Ukraine und die österreichische Wirtschaft

Am 24. Februar 2022 hat Russland die Ukraine angegriffen. Die wirtschaftlichen Auswirkungen sind enorm. Was bedeutet das für Österreich im Jahr 2023? 


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3 Minuten

AutorIn: Lukas Schwaighofer-Fugger

Person am Ende eines Tunnels mit gelbem Boden und blauen Wänden und Decke i
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Handelsbeziehungen Österreich - Ukraine

Die Ukraine ist für Österreich ein wichtiger Handelspartner, insbesondere Rohstofflieferant. 2021 importierte Österreich fast ein Zwölftel aller Rohstoffe aus der Ukraine, mehr als zwei Fünftel aller Eisenerzimporte Österreichs kamen von dort. Von 2021 bis 2022 stieg das Importvolumen aus der Ukraine auf 1 Mrd. Euro (November 2022), ein Plus von 13,9 %, wobei die wichtigsten Importprodukte weiterhin Erze und Metallabfall waren. Das liegt vor allem daran, dass Getreide und Ölsaaten über Österreich exportiert werden.

Die Exporte in die Ukraine sind hingegen kriegsbedingt zurückgegangen. Betrug der österreichische Exportwert in die Ukraine 2021 noch 441 Mio. Euro, ist dieser im Zuge des Kriegs auf 403,4 Mio. Euro gefallen (November 2022). Die wichtigsten Exportgüter sind pharmazeutische und medizinische Produkte.

2022 ist die  um mehr als 30 % zurückgegangen, die durchschnittliche Jahresinflation belief sich auf 20,5 %.

Wirtschaftliche Facts & Figures


Währung: Griwna (UAH)

Einwohner:innen: 41 Mio.

BIP 2021: 199,7 Mrd. USD

BIP pro Kopf: 4.862 USD

Inflationsrate 2021: 9,4 %

Exportquote 2021*:  40,7 %

Importquote 2021*: 41,9 %

Arbeitslosenquote 2021: 8,9 %

* in % des BIP

Quelle: Ukraine Länderprofil, Februar 2023

Österreichische Unternehmen in der Ukraine

Österreich ist mit ungefähr 200 Niederlassungen in der Ukraine vertreten, die in Summe mehr als 3.000 Mitarbeiter:innen beschäftigen. Sie sind unter anderem in den Bereichen Agrar, Gewürze, Agrartechnik und Engineering tätig. Mitte 2021 war Österreich mit einem kumulierten Investitionsvolumen von 1,77 Mrd. US-Dollar (1,62 Mrd. Euro) sechstgrößter direkter Investor in der Ukraine. 

Laut einer WKÖ-Umfrage von Februar 2023 unter 69 Unternehmen - siehe hierzu auch Grafiken - sind 93 % der österreichischen Niederlassungen nach wie vor in der Ukraine aktiv. Davon sind 42 % vollständig operativ tätig, während mehr als die Hälfte mit reduzierter Kapazität weiterarbeitet. Nur 6 % denken über einen Rückzug nach.

Wie sind diese Umfrageergebnisse zu bewerten?

Nach dem russischen Angriff haben wir gesehen, dass die österreichischen Firmen alles daran gesetzt haben, ihre Aktivitäten in der Ukraine fortzusetzen, auch aus Verantwortungsgefühl ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern gegenüber.

Gabriele Haselsberger WKÖ-Wirtschaftsdelegierte in Kyjiw

Wirtschaftliche Folgen

Die Schäden durch den Krieg hat die ukrainische Privatuniversität "Kyiv School of Economics" bereits im September 2022 auf 127 Mrd. Euro geschätzt. Darin sind noch nicht die massiven Zerstörungen durch die russischen Luftangriffe berücksichtigt.

Einer Studie von Weltbank, UNO, EU-Kommission und der Ukraine zufolge wird der Wiederaufbau 411 Mrd. US-Dollar kosten.

Der Krieg führte zu einer Unterbrechung der Lieferketten und erschwerte die  Logistik. Aufgrund der Blockade ukrainischer Häfen mussten Getreide, Stahl etc. größtenteils über die Schiene oder mit LKW und teilweise über die Donauhäfen exportiert werden. Die Grenzübergänge sind überlastet, Personen- und Güterverkehr in der Ukraine eingeschränkt.  

Chancen beim Wiederaufbau

Trotz der anhaltenden Kämpfe findet der Wiederaufbau bereits statt. So werden etwa Wohnbauten repariert und errichtet, die Gesundheitsversorgung wiederhergestellt und Brücken, die Energieversorgung und weitere Infrastruktur wiederaufgebaut. Schon jetzt laufen öffentliche Ausschreibungen für verschiedene Projekte. Für Ausschreibungen der ukrainischen Regierung gibt es eine eigene Plattform.

Anfang Februar hat die ukrainische Regierung die "Agentur für den Wiederaufbau und die Entwicklung der Infrastruktur" gegründet. Der Aufbauplan der ukrainischen Regierung umfasst derzeit rund 850 Projekte.

Bereits jetzt werden konkrete Wiederaufbaupläne erarbeitet und Projekte entwickelt, um nach Kriegsende rasch mit der Umsetzung beginnen zu können.

Gabriele Haselsberger WKÖ-Wirtschaftsdelegierte in Kyjiw

WKÖ-Wirtschaftsdelegierte Gabriele Haselsberger rechnet mit einem durch den Wiederaufbau bedingten Innovationsschub. Beim Wiederaufbau wird vor allem Know-how in den Bereichen Green Energy, im Agrarsektor, in der Renovierung von Wasserleitungen und dem Aufbau der Infrastruktur gefragt.

Österreichische Unternehmen können zum Wiederaufbau beitragen

Österreichische Betriebe sind beim Wiederaufbau mit ihren Produkten und Services in vielen Bereichen gefragt – vom Bausektor über Maschinen und Abwasser-Management bis zum Infrastruktur-Bereich. Das Interesse von Österreichs Unternehmen ist entsprechend groß, wie die internationale Messe

Mitte Februar 2023 in Warschau zeigte: Dort präsentierten rund 40 österreichische Unternehmen ihre Leistungen. Darunter waren beispielsweise Frequentis, Innio Jenbacher, Strabag, Waagner-Biro und VA Tech Wabag.