Darum lohnt sich Nachhaltigkeit für Unternehmen

Fünf gute Gründe, warum sich Unternehmen mit Nachhaltigkeit beschäftigen sollten.


Wer diesen Beitrag lesen sollte:

  • Upcycler:innen
  • Umweltbewusste

Lesedauer:

4 Minuten

AutorIn: Wendy Wilhelm

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Umdenken braucht Zeit. Doch ist der Schritt erst einmal getan, merken viele Unternehmen: Nachhaltigkeit lohnt sich. MARI€ zeigt fünf Beispiele, wie das geht. 

  • Nachhaltigkeit stärkt traditionelle Betriebe 
    Nehmen wir die Lenzing AG aus dem oberösterreichischen Hausruckviertel. Seit den 1960er-Jahren fertigt sie die besonders weiche Faser Lyocell alias Modal, die sie sich unter dem Namen Tencel als eigenes Markenzeichen eintragen ließ. Im Zuge der Nachhaltigkeit boomt dieser Stoff: Denn das aus Buchenfasern gewonnene Lyocell ist in der Herstellung ressourcenschonender als etwa Baumwolle (die aus Übersee importiert werden muss). Die Lenzing AG verarbeitet Holz zu Zellstoff und bereitet es in Lenzing selbst in einem chemischen Prozess auf – was jede Menge CO2 spart. Zu den Großkunden der Buchenfaser gehört das Öko-Portal Hessnatur.

  • Glaubwürdigkeit ist Trumpf
    Wer glaubwürdig nachhaltig agiert, bindet auch konsumkritische Kunden: So gesehen beim Diskonter Hofer, dessen Bio-Eigenmarke „Zurück zum Ursprung“ 2006 mit einer kleinen Auswahl von Milchprodukten startete. Heute umfasst das Sortiment, das für die strengen, externen Kontrollen mehrfach ausgezeichnet wurde, 450 verschiedene Produkte. „Zurück zum Ursprung“-Erfinder Werner Lampert lag voll im Trend. Denn Umfragen zufolge konsumiert rund die Hälfte aller Österreicher täglich oder zumindest mehrmals wöchentlich Bio-Lebensmittel, Tendenz steigend.

  • Recycling als Verkaufsargument 
    Viele Produkte waren bisher möglichst aufwendig verpackt. Nicht zuletzt, weil es die Kunden so wollten. Nun ändert sich das Kaufverhalten. In einer aktuellen Umfrage der chemischen Industrie sprachen sich 76 Prozent der Kundinnen und Kunden für vollständig recycelbare Plastikverpackungen aus. Die Verpackungen, die wiederum aus dem so recycelten Material hergestellt sind, erkennt man an ihrer rauen Oberfläche. So spart die Industrie Material, der Kunde freut sich, die Umwelt dankt. Wermutstropfen: Der aktuelle Ölpreisverfall verpasst der Rentabilität von Recyclingplastik einen Dämpfer.

  • Ökostrom günstiger als gedacht
    Sie haben als Unternehmerin oder Unternehmer auf neue Energien gesetzt? Gut so: Denn aktuelle Studien zeigen, dass Wind- und Solarenergie um 20 bis 50 Prozent günstiger sind, als man noch vor wenigen Jahren annahm. In Großbritannien werden diese Zahlen gerade untersucht – und könnten Signalwirkungen für andere Länder haben.

  • Nachhaltige Produktion rechtfertigt höhere Preise 
    Wann haben Sie sich zuletzt über die 4-Euro-Butter im Bio-Laden geärgert? Aber so ist das eben: Eine aufwendigere Produktion rechtfertigt höhere Preise. 78,3 Prozent der Österreicherinnen und Österreicher würden für nachhaltig produzierte Produkte vom Fleck weg mehr bezahlen. Das Gleiche gilt für fair gehandelte Produkte (73,1 Prozent). Und, jetzt wird’s spannend: Über die Hälfte der Befragten (54,6 Prozent) würde sich Waren, die bewusst wenig oder gar keine Verpackung aufweisen, mehr kosten lassen als ein gleiches, aufwendig verpacktes Produkt – siehe Punkt 3 unserer Liste. Weniger bringt mehr? Klingt vernünftig. Für die Umwelt – und für die Unternehmer auch.

„Nachhaltigkeit“ – sagt man das noch? 

Manche halten den Begriff mittlerweile für abgedroschen, andere für ein Gummiwort, das von Werbetreibenden beliebig interpretierbar ist  (Stichwort: Greenwashing). Und dennoch: Eine bessere Beschreibung für ein Wirtschaften, das zugleich sozialverträglich, fair und ressourcenschonend ist, haben wir im Deutschen nicht. Im Jahr 2016 definierten die Vereinten Nationen übrigens 17 Ziele für eine nachhaltige Entwicklung, nachzulesen hier.

Wussten Sie, dass … 

… der Begriff Nachhaltigkeit ursprünglich aus der Forstwirtschaft stammt? Zu Beginn des 18. Jahrhunderts brauchte man in Sachsen enorme Holzmengen für den Bergbau. Entsprechend wurde die Devise ausgegeben, jeweils nur so viele Bäume zu fällen, wie rechtzeitig für den nächsten Bedarfsfall nachwachsen könnten: Eine „nachhaltende Nutzung“. Ausschlaggebend waren damals wohlgemerkt rein ökonomische Interessen. Erst in den 1970er-Jahren tauchte der Begriff im Zusammenhang mit dem Umweltschutzgedanken wieder auf (siehe die legendäre Weltwirtschaftsstudie „Grenzen des Wachstums“).