiter: "Streng genommen handelt es sich bei Robot Systems Integration um gar keinen eigenen Beruf, sondern um eine Spezialisierung beispielsweise im Bereich der Mechatroniker oder der digitalen Werkzeugbautechniker."
Die Lehre ist gefragt wie nie
Mit insgesamt 99.925 Lehrlingen ist Österreich auf einem guten Kurs, die Folgen der Corona-Krisenjahre abzuschütteln. 29.730 Lehrlinge im ersten Lehrjahr wurden mit Stand 31. Jänner 2022 in Österreich ausgebildet - das ist ein kräftiges Plus von 6,8 Prozent gegenüber dem Vorjahr.
Aufgrund der fortschreitenden Digitalisierung im Industriebereich – Stichwort Industrie 4.0 – ist die Nachfrage nach entsprechendem Personal laut Stötzer jedenfalls groß. "Schnittstellen und Kommunikation zwischen Maschinen, Field Systemen, Datenanalyse, der IT und dem ,Internet of things‘ spielen eine immer wichtigere Rolle." Um für die Tätigkeit infrage zu kommen müssen Interessenten eine Affinität zu CNC-Steuerungen, Computern, Robotern und technisches Verständnis mitbringen. "Neben der fachlichen Qualifikation sind aber auch Geduld, Ausdauer und die Fähigkeit, mit Ruhe und Beharrlichkeit an einer Sache dran zu bleiben und immer offen für alles zu sein, ausschlaggebend. Der positive Umgang mit Rückschlägen ist ebenfalls essentiell."
Alles entscheidend seien aber zwei weitere Qualifikationen: Kreativität und Problemlösungsbewusstsein. Manuel Stötzer abschließend: "Beim Roboterprogrammieren gibt es nie eine Musterlösung. Es führen immer verschiedene Wege zum Ziel. Die Kunst ist es, aus diesen vielen Wegen den am Ende erfolgversprechendsten auszuwählen und bei Bedarf auch Umwege in Kauf zu nehmen, um schlussendlich zum Erfolg zu kommen."