Greentech, Fintech und die Coronakrise

Wo sind die Chancen? Wo sind die Risiken?


Wer diesen Beitrag lesen sollte:

  • Wirtschaftseinsteiger:innen
  • Umweltbewusste

Lesedauer:

5 Minuten

AutorIn: Jenny Sommer

Foto Mockup mit Solaranlage und Tastatur i
Envato

Smarte Umweltlösungen oder modernste Finanztechnologie - die beiden relativ jungen Wirtschaftssparten boomen. Auch wegen Corona. Welcher der beiden letztlich stärker von der Krise profitiert? Lesen Sie unseren Vergleich!

GREENTECH

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Kurz für Green Technology, also Umweltschutztechnologie.

Bezeichnet Techniken, die das geschädigte Ökosystem positiv beeinflussen wollen.

Mögliche Anwendungsbereiche:

  • Umweltmonitoring (smarte Messstationen)
  • erneuerbare Energie wie Photovoltaik oder Windturbinen
  • Apps, die umweltrelevante Planungen durchführen.

Warum Greentech von der Krise profitiert

  • European Green Deal: Der im Dezember 2019 vor der EU-Kommission präsentierte European Green Deal hat eine große Agenda: Bis 2050 wollen die EU-Staaten dafür sorgen, dass Europa als erster Kontinent klimaneutral wird. Für die Umstellung auf eine emissionsarme Wirtschaft sollen insgesamt 100 Milliarden Euro bereitgestellt werden. Geld, das auch in Greentech fließen wird.
  • Green Recovery: Dieses im April 2020 im EU-Parlament beschlossene klimafreundliche Wiederaufbauprogramm soll in der Covid-19-Krise zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen: Arbeit soll geschaffen und der Klimawandel verlangsamt werden. Die EU 2020/852 Taxonomie-Verordnung sorgt zusätzlich dafür, dass in nachhaltige Projekte investiert wird. 
  • Österreich als Musterland: Alleine in Wien bilden rund 400 Greentech-Unternehmen ein beachtliches grünes Netzwerk. Aber auch in der Steiermark gibt es mit dem Greentech Valley ein Cluster mit 220 Unternehmen. "Wir streben in den nächsten fünf Jahren 1.000 zusätzliche Forscherinnen und Forscher am Standort und 100 Millionen Euro initiiertes Kooperationsvolumen an", formulierte Greentech-Valley-Geschäftsführer Bernhard Puttinger Mitte September 2020 sein superoptimistisches Mission-Statement.

Warum Greentech in der Krise verliert

  • Greentech ist im Kommen: Aber die Strukturen sind noch nicht etabliert – viele Unternehmen haben kaum Rücklagen und geraten während einer Krise leichter ins Trudeln.

FINTECH

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Kurz für Finanztechnologie.

Bedeutet: Hightech trifft Finanzdienstleistungen.

Fintech spielt mittlerweile in alle klassischen Bankbereiche hinein – Sparen, Kreditfinanzierung, Zahlungsverkehr oder Kontoführung.

Mögliche Anwendungsbereiche:

  • Crowdfunding
  • Crowdinvesting
  • mobiles Bezahlen mit dem Smartphone
  • Kryptowährungs-Trading

Warum Fintech von der Krise profitiert:

  • Das perfekte Lockdown-Tool: Von der neuen Bezahl-App bis zu automatisierten Anlageberatungssystemen: Fintech operiert im digitalen Bereich. Anwender können sich am Handy Fondspakete empfehlen lassen, sich an einer Crowdfunding-Kampagne beteiligen oder in Kryptowährungen investieren. Kontaktlos. Von daheim. Schon deshalb profitiert Fintech von der Krise. Zudem haben viele Banken ihren Schalterbetrieb während Corona stark reduziert, sodass auch wenig digitalaffine Kunden Online-Banking für sich entdeckten.
  • Grünes Licht von der FMA: Fintech-Investitionen boomten 2019 mit 138 Milliarden USD weltweit. Aber Vorsicht. 2020 waren die Anleger schon vorsichtiger (siehe Verlust-Prognose unten). Investment-Vorreiter ist Asien. Aber auch in Österreich interessieren sich viele Start-ups für diesen Bereich. Deshalb hat die Finanzmarktaufsicht (FMA) einen Fintech-Navigator eingerichtet, mit dessen Hilfe Gründungswillige die rechtlichen Grundlagen abchecken können.

  • 2008 hat’s gezeigt: Die globale Finanzkrise von 2008 war wie ein Testlauf für die wirtschaftlichen Folgen nach Covid-19. Sie zog enorme technologische Fortschritte nach sich und beschleunigte die Entstehung von Fintechs und digitalen Banken auf der ganzen Welt. Zugleich geraten die Margen klassischer Banken – auch durch die anhaltende Niedrigzinsphase – immer stärker unter Druck.

Warum Fintech in der Krise verliert

  • "Unpersönliche" Techniken dürften nach der erzwungenen Corona-Vereinsamung aber auch viele abschrecken. Die Menschen wollen wieder Kontakt! Ein Bankomat, der Kunden per Gesichtsscan erkennt und ihnen Geld auszahlt, ist nicht die Art von Wiedersehensfreude, die man sich nach dem Lockdown wünscht. Aber auch das ist eben Fintech.

  • Und: Große Namen sind bei Fintech keine Erfolgsgarantie. Die Startschwierigkeiten von Facebooks Eigenwährung Libra sind ein prominenter Beleg dafür.

  • Zudem sprechen erste Zahlen davon, dass Fintech während der Corona-Krise verlor: Im ersten Halbjahr 2020 wurden insgesamt nur 25,6 Mrd USD bei 1.221 Deals in Fintechs investiert, wie aus einem aktuellen KPMG-Report hervorgeht. Das ist nur ein knappes Fünftel des Gesamtvolumens von 2019 und bedeutet: Tendenz fallend.