Elvira Bachinger, Inhaberin von Gutding, einem St. Pöltner Bio-Laden, der laut Eigendefinition "enkeltaugliche Produkte des täglichen Bedarfs" verkauft.
"Was ist in Ihren Augen das Wichtigste beim Gründen?"
Elvira Bachinger:
Vertrauen und eine große Portion Intuition. Ich zapfe vor Entscheidungen sehr oft mein Bauchwissen an. Natürlich muss ich die Dinge dann auch in der Realität überprüfen. Aber nur mit Rechnen und Vernunft geht es für mich gar nicht.
"Welche drei Frauen haben Sie beeindruckt oder inspiriert?"
Vangana Shiva, eine indische Physikerin und Globalisierungskritikerin, die sich für Umwelt und nachhaltige Entwicklung einsetzt. Meine Mutter, die bei Schwierigkeiten gesagt hat: „Es ist immer noch irgendwie gegangen.“ Und meine Tochter. Sie war bei der Geschäftseröffnung 15 und mit ein Grund für mich, beruflich etwas Sinnvolles zu tun. Ich möchte auch etwas dazu beitragen, ihr eine bessere Welt zu hinterlassen, eine töchtertaugliche Welt!
"Welche Eigenschaften helfen Ihnen als Unternehmerin besonders?"
Mein Vertrauen, dass die Dinge sich so entwickeln, wie sie sein sollen. Durch Hindernisse lasse ich mich nicht abhalten, gleichzeitig muss ich nicht an allem festhalten, wenn es einfach nicht mehr passt. Ich bin bereit, über mich selbst zu reflektieren und einzusehen, dass ich auch nicht perfekt bin, aber trotzdem gut genug.
Elvira Bachinger: 3 Tipps für Gründerinnen
- Wo dir das Fachwissen fehlt, suche dir jemanden zur Unterstützung. Für mich war das eine Biobäuerin, die gewusst hat, wie man Lebensmittel richtig kalkuliert.
- Statt einen Kredit bei der Bank aufzunehmen, kannst du auch eine Crowd finden, die an dich glaubt und in dein Unternehmen investiert. Solche Kundenbeteiligungen basieren auf gegenseitigem Vertrauen und sind ein zusätzlicher Motor.
- Behandle deine Kundinnen und Kunden höflich, aber nicht unterwürfig. Es ist wichtig, mit Kunden genauso wie mit Lieferanten eine Beziehung auf Augenhöhe zu haben. Dann läuft das Unternehmen gut.
"Teilen Sie Ihr Wissen und Ihre Erfahrung mit anderen?"
Ja, natürlich. Jeder muss seinen eigenen Weg gehen, aber wenn ich sehe, dass ein Neugründer im Bekanntenkreis auf Probleme zusteuert, sage ich ihm das. Auch Freundinnen, die am Anfang ihrer Selbstständigkeit stehen, gebe ich Tipps. Ich würde mir aber viel mehr Vernetzung in dieser Hinsicht wünschen.
"Wie wirkt sich Corona auf Ihr Unternehmen aus?"
Der erste Lockdown war heftig. Wir haben eine Lebensmittel-, eine Kinder- und eine Modeabteilung. Vier Wochen lang durften wir nur Lebensmittel verkaufen, darauf haben wir aber nur eine sehr niedrige Spanne. Was uns über die Zeit gerettet hat, waren die knapp 500 Masken, die Schneiderinnen in der Region für uns genäht haben – gegen faire Bezahlung natürlich. Die durften wir ja auch verkaufen. Durch den zweiten Lockdown haben wir es dann mit Kundenbeteiligungen geschafft. Inzwischen dürfen wir auch während der Lockdowns Kleidung und Spielzeug verkaufen. Und da wir immer offen haben, sind wir für die Leute hier zum positiven Angelpunkt geworden. Wir spielen Walzer und leben die persönliche Beziehung zu unseren Kunden. Im Vergleich zu anderen geht es uns also gut und ich bin optimistisch.
TIPP:
Das Gründerservice der WKO unterstützt Gründerinnen und Gründer österreichweit auf dem Weg in die Selbstständigkeit. Mit über 90 Standorten und rund 50.000 Beratungen jährlich ist das Gründerservice Österreichs Anlaufstelle Nummer 1 für Gründungen!