Programmieren lernen? Kinderleicht!

Wie man heutzutage programmieren lernt.


Wer diesen Beitrag lesen sollte:

  • Wissenshungrige
  • Digital Immigrants

Lesedauer:

4 Minuten

AutorIn: Christian Lenoble

Eine Frau, die ihren Zeitplan auf einem Laptop festlegt i
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Das Klischee vom eigenbrötlerischen Nerd entspricht längst nicht mehr der Realität. Eine Vielzahl von Lernprogrammen macht das Programmieren heutzutage für jede und jeden zugänglich. Nützlich ist es sowohl, um beruflich voranzukommen, als auch um logisches Denken von klein auf zu schulen und private Projekte innovativ umzusetzen.

Verdunkeltes Einzelzimmer als Arbeitsplatz, Fastfood-Reste neben dem an drei Bildschirmen angeschlossenen PC und ein hagerer Protagonist, Typ menschenscheuer Einzelgänger, mit Informatik-Inselwissen – das Klischee vom Software-Programmierer ist ebenso eingängig wie unzeitgemäß. Mit den Bildern aus früheren Tagen hat das, was Unternehmen heutzutage tatsächlich in ihren Entwicklungsabteilungen brauchen, kaum noch etwas zu tun. Kommunikative Skills, um Bedürfnisse von Kunden und Kollegen zu verstehen sowie um Software aus Nutzersicht besser zu machen, gehören längst zum Jobprofil eines guten Programmierers. 

In der Wirtschaft sehr gefragt

Fakt ist, dass Software-Programmierer spätestens seit dem Digitalisierungsboom rund um die Corona-Krise auf dem Arbeitsmarkt gefragter denn je sind – branchenübergreifend und von Unternehmen jeder Größenordnung. In der Regel geht es darum, Leistungsvorgaben von Programmen in eine Computersprache umzusetzen sowie Programme auf Fehler und Benutzerfreundlichkeit zu testen. Spezialisierungsoptionen gibt es zahlreiche. Die Programmier-Palette reicht von betrieblichen Anwendungen und Computerspielen über Apps, Maschinen-/Gerätesteuerungen und Datenbankprogramme bis hin zu Webseiten oder Social-Media-Anwendungen. Gesucht werden dabei nicht nur ausgebildete Informatiker, sondern zunehmend auch Autodidakten. Der Fachkräftemangel in der IT-Branche führt dazu, dass es nachfrageseitig weniger um Menschen mit Titeln, sondern mehr um solche mit faktischen Kompetenzen geht.

WKÖ CodingDay 2021

Der CodingDay der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ) findet heuer zum dritten Mal statt – und wird aufgrund der Vorjahreserfolge im ganzen Land ausgerollt. Erstmals sind im „Coding-Monat“ Oktober Schulen aus ganz Österreich beteiligt. Mit rund 30 Workshops bringen IT- und Educational-Technology-Unternehmen die Themen MINT (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik), Robotik, Künstliche Intelligenz und Coding (Programmieren) in heimische Schulklassen. Auch Kindergärten sind heuer in das Programm eingebunden, das im Rahmen der EU CodeWeek stattfindet – eine europaweite Initiative zur Förderung von digitalen Kompetenzen und Programmieren. Der Countdown läuft auch bereits für den bundesweiten LehrlingsHackathon, der 2021 beim CodingDay in einem neuen Format stattfindet und bei dem Lehrlinge ihre eigenen Apps entwerfen. Angemeldet sind bereits mehr als 140 Nachwuchs-„Hacker“ aus namhaften Unternehmen von A wie A1 bis Z wie Zumtobel. Die Gewinner werden am CodingDay-Finaltag, dem 9. November 2021, im Rahmen eines feierlichen Live-Events in der Wirtschaftskammer Österreich ausgezeichnet.  

Nähere Infos und Anmeldung unter: www.codingday.at

Vom Hobby zur kreativen Leidenschaft

Dass der Erwerb von Programmier-Skills alles andere als ein Nachteil ist, gilt nicht nur für die Berufswelt, sondern auch für all jene, die Interesse am Programmieren als Hobby haben und nicht mehr auf fremde Apps oder Webseiten angewiesen sein wollen. Experten sehen dieses Coding vor allem für Kinder und Jugendliche als ideale Form, spielerisch innovative Lösungen für Aufgaben aller Art zu entwerfen. Es geht um die Freude daran, Probleme in kleinen Schritten anzugehen und eine logische Denkweise zu entwickeln, die in der Folge kreativ einsetzbar ist. Die gute Nachricht: Dafür braucht es heutzutage weder ein abgeschlossenes Studium noch außergewöhnliche Fähigkeiten. Die Kenntnisse für das Programmieren können dank moderner Technologien mittlerweile auf vielen Wegen orts- und zeitunabhängig online erworben werden.

Lernen via App

Wer auf einfachem Weg Coding oder eine neue Programmiersprache erlernen will, dem steht zum Beispiel eine Reihe von Apps zur Verfügung, die sich eignen, um eine solide Grundlage für das Hand- oder, besser gesagt, Kopfwerk zu bilden. Py, Programming Hub, SoloLearn oder Mimo – um nur die bekanntesten zu nennen – lauten die Namen der Anwendungen. Letztere, eine Wiener App, gilt als besonders beliebt bei Menschen, die einen ebenso strukturierten wie spielerischen Zugang zum Lernen schätzen. Die Plattform lehrt das Erstellen von Apps, Webseiten, Hacking und das Automatisieren von Aufgaben auf unterhaltsame Weise. Themen, die normalerweise Bücher, Kurse und Videositzungen füllen, sind in kleine Lektionen zusammengefasst, die nicht länger als eine Minute dauern. Jede Übung enthält eine 140-Zeichen-Einführung, ein Code-Snippet, mit dem man interagieren kann, und sofortiges Feedback nach jeder Interaktion. Wenn die Nutzer die Lektionen abschließen, sammeln sie Punkte, Abzeichen und andere Erfolge. Mimo wendet sich auch an absolute Anfänger – und die nahezu kindlich aufgebaute App versucht, mit viel Farbe und Gamifizierung ihre Nutzer zu erfreuen.


Millionen Handy-Nutzer

„Wir bei Mimo sind davon überzeugt, dass das Programmieren wie kaum eine andere Fähigkeit Türen zu neuen Chancen öffnen kann. Deshalb haben wir uns mit dem Ziel zusammengetan, so vielen Menschen wie möglich den Zugang zum Programmieren zu ermöglichen“, sagt Co-Gründer und Chief Product Officer von getmimo.com Lorenz Schimik. Innerhalb von wenigen Jahren ist es dem Team von Lehrern, Ingenieuren, Strategen und Designern gelungen, mehr als sechs Millionen Menschen für das Coding zu begeistern. Die Mehrheit der Nutzer erlernt es ohne Vorkenntnisse auf dem Handy – und dies in der Regel mit erstaunlichem Tempo. Schon nach einem Tag hat man das Rüstzeug, eine Homepage zu bauen, nach drei Tagen ein Benutzerprofil und nach rund einer Woche eine Landing Page. „Als Programmiersprache empfehlen wir für Anfänger HTML“, so Schimik. Es sei bei Weitem die am leichtesten erlernbare Sprache, die unmittelbar Feedback gibt, es auf einfachem Weg erlaubt, Projekte zu teilen, und sich zudem als Einstieg empfiehlt, um später andere Programmiersprachen zu erlernen. „Mathematikkenntnisse sind dabei vorteilhaft, aber keine Grundbedingung. Auf jeden Fall fördert das Programmieren auf spielerische Art logisches Verständnis und hat so positive Rückkoppelungen mit dem Mathe-Unterricht in der Schule“, so die Mimo-Macher, die zudem ausdrücklich betonen: „Die Zeiten, in denen Coding nur etwas für Computernerds waren, sind passé. Programmieren kann heutzutage jeder lernen, egal wie alt er ist und welche Vorbildung er hat.“