Nachhaltige Fonds, bessere Renditen

Warum nachhaltige Anlageprodukte krisensicherer sind


Wer diesen Beitrag lesen sollte:

  • Weiterdenker:innen
  • Umweltbewusste

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7 Minuten

AutorIn: Eva Baumgardinger

Elisabeth Müller, Österreich-Chefin von Cleanvest i
Roberto Macciarello

Elisabeth Müller, Cleanvest

Mit Cleanvest bietet das Wiener Impact-Unternehmen ESG Plus eine Rating-Plattform, die Fonds auf deren Nachhaltigkeit untersucht. Österreich-Chefin Elisabeth Müller erklärt, wie das geht.

"Jeder weiß, was in Bioprodukten steckt, ein Aktienfonds war dagegen bisher eine Art Blackbox. Das haben wir geändert." So stellte sich die Ratingplattform Cleanvest 2019 vor. Auf cleanvest.org kann sich jeder kostenlos jene Fonds anzeigen lassen, die zu den ganz persönlichen Werten passen. Konkret möglich sind Investitionen in Gesundheit und Bildung, in grüne Technologien sowie in Unternehmen, die frei von Kinderarbeit sind, die Gleichstellung von Frauen fördern, ohne Atomstrom, Kohle, Öl und Gas auskommen, keine Waffen produzieren, die Rechte indigener Völker nicht verletzen und auf Artenschutz achten. Den Kriterienkatalog hat das mehrfach ausgezeichnete Beratungsunternehmen aus Wien gemeinsam mit NGOs wie Global 2000 und anderen Experten entwickelt.

"Viele Anbieter von Anlageobjekten sagen über sich, nachhaltig zu sein. Sie bieten aber nicht nur eine Übersicht über Fonds, Sie ranken diese auch. Wie funktioniert das?"

Elisabeth Müller:
Wir geben Privatanlegern die Möglichkeit, Nachhaltigkeit selbst zu definieren und somit persönliche Werte in Einklang mit Investmententscheidungen zu bringen. Daher können Fonds nach neun Nachhaltigkeitskriterien, beispielsweise grüne Technologie oder Bildung und Gesundheit, mit einer Filterfunktion gesucht werden. Jedes Unternehmen, das in einem Fonds vertreten ist, wird auf diese neun Nachhaltigkeitskriterien geprüft. Der Gesamtscore setzt sich aus dem Mittelwert aller zehn Kriterienbewertungen zusammen.


"Wer ist Ihre Zielgruppe?"

Unsere Zielgruppe sind vor allem 25- bis 50-Jährige. Vorwiegend handelt es sich hier um Personen, welche sich bereits sehr gezielt mit dem Thema Nachhaltigkeit beschäftigen und daher konsum- und finanztechorientiert sind. Seit Corona sehen wir verstärkt, dass sich auch junge Familien, Studenten und vor allem Frauen mit dem Thema nachhaltiges Investieren beschäftigen und unsere Plattform nicht nur als Entscheidungshilfe verwendet wird, sondern auch, um sich mit dem Thema und dem Fondsmarkt grundsätzlich zu beschäftigen und sich hier Schritt für Schritt an den richtigen Fonds heranzutasten.


"Um die Coronakrise zu bewältigen, fördert die Bundesregierung derzeit stark nach ökologischen Kriterien, z. B. mit der Investitionsprämie. Wie wichtig sind solche Rahmenbedingungen, um Nachhaltigkeit in der Finanzbranche voranzubringen?"

Rahmenbedingungen, die von der Politik neu definiert werden, um eine nachhaltige, aber auch resiliente Wirtschaft zu fördern, sind positive Signale für den Investmentmarkt. Auch schon vor der Coronakrise wurde ein neuer Kurs der Europäischen Kommission im Bereich nachhaltige Geldanlagen eingeleitet, um die Verantwortung der Finanzbranche zur Realisierung des Pariser Klimaschutzabkommens zu gewährleisten. Wir begrüßen die Regularien der EU, die darauf abzielen, globale Kapitalströme umzuschichten, hin zu mehr Klimaschutz und Klimaresilienz. Denn allein innerhalb der Europäischen Union benötigen wir ein jährliches Investitionsvolumen von 260 Milliarden Euro für den Ausbau von erneuerbarer Energie im Sinne einer nachhaltigeren Wirtschaft.


"Wird auch Cleanvest den neuen ökologischen Kurs spüren? Und wie sieht es generell aus, haben Sie den Eindruck, dass Nachhaltigkeit als Kriterium in der Wirtschaft wächst?"

Wir bestimmen hier maßgeblich den Kurs mit. Bei uns werden Privatanleger ermächtigt, selbstbestimmte Investmententscheidungen zu tätigen, sie können somit einen wichtigen Beitrag im Mainstreaming von nachhaltigen Anlageprodukten leisten. Gemeinsam können wir den Ausbau von nachhaltigen Anlageprodukten erzielen und somit Nachhaltigkeit als zentrales Anlagekriterium in der Finanzwirtschaft etablieren.


"Wie hat sich Cleanvest seit dem Start entwickelt?"

Gestartet haben wir mit 3.200 Fonds und konnten diese auf über 4.000 Anlageprodukte und 12.000 Assetklassen ausweiten. Ebenfalls haben wir das Vergleichsangebot im Bereich der ETFs (börsennotierte Fonds, Anm.) gezielt ausgebaut und bieten Bewertungen für ca. 1.500 Produkte dieses Anlagetyps an. Die Abdeckung wird weiter steigen, denn seit November 2020 bewerten wir auch den deutschen Fondsmarkt. Erstanwender ist die Allianz Vorsorgekasse, mit der wir schon im Herbst 2019 eine Kooperation gestartet haben. Am 8. März 2021 nehmen wir "Gleichstellung von Frauen" als zehntes Kriterium auf unserer Plattform auf, aufgrund der großen Nachfrage bei Privatanlegern. 

"Rechnet sich Nachhaltigkeit auch durch Rendite für die Anlegerinnen und Anleger? Ist die typische Rendite mit denen konventioneller Investitionen vergleichbar?"

Aktuelle Studien zeigen, dass 70 Prozent der nachhaltigen Fonds bessere Renditen als konventionelle Fonds erzielen. Die Coronakrise hat uns ebenfalls gezeigt, dass nachhaltige Anlageprodukte krisensicherer und stabiler abgeschnitten haben als konventionelle Fonds. Diese Entwicklung können Privatanleger auch auf Cleanvest verfolgen, wo wir auch die Möglichkeit bieten, Anlageprodukte nach Rendite zu filtern.


"Welche Investitionen mit nachhaltigem Charakter sind derzeit besonders erfolgreich?"

Aus Klima- und Investment-Perspektive sind beliebte Branchen vor allem der Bereich der grünen Technologie sowie weiterhin erneuerbare Energie. Zusätzlich haben wir durch die Coronakrise eine verstärkte Nachfrage von Anlegern in sozialen Branchen, z. B. Gesundheit, wahrgenommen.