EuroSkills 2021 sind vorbei, die Gewinnerinnen und Gewinner ausgezeichnet. Wir werfen mit SkillsAustria-Geschäftsführer Johannes Fraiss einen Blick zurück auf die vergangenen Wettbewerbstage.
"Herr Fraiss, von Donnerstag bis heute haben hier im Messezentrum Salzburg gleich 32 Berufe ihre Besten ermittelt. Wie wichtig ist ein nationaler Fachkräftewettbewerb wie AustrianSkills?"
Johannes Fraiss:
Berufswettbewerbe wie dieser sind eine exzellente Möglichkeit, um Berufe und Berufsbilder in die Öffentlichkeit zu tragen. Dabei ist uns wichtig, dass wir neben den klassischen Berufen wie Tischler, Spengler und Steinmetz regelmäßig auch neue Berufe und Wettbewerbe an Bord holen. Dieses Mal haben wir mit Isoliertechnik, Robot Systems Integration, Digital Construction, Optoelectronics und Speditionskaufmann/-kauffrau gleich fünf neue Berufe am Start. Schade ist nur, dass wir heuer nicht die Emotionen im Drumherum hatten, wie in den vergangenen Jahren ...
Sie sprechen die Corona-Situation an?
Genau. Normalerweise findet AustrianSkills zeitgleich mit der BIM Berufsinfo-Messe und der Bildungsmesse BEST statt. Dann hätten hier tausende Schüler und Interessierte, Freunde und Familien die Teilnehmerinnen und Teilnehmer angefeuert. Aufgrund der Corona-Situation waren heuer leider keine Zuschauer zugelassen – das ist mehr als nur ein großer Wermutstropfen.
"Wie kommt es dazu, dass neue Berufe ins Programm aufgenommen werden?"
Da gibt es zwei Wege: Der erste führt von den internationalen Bewerben EuroSkills und WorldSkills zu uns. Wenn dort neue Berufe im Programm sind, die es bei AustrianSkills noch nicht gibt, dann greifen wir das national auf und überlegen, ob es Sinn macht, sie auch bei uns ins Programm zu nehmen. Das muss aber nicht zwangsläufig der Fall sein.
"Weil?"
Nehmen wir das Beispiel Beauty Therapy – den Beruf gibt es im Wettbewerb von WorldSkills und EuroSkills. In Österreich haben wir diesen Beruf aber nicht, das wäre eine Kombination aus Kosmetik, Fußpflege und Massage. Wichtig bei der Aufnahme eines neuen Berufes ist auch, dass die Berufsgruppe dahintersteht. Nur dann werden wir ausreichend Teilnehmerinnen und Teilnehmer finden.
"Und der andere Weg?"
Der verläuft über die unterschiedlichen Berufsgruppen. Wenn die ihr Interesse bekunden, Teil des Wettbewerbs zu sein, dann unterstützen wir das natürlich. Zuletzt war das beispielsweise bei den Spediteuren der Fall, auf deren Wunsch hin wir einen Berufswettbewerb gestaltet und in das Programm von AustrianSkills aufgenommen haben. Unter dem Strich geht es uns darum die Berufsbilder möglichst attraktiv und modern zu vermitteln – und das gilt auch für die traditionellen Handwerksberufe. In den Köpfen herrschen bei vielen Leuten oft immer noch überholte Bilder, da liegt der Mechaniker immer noch im ölverschmierten Overall unter dem Fahrzeug. Heute arbeiten Mechaniker und Kfz-Techniker aber fast schon mehr mit dem Computer als mit dem Schrauber – das muss man den jungen Leuten aber auch zeigen und vermitteln.
Alle Infos zu AustrianSkills
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"Wie schwierig ist diese Herausforderung bei Berufen wie Grafik Design oder Digital Construction, bei denen die Arbeit ausschließlich am Computer passiert?"
Es ist natürlich nicht immer leicht, die Attraktivität eines Berufes auch angemessen zu transportieren – und ja, das gilt vor allem für die angesprochenen IT-Disziplinen. Wir versuchen aber Präsentationsmöglichkeiten zu finden, beispielsweise mit publikumsgerechten Schaubildern und Übertragungen auf Bildschirmen, um das trotzdem zu schaffen.
"Österreich landete bei den vergangenen Großereignissen im Medaillenranking stets im Spitzenfeld. Waren das Ausreißer nach oben oder sind unsere Fachkräfte wirklich so gut?"
Sie sind wirklich so gut! Gemessen an der Größe unseres Landes gehören wir weltweit zu den erfolgreichsten Nationen. Bei EuroSkills haben wir mehr Medaillen als jedes andere Land geholt, bei WorldSkills landen wir konstant unter den Top Ten. Vor uns stehen dann meist nur mehr Nationen, mit denen wir uns hinsichtlich Manpower und finanziellem Background nur schwer vergleichen und messen können.
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"Lassen diese Erfolge Rückschlüsse auf die Ausbildung in Österreich zu?"
In jedem Fall – internationale Bewerbe sind als Benchmarking zu verstehen und zeigen immer, wo wir mit der Qualität unserer Ausbildung im internationalen Vergleich liegen. Wir nehmen beispielsweise erst seit ein paar Jahren bei den IT-Bewerben von EuroSkills und WorldSkills teil und wussten davor nicht, wo wir international stehen. Das hat sich nun geändert. Nun können wir ganz klar sagen, wo die Stärken unserer Ausbildung liegen, wo wir aber vielleicht auch Schwächen und Nachholbedarf haben. Das versuchen wir natürlich in die Ausbildung rückzuspiegeln und einfließen zu lassen. Was man auch nicht unterschätzen sollte ist der Know-how-Transfer, der rund um solche Großveranstaltungen passiert und von dem schlussendlich nicht nur die Teilnehmerinnen und Teilnehmer, sondern auch die Experten profitieren.
"Sie konnten hier in den vergangenen Tagen vielen Teilnehmerinnen und Teilnehmern bei der Arbeit über die Schulter blicken, mit vielen Experten Fachgespräche führen. Wie hoch war das Niveau? Wie zuversichtlich sind Sie, dass unsere Vertreter dann auch bei WorldSkills im Herbst in Shanghai und bei EuroSkills im kommenden Jahr in St. Petersburg reüssieren?"
Ich habe von praktisch allen Berufsgruppen das Feedback bekommen, dass das Wettbewerbsniveau konstant steigt. Schulen und Unternehmen sehen eine Teilnahme ihrer Schüler und Mitarbeiter bei AustrianSkills immer mehr als Auszeichnung und engagieren sich im Hintergrund verstärkt, um den Teilnehmerinnen und Teilnehmern eine hochwertige Vorbereitung zu ermöglichen. Das macht sich natürlich in den Leistungen bemerkbar. Das Niveau hier war in jedem Fall hoch und ja, es sind unter den Gewinnerinnen und Gewinnern einige Kandidaten, denen wir auch bei den internationalen Großereignissen Einiges versprechen.