Rezept gegen Krisen: Viel Eigenkapital

Wie schnell sich Österreichs Wirtschaft erholt, hängt auch von der Eigenkapitalquote der Unternehmen ab.


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3 Minuten

AutorIn: Connie Wagenhofer

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Was für Private gilt, gilt erst recht für Betriebe: Finanzreserven machen krisenfest. Daher braucht es ein Fitnessprogramm für Österreichs Eigenkapitalquote.

Was Privatpersonen als „finanzieller Polster“ gut über Engpässe hilft, ist für Unternehmen das Eigenkapital in den Passiva, das für finanzielle Stabilität sorgt. In der Corona-Krise hat sich geradezu lehrbuchhaft gezeigt, wie wichtig diese finanziellen Reserven sind, um Unternehmen über längere Durststrecken zu helfen. Aus betriebswirtschaftlicher Sicht wird eine Eigenkapitalquote von mindestens 30 % empfohlen.

Zu wenig Eigenkapital in KMU

Damit hapert es jedoch bei vielen österreichischen Betrieben: Vor allem kleine und mittlere Unternehmen sind mit relativ geringen Eigenkapitalquoten in die Covid-19-Krise gegangen, mehr als ein Viertel der Kleinunternehmen gar mit negativem Eigenkapital.

Wie eine Studie der KMU-Forschung Austria im April 2020 zeigte, lagen die durchschnittlichen Eigenkapitalquoten in manchen Branchen deutlich unter dem empfohlenen Drittel. 

Ein Drittel der Unternehme strauchelt

Ein Jahr später belegt der aktuelle WKÖ-Wirtschaftsbarometer (Mai 2021), die größte Befragung der gewerblichen Wirtschaft, wie stark die Krise Österreichs Unternehmen ins Schleudern bringt. Fast jeder dritte Betrieb (31 %) hat wegen der Auswirkungen der Covid-19-Pandemie Schwierigkeiten, Schulden zurückzuzahlen, verzeichnet Liquiditätsengpässe oder sieht erschwerte Finanzierungsbedingungen als die drängendsten Herausforderungen für die Jahre 2021 und 2022.

Eine Market-Umfrage vom März 2021, die die WKÖ in Auftrag gegeben hat, zeichnet ein ähnliches Bild: Jedes dritte Unternehmen beurteilt seine Eigenkapitalsituation als nicht gut oder gar nicht gut. 

Verlängerung der Krise durch zu wenig Eigenkapital

Umsatzeinbußen, aber auch der verstärkte Wertverlust von Aktivpositionen, etwa durch die Abwertung der Vorräte oder uneinbringlich gewordene Forderungen, wirken sich negativ auf das Jahresergebnis aus und werden das Eigenkapital weiter senken.

Verschlechtert sich die Eigenkapitalquote, verlängert sich die Krise für die betroffenen Unternehmen: Der daraus resultierende Bonitätsverlust erschwert den Zugang zu Finanzierungen, was die Unternehmen unbeweglicher am Markt und damit weniger konkurrenzfähig macht. Eine steigende Verschuldung erhöht zudem die Gefahr, dass Unternehmen insolvent werden.

Potenzial: 25 Milliarden Euro mehr an Eigenkapital

Unternehmen mit einer starken Eigenkapitalbasis sind krisenresilienter und innovativer als andere. In gezielte Anreize zur Eigenkapitalbildung zu investieren, stärkt die österreichische Wirtschaft daher nachhaltig.

Laut einer aktuellen Studie der EcoAustria könnte das Eigenkapital aller österreichischen Unternehmen um bis zu 25 Milliarden Euro steigen und sich das BIP um bis zu 0,4 % erhöhen, würden fiktive Eigenkapitalzinsen die steuerliche Gleichstellung von Eigen- und Fremdkapital ermöglichen.

Die steuerliche Abzugsfähigkeit fiktiver Eigenkapitalzinsen wirkt der Benachteiligung von Eigenkapital entgegen und ist so ein attraktiver Anreiz zur Eigenkapitalbildung. Im aktuellen WKO-Wirtschaftsbarometer geben 33 % der Betriebe an, dass sie sich diese Maßnahme für ein starkes Comeback nach der Covid-19-Krise wünschen. 

Höherer Gewinnfreibetrag, Förderung langfristiger Investitionen

Die Eigenkapitalquote von Kleinunternehmen, derzeit Schlusslicht in Sachen Eigenkapital, würde durch einen höheren Gewinnfreibetrag – 15 % statt 13 % – klar gestärkt werden.

Langfristige Investitionen, die sich positiv auf die Eigenkapitalquote auswirken, könnten durch eine KESt-Behaltefrist stimuliert werden. So würde steuerlich zwischen kurzfristiger Spekulation und Investition in Unternehmensanteile, Anleihen und Investmentfonds unterschieden und zur Eigenkapitalbildung beigetragen werden.