Drei Betriebe aus Niederösterreich und Wien zeigen vor, wie man die Impfrate mit guten Konzepten in die Höhe treibt.
Ein Plakat in den Betriebsräumen der Druckgießerei Dynacast im niederösterreichischen Weikersdorf erregt derzeit besonders viel Aufmerksamkeit unter den Mitarbeiter:innen: Alle, die bis 23. Dezember 2021 voll immunisiert sind, bekommen einen Tag Urlaub geschenkt. Zusätzlich gibt’s eine Impflotterie, bei der man Einkaufsgutscheine im Wert von 50 bis 3.000 Euro gewinnen kann.
"Durch den Aushang geht wieder Bewegung durch die Unschlüssigen, und die ersten Impfmeldungen werden an das Personalbüro gemeldet", sagt Dirk Bredtmann, der bei Dynacast als Sicherheitskraft auch für die Covid-Impfung zuständig ist. Bei Dynacast wird die betriebliche Impfung in Zusammenarbeit von der arbeitsmedizinischen Betreuung angeboten. Von den 500 Beschäftigten sind bereits 70 % voll immunisiert. Das sind rund 5 % mehr als die Quote an Vollimunisierten von 65 % im Bezirk Wiener Neustadt. Und demnächst können sich schon geimpfte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Betrieb den Booster abholen.
Noch 15 % bis zum Impf-Ziel
Für die Österreich-Niederlassung des internationalen Konzerns hat eine möglichst hohe Durchimpfungsrate den höchsten Stellenwert: "Hauptziel muss es sein, in ein normales Leben zurückzukehren", sagt Bredtmann, "die Pandemie betrifft uns alle, im Besonderen die Produktionsbetriebe." Ausfälle der Belegschaft müssten kompensiert und Auftragsschwankungen organisiert werden. "Wir setzen alles daran, mindestens 85 % unserer Belegschaft als geimpft vermerken zu können", erklärt Dynacast-Geschäftsführer Michael Knecht.
Impfung als Teil eines Gesamtkonzepts
Diese Quote hat das Unternehmen Codico, das elektronische Bauteile vertreibt, in Perchtoldsdorf bereits überschritten. "Durch die betriebliche Impfung haben wir eine Durchimpfungsrate von 92 % erreicht", sagt Marlene Giesinger, Mitarbeiterin im Qualitätsmanagement bei Codico.
Dort bereitet man sich gerade auf die Booster-Impfungen nach den Weihnachtsferien vor. "Das sind dann genau die sechs Monate, die bei dem Impfstoff empfohlen sind", sagt Giesinger. Wie schon bei der Vollimmunisierung im Frühjahr können sich Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit ihren engsten Angehörigen die schützende Impfung direkt in der betriebseigenen Impfstraße abholen.
Spezielle Anreize hat das Unternehmen nicht gesetzt, um die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu überzeugen. "Unsere Werte – Verantwortung, Dynamik, Familie – zählen", sagt Marketingleiterin Birgit Punzet, "wir leben im Unternehmen familiäre Werte." So habe die Geschäftsleitung die Verantwortung ernst genommen "und wir haben es mit Verantwortung gedankt und haben uns impfen lassen".
Sicherheitskonzept noch vor Patient 0
Bereits sehr früh hat das Unternehmen auf Aufklärung und Sicherheitskonzepte gesetzt. "Dadurch, dass wir eng mit asiatischen Herstellern zusammenarbeiten, in Italien ein Büro betreiben und überhaupt international aufgestellt sind, sind wir schon sehr früh aufmerksam geworden", sagt Giesinger.
Noch vor dem ersten Lockdown hatte Codico bereits ein Corona-Konzept, um die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu schützen. "Wir haben sehr früh Homeoffice forciert und mit einer betrieblichen Teststraße begonnen", sagt Giesinger. "Die Impfrate bei uns ist so hoch, weil die Geschäftsführung von Anfang an den Weg mit uns gegangen ist – bis zur Impfung", sagt Punzet, "das Vertrauen war bereits aufgebaut."
Aufklärung und Vertrauen zur Erhöhung der Impfrate
Lange vor der Impfstraße hatte die vertraute Betriebsärztin individuelle Impfaufklärungsgespräche angeboten und sämtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in einem faktenbasierten Vortrag informiert. Alle konnten sich so selbst eine fundierte Meinung bilden – und haben sich bis auf wenige Ausnahmen für die Impfung entschieden. Der Impftag sei ein positiver Tag gewesen. "Wir haben uns gefreut, uns - natürlich unter Einhaltung aller Vorsichtsmaßnahmen - zu sehen und eine angenehme Atmosphäre geschaffen", sagt Punzet, "wir waren stolz darauf und haben an einem Strang gezogen."
Für Codico hat sich das gesamtheitliche Corona-Sicherheitskonzept auch wirtschaftlich gelohnt. Man sei bisher sehr gut ohne Clusterbildungen durch die Corona-Pandemie gekommen, das sei wichtig, denn "Lager und Logistik – das muss einfach funktionieren."
Impfen im Betrieb
Alle Informationen zu Voraussetzungen und Rahmenbedingungen für Impfmöglichkeiten in Betrieben findest du hier.
Systemrelevante Kräfte schützen
Beim Facility-Manager Simacek ist die Gesundheit der Mitarbeiter:innen in der Konzernpolitik fest verankert. "Daher war die Firmenphilosophie im Vorhinen bereits eindeutig auf den Gesundheitsschutz, in diesem Fall durch die Impfung, ausgerichtet", sagt Ina Pfneiszl, Leiterin für Strategisches Marketing und Nachhaltigkeitsmanagement. Durch konsequente Aufklärung hat Simacek eine Impfquote von 87 % im Verwaltungsbereich erreicht, bei den Reinigungskräften sind es mit 74 % auch deutlich mehr als der österreichische Durchschnitt.
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Simacek sind unter anderem in Krankenhäusern und Pflegeheimen tätig und zählen somit zu den systemrelevanten Kräften. "So konnten wir sehr viele bereits zu Beginn der Aktion ‚betriebliches Impfen‘ zur Impfung anmelden", sagt Pfneisl. Doch Termine allein reichen nicht. Die hohe Durchimpfungsrate bei Simacek liegt vor allem an der kontinuierlichen Aufklärung aller Mitarbeiter:innen über verschiedenste Kanäle.
Mehrsprachige Informationen und Inklusion-Scouts
Simacek beschäftigt Menschen aus über 40 Nationen. Daher wurden Texte in Infomails und Briefen, auf Poster und Flyer in mehrere Sprachen übersetzt. Auch persönliche Kommunikationswege haben zum Impferfolg bei Simacek beigetragen: Direkte Vorgesetzte haben zur Aufklärung ebenso beigetragen wie das hauseigene soziale Netzwerk der Inklusion-Scouts, die für die betriebliche Gesundheits- und Sozialberatung eingesetzt wurden.
"Ein großer Faktor war auch unsere Teststrategie mit 3 Tests in der Woche durch unsere arbeitsmedizinische Abteilung", sagt Pfneiszl, "bei jeder Testung nutzen wir die Gelegenheit, die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auf die Impfung anzusprechen und gegebenenfalls Verunsicherungen im persönlichen Gespräch aufzulösen."
Krankenhausaufenthalte vermeiden als Impfmotiv
"Die größte Motivation war das in Aussicht gestellte weitaus verminderte Risiko eines Krankenhausaufenthalts oder sogar einer intensivmedizinischen Betreuung", sagt Pfneiszl. Der Betrieb habe die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter daher auch aufgeklärt, was es bedeutet, auf einer Intensivstation zu liegen "und wie sich das restliche Leben nachhaltig verändern kann, auch wenn man die Intensivstation überlebt hat".
Bisher ist das allen Simacek-Beschäftigten erspart geblieben. Nur wenige seien an Corona erkrankt, niemand habe einen schweren Verlauf gehabt, sagt Pfneiszl. Dadurch konnte der Geschäftsbetrieb durchgehend aufrechterhalten bleiben. "Wir mussten keine ganzen Abteilungen in Quarantäne schicken", berichtet Pfneiszl vom Erfolg der Corona-Strategie.
Die bereits aufgebauten Kanäle und auch die Terminkoordination, bei der die Abteilung der Integrierten Managementsysteme Termine für die Impfwilligen vergibt, werden nun auch für die dritte Impfung genutzt. "Das wird sehr wohlwollend angenommen", sagt Pfneiszl.