Bauern halten hierzulande Milchkühe, Schweine oder Hühner. Sie bauen Zuckerrüben, Getreide, Erdäpfel oder Sonnenblumen an. Mit Spirulix setzt der Niederösterreicher Karl Pfiel hingegen auf Algen – und fährt gut damit.
Österreichs Landwirte kämpfen seit Jahren mit enormen Problemen. Sie sind häufig überlastet mit Arbeit und die Investitionen in Stallungen, Maschinen und Infrastruktur steigen. Zugleich sorgt der Preisdruck von Großabnehmern für sinkende Erlöse und Existenzsorgen.
Und mit dem fortschreitenden Klimawandel tauchen neue Probleme auf:
- Dürreperioden werden länger
- Extremwetterereignisse nehmen zu
- die Bedrohung durch Schädlinge wie Drahtwürmer und Borkenkäfer steigt
- Ernteerträge sinken
Suche nach Alternativen
Kein Wunder, dass immer mehr Betriebe aufgeben oder nach Alternativen suchen. Der Niederösterreicher Karl Pfiel hat sich für einen ungewöhnlichen Weg entschieden: Er hat seinen landwirtschaftlichen Familienbetrieb am Rande der kleinen Ortschaft Sitzenberg-Reidling im Tullnerfeld Schritt für Schritt zum innovativen Erfolgsunternehmen umgebaut. Und die beiden Schritte lauten: Aufbau einer Biomasseanlage und Umstellung auf Algen-Produktion.
Jeder kennt die sich Jahr für Jahr weiter verschärfende Situation der meisten Bauern in Österreich: Viel Arbeit, aber wenig Verdienst – dieses Spiel wollte ich nicht mitmachen.
Schritt 1: Der Aufbau einer Biomasseanlage
"Als wir vor zwei Jahrzehnten unsere Biomasseanlage gebaut haben, gab es die Bezeichnung erneuerbare Energie noch gar nicht", sagt Pfiel im Gespräch. "Wir wurden dafür belächelt". Wie sich bald zeigen sollte: Die gewählte Strategie war nachhaltig. "Heute ist Biomasse in aller Munde, wir versorgen mit vermeintlichen landwirtschaftlichen Abfällen wie Kartoffelschalen zahlreiche Betriebe und Haushalte mit Wärme und Energie".
Schritt 2: Die Umstellung auf Algen-Produktion
Nun scheint sich die Geschichte zu wiederholen. Für seine Entscheidung, auf die extrem nährstoffreiche Spirulina-Alge zu setzen, wurde Pfiel wieder belächelt. Aber erneut scheint seine innovative Strategie aufzugehen. In der TV-Sendung "2 Minuten – 2 Millionen" überzeugte er mit seiner Idee im Frühjahr 2021 jedenfalls Investoren und Supermarktketten. Zuletzt konnte er beim riz up GENIUS 2022 einen Ideen- und Gründerpreis abräumen. Unter dem Markennamen Spirulix vertreibt er heute erfolgreich Müsli, Cracker, Nougat, Snacks sowie Granulat in Österreich und im nahen Ausland.
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Jetzt lesen!Nachhaltige Produktion mit Licht, Wärme und Wasser
Dabei setzt Pfiel voll auf Nachhaltigkeit. "Wir kultivieren die Algen mit Fokus auf den Umweltschutz neben unserem Bauernhof und dem zum Forschungsstandort für erneuerbare Energien ausgebauten Biomasseanlage", so der innovative Niederösterreicher. Und darüber hinaus: "Wir erzeugen sämtliche Energie für unsere Produktion selbst – zu 100 % Strom und Wärme aus nachhaltiger, erneuerbarer Herkunft!"
Und die Pflanzen selbst?
Die benötigen für die ihr Wachstum nur Licht, Wärme, Kohlenstoff (CO2), Salz und natürlich Wasser. Dazu eine Pumpe, die das Wasser durchmischt und ständig bewegt und eine Nährstofflösung, die beispielsweise Eisen enthält, aber auch Magnesium, Stickstoff und Phosphor. "Alles natürliche Zutaten", so Pfiel abschließend. "Künstliche Zusätze oder Konservierungsmittel gibt es bei uns nicht".
Das Wichtigste in Kürze:
- Durch die Folgen des Klimawandels steht die österreichische Landwirtschaft vor großen Herausforderungen.
- Mehr und mehr Betriebe suchen deshalb nach Alternativen.
- Karl Pfiel hat seinen landwirtschaftlichen Familienbetrieb Schritt für Schritt zum innovativen Erfolgsunternehmen umgebaut.
- Neben der Biomasseanlage erwies sich vor allem auch der Anbau der nährstoffreichen Spirulina-Alge als richtige Entscheidung.
- Strom und Wärme werden dabei zu 100 % nachhaltig produziert.
Exkurs: Auch andere Bauern und Landwirte denken um
- Quereinsteiger Matthias Mayr hat beispielsweise eine mobile Geflügelschlachtung etabliert
- Viele Unternehmen wie der Biobetrieb Mallhof in Bad Kleinkirchheim oder der Naturhof Burgwies in Fieberbrunn setzen auf Direktvermarktung und Hofläden.
- Start-ups wie Theresa Imres Plattform markta.at vernetzen Kleinproduzenten mit Verbrauchen.