Österreich ist Heimat von einigen der heißesten Projekte der Krypto-Branche. Welche Startups du abseits von Bitpanda und Coinpanion kennen solltest und wie sich Österreich zum gefragten Standort für Kryptowährungs-Dienstleister entwickelt hat, erfährst du hier.
"Hodl dich fest – die Zukunft des Investierens ist da" steht auf großen Werbeplakaten, die gut sichtbar in Wien und anderen Städten platziert sind. Kein Schreibfehler, denn „hodln“ ist Krypto-Slang für das Halten von Kryptowährungen bis zu einem Zeitpunkt, an dem die Kurse "to the moon" steigen. Verantwortlich für diese Werbung ist Bitpanda, das erste österreichische Unicorn und eine der weltweit größten Krypto-Börsen. Das wertvollste österreichische Unternehmen dieser Branche ist aber bei Weitem nicht das einzige: In den letzten Jahren ist in Österreich ein ganzes Ökosystem an Kryptoasset-Unternehmen entstanden.
Rebranding zur NFT-Börse: Limewire kommt zurück
Eine der kuriosesten Geschichten des Krypto-Zirkus schreiben aktuell zwei Brüder, die die in den frühen Nullerjahren populäre Tauschbörse Limewire zum NFT-Marktplatz umfunktionieren. Mit prominenter Unterstützung der globalen Kryptowirtschaft gingen Julian und Paul Zehetmayr mit einem "Private Token Sale" – dem initial public offering (IPO) der Krypto-Branche – in die erste Finanzierungsrunde und sammelten knapp 10,4 Millionen US-Dollar ein. Genutzt werden soll das Kapital zum Aufbau eines modernen NFT-Marktplatzes mit Fokus auf Musik-Collectibles – passend für eine Plattform, die einst im Windschatten von Napster zum Albtraum der Musikwirtschaft wurde.
Coinpanion bringt Indizes in die Kryptowelt
Ein beliebtes Finanzinstrument für klassische Anleger:innen sind ETF-Fonds, die nicht den Kurs von einzelnen Aktien, sondern von ganzen Sektoren abbilden. Das breit gestreute Portfolio wird damit unabhängiger von einzelnen Aktien und gleicht Kursverluste bei Einzelwerten aus. Das 2019 in Wien gegründete Startup Coinpanion möchte diesen Ansatz in Krypto-Investments bringen und schloss dafür im April 2022 eine Seed-Finanzierungsrunde mit 5,5 Millionen Euro ab. Die Investoren sind keine unbekannten: Neben Hansi Hansmann und Florian Gschwandtner (Runtastic) brachte auch Michael Pötscher (ehem. Bitpanda) Kapital in das Fintech ein. So wollen die Gründer Anleger:innen mit aktiv gemanagten Fonds überzeugen und die mühsame Suche nach lohnenden Einzelwerten auf ein Minimum zu reduzieren.
Die neue Generation der Krypto-Startups
Und wer sind nun die Unternehmen, die den Kryptoasset-Cluster bilden? Für einen vollständigen Überblick sind es schon zu viele, aber diese 7 solltest du ganz besonders im Auge behalten:
- Blockpit aus Linz vertreibt Software, die Krypto-Tradern bei ihrer Steuererklärung und der Aufzeichnung ihrer Transaktionen hilft – in Europa und den USA.
- Coinfinity aus Graz ist der erste Bitcoin-Broker Österreichs und hat gemeinsam mit der Staatsdruckerei auch eine "Card Wallet" entwickelt, eine sichere Lagermöglichkeit für Bitcoin und Ethereum in Form einer Scheckkarte.
- Meta Nanos ist ein NFT-Startup, welches Online-Gaming mit dem Metaverse verbindet. User:innen können NFT-Avatare – die „Nanos“ – kaufen und mit diesen mit anderen Nutzer:innen gegen Geld spielen.
- artèQ war Mitinitiator des Klimt-NFT des Belvedere-Museums, bei dem Einzelteile des Kusses von Gustav Klimt als NFT verkauft wurden. Das Startup möchte analoge Kunstwerke über die Blockchain auch in der digitalen Welt zum Kauf anbieten.
- The House of Nakamoto eröffnete 2017 als Österreichs erstes Ladengeschäft für Bitcoin am Schottenring in Wien. Mittlerweile gibt es eine zusätzliche Filiale in Amsterdam, weitere sind geplant.
- Brickwise aus Graz macht den Handel mit digitalen Immobilienanteilen über die Blockchain möglich, welche als eine Art digitales Grundbuch fungiert.
- Salamantex aus dem kleinen Pixendorf südlich von Tulln hat sich auf Bezahllösungen für digitale Währungen spezialisiert und bietet zum Beispiel Soft- und Hardware für den Point of Sale.
Gut vernetzte Krypto-Szene
Aber woran liegt es, dass Österreich – nicht unbedingt als Land der Fin-Techs bekannt – zu einem Hotspot der Krypto-Szene geworden ist? An besonders lockeren Regulatorien liegt es nicht, sagt Thomas Moth, Geschäftsführer des Fachverbands der Finanzdienstleister. "Österreich ist nicht die Caymen Islands der Krypto-Branche. Im regulatorischen Bereich hat Österreich auch gar nicht viel Spielraum, der liegt großteils bei der EU." Bitpanda habe als Vorreiter aber viel in die Erfüllung der regulatorischen Vorgaben investiert – und dass sich das Finanzministerium bereits mit der steuerlichen Behandlung von Krypto-Assets auseinandergesetzt hat, gibt Unternehmen Sicherheit.
Noch gewichtigere Pluspunkte für den Standort sind aber das große Forschungsnetzwerk und der Know-how-Transfer in der Branche. Österreich ist ein kleines Land, und der Kontakt zwischen Startups und Investoren ist schnell hergestellt. Außerdem hat Österreich interdisziplinäre Forschungszentren, zahlreiche Universitäten und Fachhochschulen, die im Krypto-Bereich forschen und Unternehmen vernetzen. Von dieser Vernetzung profitieren aufstrebende Krypto-Player, die mit Innovation und Tatkraft neue Geschäftsmodelle entwickeln.
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