Eine Top-Qualifikation, aber kein Netzwerk? Das ist das Problem vieler ausländischer Fachkräfte. Abhilfe schafft gezieltes Mentoring.
Mit dem Traum, sich eine Karriere in der IT aufzubauen, kam Agnesa Kasumaj Muciqi Anfang 2020 aus ihrer Heimat Kosovo nach Österreich. "Es war nicht so einfach, sich im Corona-Jahr auf ein neues Land einzustellen, vor allem nicht, einen Job zu finden", sagt die 28-jährige studierte Informatikerin.
Vom AMS bekam die junge Frau den Tipp, sich für das Programm "Mentoring für MigrantInnen" anzumelden. Kasumaj Muciqi wurde aufgenommen und fand das perfekte Mentoring-Match in Nikola Rupcic, der als Senior System Engineer bei der Frequentis AG tätig ist. "Mein Mentor arbeitet in dem gleichen Bereich, für den ich mich auch interessiere", sagt Kasumaj Muciqi, die durch mit Hilfe von Rupcic ihren "Dream Job" gefunden hat und seit vier Monaten als Test Engineer bei PDTS, einer Frequentis-Tochter für Kommunikationssysteme, beschäftigt ist.
Ausländische Fachkräfte für heimische Unternehmen
Dieses Beispiel zeigt, was das Programm „Mentoring für MigrantInnen“ bewirken kann. 2008 von den Wirtschaftskammern (WKO), dem Österreichischen Integrationsfonds (ÖIF) und dem AMS gestartet, unterstützt es gut ausgebildete Menschen mit Migrations- oder Fluchthintergrund bei der Integration in den österreichischen Arbeitsmarkt. Durch das erfolgreiche Programm können dringend benötigte Fachkräfte an heimische Unternehmen vermittelt werden.
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Noch bis 17. November 2021 kannst du dich als Mentor:in oder Mentee bei "Mentoring für MigrantInnen" bewerben. Alle Informationen findest du auf der Website www.wko.at/mentoring.
Die Mentees verfügen alle über eine sehr hohe Qualifikation. Was ihnen fehlt, ist der Zugang zu beruflichen Netzwerken. Genau den eröffnen ihnen die Mentorinnen und Mentoren und liefern dazu eine große Portion Unterstützung.
Ausbildungen aus dem Ausland als sehr gute Basis
"Im Prinzip ging es darum, meiner Mentee Agnesa zu vermitteln, dass ihre Ausbildung und Weiterbildungen eine sehr gute Basis sind und auch hier in Österreich wertvoll sind, dass man das aber richtig präsentieren muss", sagt Rupcic.
"Gemeinsam haben wir meine Bewerbungsunterlagen verbessert und oft diskutiert, was man besser machen könnte", sagt Kasumaj Muciqi. Dabei ging es nicht nur um sprachliche und formale Aspekte, sondern vor allem auch um inhaltliche. Der Mentor habe ihr geholfen, neue interessante Dinge zu sehen, die sie vorher nicht in ihrem Lebenslauf erwähnt hatte, und einige Punkte hervorzuheben, die für potenzielle Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber "catchy" sind.
Stärken gezielt herausarbeiten
Vor und nach Bewerbungsgesprächen haben die beiden telefoniert. "Dank meines Mentors konnte ich in bei Vorstellungsgesprächen meine Schwächen eingestehen und diese als Stärken verkaufen", sagt Kasumaj Muciqi. "Wichtig war, Agnesa zu vermitteln, dass sie nicht jedes Angebot annehmen muss und es auch legitim ist, einen Job nicht anzunehmen, wenn das Bauchgefühl ‚Nein‘ sagt", berichtet Rupcic von den Mentoring-Sessions.
Beim Mentee ist diese Botschaft angekommen: "Ich schätze es sehr, dass Nikola mich oft motiviert und mir geraten hat, mich nicht unter meinem Wert zu verkaufen", sagt Kasumaj Muciqi. Sie könne das Programm jedem empfehlen, der Hilfe beim Aufbau von Verbindungen braucht und, "um mehr über den österreichischen Arbeitsmarkt zu erfahren und von professionellen Mentoren beraten und betreut zu werden."
Empfehlung an alle
Auch Rupcic sieht sein Engagement bei "Mentoring für MigrantInnen" positiv: "Definitiv empfehlenswert, wenn man seinen Horizont erweitern und einen Beitrag zur Integration leisten will." Und einen weiteren Beitrag leistete Rupcic – und zwar für sein Unternehmen: Er stellte den Kontakt zu Kasumaj Muciqi her, als bei der Frequentis-Tochter PDTS eine Automation Testerin bzw. ein Automation Tester gesucht wurde.
Persönlich trafen sich Mentor und Mentee übrigens erstmals an Kasumaj Muciqis neuem Arbeitsplatz bei PDTS, nachdem sie sich in drei Vorstellungsrunden gegen die Mitbewerberinnen und Mitbewerber durchgesetzt hatte.