Videogenuss durch Kärntner High-Tech 

Von Netflix bis zur ORF-TVthek: Bitmovin liefert die Streaming-Infrastruktur.


Wer diesen Beitrag lesen sollte:

  • Digital Pioneers
  • Global Player

Lesedauer:

6 Minuten

AutorIn: Connie Wagenhofer

Mann beim Videostreaming i
Envato

Gegründet in Kärnten, erfolgreich im Silicon Valley: Bitmovin hat die Art verändert, wie wir Videostreaming genießen – und dafür einen Emmy bekommen.

Wer sich den Lockdown mit Binge-Watching von Serien auf Netflix versüßt oder sich mit dem Video-Angebot der ORF-TVthek informiert hat, profitiert vom MPEG-DASH-Video-Streaming-Standard. Dieser Videostandard bringt uns Online-Video in der jeweils bestmöglichen Qualität ins Haus und sorgt für eine flüssige Wiedergabe von Streams. An der Entwicklung dieses Standards haben Anfang der 10er-Jahre drei Klagenfurter Nachwuchsforscher mitgewirkt, die bald darauf im Jahr 2013 ihr Unternehmen Bitmovin als Spin-off der Alpen-Adria-Universität gründeten. Heute ist das Unternehmen von Stefan Lederer (CEO), Christopher Müller (CTO) und Christian Timmerer weltweit führender Anbieter von Online-Video-Technologie mit Standorten in Klagenfurt, Wien, Berlin, London, San Francisco und Denver. Für seine Innovationskraft wurde Bitmovin unlängst mit dem Technology & Engineering Emmy® Award ausgezeichnet.

Emmy ist zusätzlicher Ansporn

"Der Emmy reflektiert die Hingabe, die Expertise und das Know-how unseres ganzen Teams und das macht uns sehr stolz", sagt CEO Stefan Lederer im Interview mit news.wko.at. Die Bitmovin-Technologie erhöht die Geschwindigkeit und Qualität der Wiedergabe von Online-Videos und senkt zugleich den Bandbreitenbedarf. Das gelingt mit den drei Produkten von Bitmovin: Video-Encoding bringt das Video ins richtige digitale Format, der Video-Player eröffnet die Möglichkeit, das Video auf jedem Endgerät abzuspielen und Video-Analytics dienen zur Analyse der Streams, um das Streaming laufend verbessern zu können. Kunden wie BBC, ORF, RTL, das Red Bull Media House, die New York Times und viele andere setzen die Bitmovin-Technologie bereits ein.

Damit man im Streaming-Geschäft immer vorne mitspielen könne, müsse man immer am neuesten Stand der Technik sein und vorausschauend handeln. "Genau das versuchen wir jeden Tag und entwickeln Technologien, die erst in drei bis fünf Jahren relevant sein werden wie zum Beispiel der AV1 Video Codec", sagt Lederer. Der Emmy sporne das ganze Team noch mehr an, weiterhin eine Weltklasse-Technologie zu entwickeln "und er wird uns dabei helfen, die besten Talente und Firmen auf Bitmovin aufmerksam zu machen".

Gesamte Software-Entwicklung in Österreich

Mittlerweile fest verankert im Silicon Valley, ist der Standort Österreich nach wie vor sehr wichtig für Bitmovin mit seinen weltweit 150 Beschäftigten. "Unsere gesamte Software-Entwicklung sitzt in Klagenfurt und Wien", sagt Lederer, "wir finden hier sehr talentierte Mitarbeiter, die den Entwicklern im Silicon Valley um nichts nachstehen." Außerdem arbeitet das international ausgerichtete Unternehmen im Projekt ATHENA sehr eng mit der Alpen-Adria-Universität Klagenfurt mit dem Ziel zusammen, Streaming-Technologien deutlich zu verbessern: Die nächste Generation soll den Endnutzern noch hochwertigere Videoerlebnisse bringen und für die Anbieter Speicher- und Vertriebskosten senken.

"Mit Facebook, Google, Amazon und anderen sind wir Mitglied der Alliance for Open Media", berichtet Lederer. "Wir haben uns zum Ziel gesetzt, neue Formate, Codecs und Technologien im Bereich Video zu etablieren." Die Vernetzung mit internationalen Taktgebern ist im Hochtechnologiebereich ein wichtiger Treiber – sowohl für Entwicklung und Vertrieb als auch für Finanzierungen und Förderungen. Die internationale Erfolgsgeschichte von Bitmovin begann durch die Aufnahme beim US-Inkubator-Programm YCombinator. "Dort konnten wir von führenden Unternehmen wie etwa Airbnb, Dropbox und Twitch lernen, wie man aus Technologien ein Produkt entwickelt und wie ein Unternehmen aufgebaut wird", erinnert sich Lederer an die Anfangstage.

Denn kurz zuvor waren die Bitmovin-Gründer noch junger Wissenschaftler gewesen. "Mein Co-Founder Christopher Müller und ich haben damals als Teil unserer Forschung unseren Source-Code und andere Arbeiten auf unseren Blog gestellt", sagt Lederer, "nach einem halben Jahr hatten wir 140.000 Besucher auf der Website." Spätestens da sei klar gewesen, "dass das Ganze sehr relevant ist". Durch Zufall und Glück fanden die Gründer recht bald passende Investoren, auch das AussenwirtschaftsCenter San Francisco unterstützte das Spin-off.

"Können von Klagenfurt aus alles schaffen"

"Wir waren als Forscher sehr viel auf Konferenzen unterwegs, auf denen wir interessante Personen kennenlernen durften, unter anderem auch im Silicon Valley, wo das Networking oft noch einfacher ist und wir dadurch viele Investoren kennenlernten", sagt Lederer. Alles, was man brauche, sei Hartnäckigkeit und Geduld. Auch regelmäßig organisierte Networking-Events der Aussenwirtschaft Austria hätten den Markteintritt in San Francisco um einiges erleichtert. "Die WKO half uns vor allem bei unserem Start im Silicon Valley", sagt Lederer, "aber generell waren die AussenwirtschaftsCenter in den verschiedenen Märkten Anlaufstellen für Fragen und Hilfe." Das habe zum Beispiel in Asien, den USA und Südamerika geholfen. "Wir sind für diese Infrastruktur der WKO sehr dankbar."

"Natürlich ist es ein großartiges Gefühl so stark zu wachsen und auch eine Bestätigung, dass wir von Klagenfurt aus alles schaffen können", sagt Lederer. Das Wachstum bringe aber auch eine große Verantwortung mit sich. "Wir sind daher auch immer auf der Suche nach Leuten mit Erfahrung und Expertise aus unterschiedlichen Bereichen, die motiviert sind und anpacken können", sagt Lederer, "heute schlafe ich definitiv viel besser als zu Beginn, als wir alles noch selbst machen mussten."

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