Ukraine-Krieg: Krisenmodus bei heimischen Unternehmen 

Wie österreichische Betriebe mit dem Krieg in der Ukraine umgehen.


Wer diesen Beitrag lesen sollte:

  • Wirtschaftseinsteiger:innen
  • Problemlöser:innen

Lesedauer:

2 Minuten

AutorIn: Jürgen Zacharias

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Unterbrochene Produktionen, lahmgelegte Lieferketten und eine unübersichtliche Lageentwicklung: Die Auswirkungen des Ukraine-Kriegs auf österreichische Unternehmen sind vielfältig – bei der Krisenbewältigung steht aktuell die Sicherheit der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter vor Ort an oberster Stelle.

Im BMW-Werk in Steyr und bei Steyr Automotive ist wegen ausbleibender Kabelbäume aus der Ukraine die Produktion unterbrochen. Der Zucker- und Stärkehersteller Agrana hat seine Verarbeitungsanlage in Vinnitsa im Südenwesten der Hauptstadt Kiew und ihren landwirtschaftlichen Produktionsbetrieb im westukrainischen Luka stillgelegt und der Innviertler Anlagenbauer Fill hat mit Kriegsbeginn zehn österreichische Monteure aus dem Land abgezogen.

Krieg in der Ukraine: Aktuelle Infos für Unternehmen

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Die Beispiele zeigen: Der Krieg in der Ukraine geht auch an der heimischen Wirtschaft nicht spurlos vorbei. Viele österreichische Betriebe importieren und exportieren Waren aus und in die Ukraine, laut dem aktuellen Wirtschaftsbericht der WKÖ unterhalten rot-weiß-rote Unternehmen vor Ort zudem rund 200 Niederlassungen. Darunter größere Standorte wie die erwähnte Agrana-Fertigung und ein Werk zur Produktion von Fruchtsaftkonzentrat der Firma Pfanner in der Region um die Stadt Bar. Sportartikelhersteller Fischer beschäftigt in seinem – nach einem Brand im Oktober 2020 zerstörten und gerade erst wieder aufgebauten – Produktionswerk in Mukachevo 630 Mitarbeiter. Die Fill-Mitarbeiter waren dort gerade mit dem Um- und Ausbau einer Skiproduktionsanlage beschäftigt. 

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In der Ukraine aktiv sind aber auch kleinere heimische Player wie der Mostviertler Glasbearbeitungsmaschinen-Hersteller Lisec, der bislang mit einem Büro und vier lokalen Mitarbeitern in der Hauptstadt Kiew die Ersatzteilversorgung und den After Sales Service in der Region sicherstellte. "Aus Sicherheitsgründen haben wir unser Büro in Kiew inzwischen geschlossen", sagt CEO Gottfried Brunbauer im Gespräch mit MARI€. "Wir sind mit unserem Team in der Ukraine laufend in Kontakt und unterstützen das Team bei der Gewährleistung deren persönlichen Sicherheit soweit möglich, wobei einzelne Mitarbeiter das Land verlassen konnten und andere in der Ukraine bleiben mussten. Die Situation vor Ort ist allerdings extrem unübersichtlich."

Die langfristigen Auswirkungen auf das regionale Geschäft könnten sich, so Brunbauer, in Grenzen halten: "Aufgrund der Art und der Struktur unserer Operation vor Ort sind wir ausreichend flexibel. Mit unserem weltweiten Niederlassungs- und Partnernetzwerk auch in mehreren Nachbarländern der Ukraine gehen wir davon aus, dass wir unseren Kunden in der Region weiterhin den erforderlichen Support bieten können." Folgen hat der Konflikt für Lisec allerdings vor dem Hintergrund der umfangreichen Sanktionen am russischen Markt. Brunbauer: "Aufgrund der Größe des Absatzmarktes ist für uns die weitere Entwicklung der wirtschaftlichen Beziehungen zu Russland von entsprechender Bedeutung. Hier beobachten wir die Entwicklung sehr genau."

Die weitere Entwicklung genau beobachten möchte man auch bei Agrana. Unternehmenssprecher Markus Simak: "Wir haben einen Krisenstab aufgesetzt, um auf die weiteren Entwicklungen möglichst schnell reagieren zu können – natürlich mit Priorität für die Sicherheit und Unterstützung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Die Produktion ist aktuell stillgelegt. Am Ende der Woche wird über die weitere Vorgangsweise je nach aktueller Lage entschieden. Wir sind auf verschiedene Krisenszenarien vorbereitet. Wo notwendig, werden Lieferpläne angepasst oder Kunden aus anderen Standorten beliefert."

Auch bei der Amstettner Umdasch Group, die vor Ort zwei Standorte in Dnipropetrowsk und Kiew unterhält, hat man einen Aktionsstab eingesetzt, wie Unternehmenssprecherin Evi Roseneder bestätigt: "Wie man sich vorstellen kann, ist an einen normalen Betrieb im Moment nicht zu denken. Unsere ukrainischen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind mit uns in täglichem Kontakt und erhalten größtmögliche Unterstützung." Roseneder weiter: "Aktuell liegt der Fokus selbstverständlich ganz auf ihrer Sicherheit, das hat oberste Priorität und hier wurden und werden sehr pro-aktive Maßnahmen gesetzt." Zu darüberhinausgehenden strategischen Überlegungen und allfälligen Anpassungen der Betriebsabläufe wolle die Geschäftsführung des Unternehmens aktuell keine Auskunft geben. Zu unübersichtlich präsentiert sich der Konflikt in der Ukraine aktuell – zu schnell können Lagebilder und Einschätzungen überholt sein.