Sieg und Niederlage liegen oft nah beieinander. Das gilt auch bei der Beruf-WM WorldSkills: Neben dem Können entscheiden dort aber auch die Frustrationstoleranz und ein kühler Kopf über Erfolg oder Misserfolg.
Eine zu kurz abgeschnittene Holzleiste. Die falsche Farbmischung oder ein Codefehler beim Programmieren. Bei den Berufs-Weltmeisterschaften WorldSkills passieren in der Hektik selbst den besten Teilnehmer:innen unerklärliche Fehler. Allerdings – und das ist die gute Nachricht: Letztlich entscheiden diese Rückschläge nur bedingt über Erfolg oder Misserfolg. Viel wichtiger ist der Umgang damit:
- Führt der eine Fehler gleich zum nächsten?
- Oder lässt sich der Fauxpas ausbessern?
- Die abgeschnittene Holzleiste anleimen?
- Das Codeproblem korrigieren?
Am Ende wird das Team mit der höchsten Frustrationstoleranz an der Spitze stehen.
Experte Erhard List betreut bei WorldSkills das österreichische Mobile Robotics-Duo Marvin Gornicec und Florian Rauch und ist sich sicher: "Natürlich braucht es das nötige Wissen und Know-how, um erfolgreich zu sein – das ist die Grundvoraussetzung." Über Gold, Silber, Bronze oder Edelmetall entscheide letztlich aber der Kopf.
Bei Fehlern ruhig bleiben
"Gerade beim Programmieren sieht die Realität immer anders aus, als die Theorie. Da funktionieren plötzlich die einfachsten Dinge nicht mehr", sagt List. "Die Teilnehmer:innen müssen dann aber trotzdem ruhig bleiben, analytisch Fehlerquellen eingrenzen, Probleme identifizieren und diese rasch lösen."
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Jetzt zum Newsletter anmelden!Unterschiedliche Aufgabenstellungen
Marvin Gornicec und Florian Rauch bekommen es bei ihrem Bewerb von 19. bis 22. Oktober in Bordeaux mit einem Robotic-Anwendungsfall in einer Krankenhaus-Umgebung zu tun. Maurer Kilian Lupinski muss beim Heim-Wettbewerb Ende November in Salzburg hingegen ein kleinformatiges Schichtmauerwerk aufbauen und darin ein vorgegebenes Muster einarbeiten. Dabei kommt es laut seinem Experten Roland Mittendorfer auf vier wesentliche Punkte an:
- Genauigkeit,
- Geschwindigkeit,
- Belastbarkeit und
- den Umgang mit der Stresssituation.
Unser Bewerb dauert insgesamt 22 Stunden – das ist auch für erfahrene Teilnehmer:innen kein Honigschlecken.
Intensive Vorbereitung
Wie aber ruhig bleiben, wenn das Bauwerk noch nicht fertig ist, die Zeit abläuft und Hunderte Zuschauer jeden Handgriff mit Argusaugen beobachten? "Eine gute Frage", sagt Experte Mittendorfer und lächelt. Seine Antwort: "Mit hartem Training. Wir üben im Vorfeld viele Stunden, um in solchen Situationen kühlen Kopf zu bewahren und am Ende des Tages erfolgreich zu sein." Was ein Erfolg für seinen Kandidaten wäre? "Alles unter Top-10 ist gut", sagt Mittendorfer. "Wir schielen aber schon auf die Medaillenränge."
TIPP: Hier findest du eine Übersicht über alle Bewerbe, Termine, Veranstaltungsorte und Ergebnisse von WorldSkills 2022.
Kompliziertes Wertungssystem
Bewertet wird bei WorldSkills übrigens nach dem sogenannten Competition Information System (CIS). Dabei vergibt die Jury pro Teilnehmer:in maximal 100 Punkte, wobei gilt: Je mehr Punkte, umso besser.
Um die Berufe objektiv vergleichbar zu machen, werden die von der Jury vergebenen Punkte anschließend anhand einer Medianformel hochgerechnet. Dabei wird der Teilnehmer, der in der Jurywertung genau in der Mitte des Teilnehmerfelds gelandet ist, auf 700 Punkte gesetzt und die anderen Teilnehmer:innen werden abhängig von ihrer Leistung darüber und darunter gereiht. Die Punktespanne liegt dann schlussendlich meist bei 600 bis 800 Punkten, wobei auch Ausreißer nach oben und nach unten möglich sind.
Das Wichtigste in Kürze:
- Neben dem Können der Teilnehmer:innen entscheiden bei WorldSkills auch andere Faktoren über Erfolg oder Misserfolg.
- Wichtig sind unter anderem Genauigkeit, Belastbarkeit, Geschwindigkeit und eine hohe Frustrationstoleranz.
- Nur wer auch bei Rückschlägen kühlen Kopf bewahrt, wird am Ende ganz oben stehen.