Schon eine Impfquote ab 40 % kann das BIP um vier bis fünf Prozent steigern. Das Rennen gegen die COVID-19-Varianten ist aber noch nicht gewonnen.
Wenn mindestens 40 % der Bevölkerung vollständig geimpft sind, können die meisten Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie abgeschafft oder zumindest erheblich gelockert werden. Wie aus einem aktuellen OECD Working Paper hervorgeht, wirkt sich das in einem typischen OECD-Land auf das BIP mit einem Anstieg von 4 bis 5 % aus.
Die Autoren der Studie veranschaulichen die positiven Effekte der Impfung mit folgenden Vergleichen:
- Sind 7 % der Bevölkerung vollständig geimpft, bewirkt das gleich viel bei der Eindämmung der Pandemie wie die Schließung aller Schulen.
- Die vollständige Impfung von 20 % der Bevölkerung hat eine gleich starke Wirkung wie die Schließung von allen Arbeitsplätzen, die nicht versorgungskritisch sind, gemeinsam mit dem Einstellen des öffentlichen Verkehrs.
- Die vollständige Impfung von 50 % der Bevölkerung hat denselben Effekt wie alle oben genannten Maßnahmen in Kombination mit Ausgangsbeschränkungen, Versammlungsverboten und der Schließung der Außengrenzen.
Verbesserte OeNB-Prognose
Auch die Oesterreichische Nationalbank (OeNB) rechnet mit den positiven Effekten durch den Impffortschritt und die Lockerung der Maßnahmen. Hatte sie im Dezember 2020 für 2021 noch ein BIP-Plus in Österreich von 3,6 % prognostiziert, geht sie in der jüngsten Konjunkturschätzung von einem BIP-Wachstum von 3,9 % für 2021 aus und sieht für 2022 ein Plus von 4,2 %. Eine Rolle spielt dabei auch die Exportindustrie: Sie wird nach der Einschätzung der OeNB heuer mit einem Export-Plus von 7,1 % zum Wirtschaftsaufschwung beitragen.
Unsicherheitsfaktor Virus-Varianten
Doch bei allem gebotenen Optimismus gibt es noch eine große Unbekannte: neue Virusvarianten, die sich in manchen Ländern mit rasanter Geschwindigkeit ausbreiten. Diese neuen Varianten könnten – gemeinsam mit saisonalen Effekten – die effektive Reproduktionszahl um bis zu 90 % erhöhen.
Es geht daher jetzt darum, mit raschem Durchimpfen das Rennen gegen die infektiöseren Mutationen zu gewinnen. Dadurch kann verhindert werden, dass die Pandemie neuerlich aufflammt und wieder Lockdowns verhängt werden müssen.
Wirtschaftsaufschwung gegen hohes Budgetdefizit
Denn neben diesem Wettlauf geht es auch bei der Wirtschaft um eine Aufholjagd: Der Rückgang des BIP um 6,7 % im Jahr 2020 und die Coronahilfen haben den Staatshaushalt stark getroffen. Nach der OeNB-Prognose wird das Budgetdefizit heuer 6,9 % des BIP betragen. Durch die Erholung der Konjunktur und dem Auslaufen von Kurzarbeit, Fixkostenzuschuss und Umsatzersatz werde sich das Budgetsaldo stark verbessern. Für 2022 rechnet die OeNB mit einem Minus von 2,8 % und für 2023 mit einem Minus von 2 %.