In der IT-Welt führt an Open-Source-Software kein Weg mehr vorbei, denn die Offenheit des Quellcodes ist ein wichtiger Innovationstreiber. Welche Potenziale und Vorteile hat Open Source für Unternehmen?
Der Flug dauerte zwar nur 39,1 Sekunden, er schrieb aber trotzdem Luftfahrtgeschichte – und ohne Open-Source-Software wäre er gar nicht möglich gewesen. Im Sommer 2021 flog der Hubschrauber "Ingenuity" ("Einfallsreichtum") über die Oberfläche des Mars. Es war der erste kontrollierte, angetriebene Flug der NASA auf einem anderen Planeten. Dahinter steckte ein besonderes, außergewöhnlich großes Team. Unterstützt wurde die NASA von etwa 12.000 Entwicklern aus aller Welt. Sie steuerten via Open Source den Code für die Software von "Ingenuity" bei.
Open Source ist (nahezu) überall
Aber auch auf unserem Heimatplaneten gilt: Ob Datenbankprogramme, Schreib- oder Grafikanwendungen, Webdienste oder das Serverbetriebssystem – ohne Open-Source-Software läuft in den meisten Unternehmen nicht mehr viel. In den 80er-Jahren prägte noch kommerzielle, proprietäre Software die IT. Die Hersteller schützten ihre Software als geistiges Eigentum, wodurch außenstehende Entwickler keinen Einblick in den Quellcode erlangten. Mit der Jahrtausendwende etablierte sich Open Source als Alternative. Dabei liegt der Quellcode offen – jeder darf ihn verwenden und bearbeiten, um damit eigene Lösungen zu entwickeln. Heute gibt es diese strikte Zweiteilung zwischen "proprietär" und "Open Source" in dieser Form nicht mehr, da eine klare Grenzziehung nicht länger möglich ist. 96 Prozent der veröffentlichten Software-Anwendungen beinhalten einen Open-Source-Code – so das Ergebnis einer Untersuchung des Analysehauses Synopsis.
Treiber der Digitalisierung
In den vergangenen Jahren hat sich Open Source zu einem wichtigen Treiber der Digitalisierung entwickelt. Die namensgebende Offenheit steigert das Innovationspotenzial. Entwickler können mit Open-Source-Software flexibler experimentieren und testen. Durch den direkten Zugriff auf den Quellcode ermöglicht Open Source umfassende Anpassungen. Nach Angaben des Beratungsunternehmens McKinsey sind Unternehmen, die Open Source einsetzen, um 30 Prozent innovativer. "Open Source kann das Entwicklungstempo gerade rund um neue Technologien wie Künstliche Intelligenz, Datenanalysen und Blockchain erhöhen", sagt auch Achim Berg, Präsident des deutschen Digitalverbands Bitkom. Für Marianne Janik, Chefin von Microsoft Deutschland, ist Open Source "das vielleicht mächtigste Kollaborationstool der Welt".
Das sind die konkreten Vorteile von Open Source für Unternehmen
- Open Source erlaubt die maßgeschneiderte Anpassung von Anwendungen an eigene Bedürfnisse für den spezifischen Einsatzzweck im Unternehmen.
- Durch bestehende Open-Source-Software wird die Neu- und Weiterentwicklung von Software stark vereinfacht.
- Entwickler können auf eine Vielzahl von erprobten und bewährten Komponenten, Modulen und Bibliotheken zurückgreifen und so das Entwicklungstempo erhöhen.
- Eine Weiterentwicklung setzt dort an, wo in der Praxis Bedarf besteht.
- Wissensaustausch in der breiten und aktiven Community: Open Source lässt Schwachstellen rascher erkennen und Angriffsstellen leichter ausmerzen.
- Die Nutzung der meisten Open-Source-Produkte ist ohne Lizenzgebühren möglich.
- Hohe Kompatibilität von Open-Source-Produkten mit anderer Software durch die offene IT-Landschaft.
Weitere Informationen über Open Source, Success Stories und ein österreichweites Verzeichnis von Open-Source-Experten finden Sie auf der Webseite der Open Source Experts
Von 65 Millionen Entwicklern profitieren
Open Source lebt vom Engagement der Community. Auf GitHub, der führenden Entwicklerplattform für Open-Source-Software, tummeln sich mehr als 65 Millionen Entwickler, die dort ihren Code veröffentlichen. Mehr als 70 Prozent der Fortune-500-Unternehmen nutzen diese Plattform. Eine Bitkom-Umfrage zeigt: Je größer das Unternehmen, desto eher baut es auf Open-Source-Lösungen. Kleine Unternehmen nutzen das Potenzial von Open Source hingegen weniger. Dabei zeigt sich außerdem: Strategisch arbeiten nur die wenigsten Unternehmen mit diesem Thema. Lediglich ein Fünftel verfügt über eine Open-Source-Software-Strategie.
Die Software ist häufig das Herzstück und das Differenzierungsmerkmal eines Unternehmens. Und wer Open-Source-Software nutzt, steht auf den sprichwörtlichen Schultern von Riesen. Schließlich kann man alles nutzen, was die Open Source Community bereits entwickelt hat. „Es gibt nicht den einen Vorteil von Open Source. Open Source bietet eine ganze Reihe von Vorteilen, wobei es sehr auf den Einsatzkontext und das Unternehmen ankommt“, sagt Bitkom-Präsident Achim Berg. Es geht bei Open Source aus Anwendersicht darum, aus einer Vielzahl verfügbarer Optionen die optimal passenden Lösungen zu konfigurieren. Flexibilität und Interoperabilität sind entscheidend.