Klimaschutz in der DNA

In Oberösterreich wird Aluminium  dank modernster Technologie klimafreundlich produziert.


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  • Umweltbewusste

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3 Minuten

AutorIn: Connie Wagenhofer

AMAG-Walzwerk Arbeiter i
AMAG

Der Aluminiumverarbeiter AMAG in Ranshofen hat seine Strategie in den letzten 10 Jahren neu definiert und ist nun Vorreiter in Sachen Klimaschutz.

In Ranshofen in der oberösterreichischen Gemeinde Braunau steht inmitten von Wäldern und Feldern das modernste Warm- und Kaltwalzwerk für Aluminium Europas – und sogar der westlichen Welt. 2014 und 2017 in Betrieb genommen, werden die Walzwerke der AMAG heute außerdem durch eine Gießerei auf dem neuesten Stand der Technik ergänzt.

Pro Jahr können in Ranshofen bis zu 300.000 Tonnen Aluminiumwalzprodukte hergestellt werden. Erklärtes Ziel des Unternehmens: die Recyclingquote möglichst weit nach oben zu schrauben. Sekundäraluminium braucht nur 5 bis 10 % des Energiebedarfs, der für die Produktion von Primäraluminium nötig ist.

„Von Primär zu Sekundär“

„Man kann sagen, wir haben uns von Gründung bis heute völlig verändert und den Fokus von der Primär- zur Sekundärerzeugung verändert“, sagt Konzernsprecher Leopold Pöcksteiner. Als klassische Aluminiumelektrolyse 1939 gegründet und zwischenzeitlich zu einem Walzwerk- und Gießereistandort mit ausgeprägter Recyclingkompetenz konvertiert, wurde die Strategie schon deutlich vor dem Börsegang 2011 gründlich überarbeitet. Heute wird das Unternehmen von den strategischen Kernwerten Innovation und Nachhaltigkeit geleitet.


Größter Aluminiumrecycler Europas an einem Standort

Sukzessive hat das Unternehmen das Walzwerk und die Gießerei auf den neuesten Stand gebracht und sich zum größten Aluminiumrecycler an einem Einzelstandort in Europa entwickelt. Für die Verarbeitung kauft die AMAG Altaluminium auf dem Markt oder hat eine „closed loop“ Zusammenarbeit mit ihren Kunden und nimmt deren Produktionsabfälle zurück, um daraus wieder hochwertige Produkte herzustellen.

Nicht jedes Produkt der breiten Palette – von Medikamentenverpackungen bis zu Leichtbauteilen im Auto oder Flugzeug – kann ausschließlich aus Aluschrott hergestellt werden. „Aber wir gehen bei Legierungen ans Maximum“, sagt Pöcksteiner. Die Primäraluminiumversorgung hat AMAG über eine 20 % Beteiligung an der kanadischen Elektrolyse Alouette abgesichert. Wie in Ranshofen achtet man bei Alouette auf möglichst nachhaltige und innovative Prozesse, geringen Energieeinsatz und CO2-Ausstoß durch die Verwendung von elektrischer Energie aus Wasserkraft.

Wärmerückgewinnung für Gebäude-Heizung

Auch abseits der eigentlichen Produktion achtet die AMAG auf Energieeffizienz und hat die Vorgaben des Energieeffizienzgesetzes erfüllt. In die umweltfreundliche Beheizung des Betriebs hat das Unternehmen mehrere Millionen Euro in ein Leuchtturmprojekt investiert und den Erdgasbedarf für Raumwärme so um 35 % gesenkt. Eine Anlage für Wärmerückgewinnung aus der Gießerei spart jährlich 17 GWh Heizenergie ein.

„Ich glaube, Klimaschutz ist in unserer DNA“, sagt Pöcksteiner, „wir machen das schon sehr lange und sind dazu auch führend im Recycling.“ Im heurigen April fiel der Startschuss zur Errichtung der größten Aufdach-Photovoltaik-Anlage Österreichs, die im September 2021 in Betrieb gehen und jährlich 6,7 GWh Strom produzieren soll. Den Projektfortschritt kann man sich über eine Livecam ansehen.

„Sicher kein Green-Washing“

Die Metallproduktion sei jedoch immer ressourcenintensiv: Der Erde würden dafür Rohstoffe entnommen, die Verarbeitung benötigt hohe Mengen an Energie. Wesentlicher Punkt sei, dass Ressourcen im größtmöglichen Ausmaß geschont würden und Energie durch innovative Verfahren dort gespart werde, wo es möglich ist.

„Unser Nachhaltigkeitsreporting nach globalen Standards ist als nichtfinanzielle Erklärung Teil unseres Geschäftsberichts“, sagt Pöcksteiner, „Transparenz ist uns sehr wichtig, denn man muss sich zuletzt als Konsument auf die Informationen aus der Wertschöpfungskette verlassen können. Greenwashing ist hier sicher nicht angesagt.“

Endkunde muss Wert der Nachhaltigkeit erkennen

„Wir können unser Engagement durch Zertifikate belegen“, sagt Pöcksteiner, „aber solange das Thema Nachhaltigkeit nicht beim Endkunden ankommt, wird es nicht so abheben, wie es sollte.“ Die Meinungsbildung in der Bevölkerung sei ein wesentlicher Faktor. „Nachhaltigkeit stellt einen gesellschaftlichen Wert dar, und es ist essenziell, dass der Endkunde diesen Wert erkennt“, sagt Pöcksteiner und setzt nach: „Und es ist klar, dass Nachhaltigkeit nicht beim Klimaschutz endet.“

AMAG - die Kennzahlen:

  • Absatz gesamt (in Tonnen): 404.800
  • Umsatzerlöse (in Mio. EUR): 904,2
  • EBITDA (in Mio. EUR): 108,2
  • EBIT (in Mio. EUR): 25,3
  • Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter: 1.991

(alle Zahlen: Stand 2020)