Die durch die Energiewende erhöhte Nachfrage lässt die Preise vieler Rohstoffe drastisch steigen.
Einer der wichtigsten Hebel im Kampf gegen den Klimawandel ist die Ökologisierung der weltweiten Energieversorgung. Doch gerade diese könnte sich zu einem relevanten Preistreiber entwickeln. Internationale Wirtschaftsexpertinnen und -experten haben dafür bereits einen Namen: "Greenflation". Die Kombination aus gestiegener Nachfrage und durch umweltpolitische Vorgaben erschwerter Produktion sorgen bei vielen für die Energiewende relevanten Rohstoffen schon jetzt für steigende Preise – und sie könnten noch weiter steigen.
"Wir müssen aufpassen, dass unsere schöne Energiewende nicht am Rohstoffmangel scheitert", warnte unlängst Karl Lichtblau, der Leiter des Kölner Instituts der deutschen Wirtschaft. Bei insgesamt 22 Mineralen und Metallen sieht er Versorgungsprobleme auf uns zukommen.
Besonders von der Greenflation betroffene Rohstoffe
- Lithium: Unverzichtbar für leistungsstarke wiederaufladbare Batterien (Stichwort Lithium-Ionen-Akkus), und damit nicht nur für Smartphones und Tablets, sondern auch für die aus ökologischer Sicht wünschenswerte Elektromobilität. Preisentwicklung in den vergangenen zwölf Monaten: + 497 %
- Kobalt: Es spiegelt sich zwar nicht im Namen wider, aber auch Kobalt ist essenziell für Lithium-Ionen-Akkus. Der Bedarf wird zwar aufgrund technologischer Verbesserungen geringer, leistungsstarke Stromspeicher ohne diese beiden Elemente sind allerdings noch nicht serienreif. Preisentwicklung in den vergangenen zwölf Monaten: + 67 %
- Kupfer: Wird vor allem für den Ausbau der Energienetze benötigt, aber auch in Windkraft- und Photovoltaikanlagen verbaut. Preisentwicklung in den vergangenen zwölf Monaten: + 28 %
- Platin: Kommt unter anderem in Katalysatoren zur Abgasreinigung, in Brennstoffzellen zur Gewinnung elektrischer Energie und bei der Elektrolyse zur Erzeugung von Wasserstoff zum Einsatz. Preisentwicklung in den vergangenen zwölf Monaten: - 5 %
- Iridium: Seltener als Gold und Platin kommt Iridium vor allem in den neuen und besonders stromsparenden OLED-Displays zum Einsatz, spielt aber auch eine wichtige Rolle bei der Wasserstofferzeugung. Preisentwicklung in den vergangenen zwölf Monaten: + 109 %
In weiterer Folge wirkt sich die Verknappung der Rohstoffe auf die Energiepreise aus. Und spätestens hier wird Greenflation für alle spürbar, für die Unternehmen genauso wie für Konsumentinnen und Konsumenten. Für die Unternehmen sinkt durch steigende Energiepreise der finanzielle Spielraum, sowohl was Investitionen in Forschung und Entwicklung, Investitionen in Klimaschutz als auch das Kerngeschäft betrifft. Die ausgelöste Teuerung könnte sogar dafür sorgen, dass die Energiewende den Rückhalt in der Bevölkerung verliert, warnt etwa der Bremer Wirtschaftswissenschafter Rudolf Hickel, der sogar einen staatlichen Sozialausgleich ins Spiel bringt: "Ich habe die große Sorge, dass es am Ende an der nötigen Akzeptanz fehlen wird - und dann das gesamte Projekt politisch scheitert", erklärte er unlängst gegenüber dem Redaktionsnetzwerk Deutschland.
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Und das ist nicht zuletzt auch aus geldpolitischer Sicht keine Option: Wenn trotz fortschreitendem Klimawandel kein Gegensteuern erfolgt, würden die daraus resultierenden unmittelbaren Inflationseffekte jene der Klimaschutzmaßnahmen übersteigen, analysiert Claudia Huber, Leiterin der Abteilung für Wirtschafts- und Handelspolitik in der WKÖ: "Ziel muss es daher sein, die Klimawende gut zu managen, um die Greenflation so gering wie möglich zu halten."