Von der Energiekrise zur Energiewende – aber wie?

Die Energiepreise schießen in die Höhe, die Angst vor dem Gasstopp steigt. Wie die Energiewende trotzdem gelingen kann. 


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Lesedauer:

4 Minuten

AutorIn: Lukas Schwaighofer-Fugger

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Der russische Angriffskrieg in der Ukraine hat die globale Energiepolitik auf den Kopf gestellt. WKÖ-Experte Jürgen Streitner erklärt, wie die Energiewende gelingen kann und welche Anstrengungen es dazu braucht.

"Der Russland-Ukraine-Konflikt hat Österreich in eine Energiekrise katapultiert und die Schwächen der Energiepolitik offengelegt", sagt Jürgen Streitner, Leiter der Abteilung für Umwelt- und Energiepolitik in der WKÖ. Zwar sei bereits viel Geld für den Ausbau von Wind und Photovoltaik zur Verfügung gestellt worden, das Problem liege jedoch jenseits der Finanzierung am fehlenden Rechtsrahmen und an den viel zu lange dauernden Genehmigungsverfahren.

Erst 33 Prozent des Inlandsverbrauchs stammen aus erneuerbaren Energien.

Jürgen Streitner, Leiter der Abteilung für Umweltpolitik in der WKÖ


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Jürgen Streitner

Domino-Effekte bei Erdgas-Ausfall

Ein zusätzliches Problem: Versorgungssicherheit ist mittelfristig allein mit erneuerbaren Energien nicht zu erreichen: "Erst 33 Prozent des Inlandsverbrauchs stammen aus erneuerbaren Energien. 23 Prozent entfallen auf Erdgas, wovon rund 17 Prozent in die Haushalte gehen und knapp 40 Prozent in die Industrie", so Streitner. "Erdgas wird vor allem am Anfang der Lieferketten eingesetzt. Gäbe es hier einen Ausfall, käme es zu Dominoeffekten in vielen anderen Wirtschaftsbereichen."

Bruttoinlandsverbrauch
in Österreich 2020
 


Anteil in %
Öl 34,1
Gas 22,7
Biogene Energien 17,4
Wasserkraft 11,2
Kohle 7,6
andere Quellen 7,0

Dringend gesucht: Strategische Energiepartnerschaften

Eine Diskussion über die Diversifizierung der Gasquellen finde hingegen viel zu wenig statt: "Wir brauchen strategische internationale Energiepartnerschaften. Auch wenn sich die Abhängigkeit von Russland nicht in wenigen Monaten wettmachen lässt, braucht es neben einer strategischen Speicherreserve auch die kurz- bis mittelfristige Beschaffung von Gas aus anderen Ländern", sagt Streitner.

Voraussetzung dafür ist eine geeignete Infrastruktur. Gasinfrastruktur werden wir nicht nur kurzfristig brauchen. Es sind Zukunftsinvestitionen, weil wir in Zukunft klimaneutralen Wasserstoff damit transportieren.

Vater und Sohn auf einem Feld mit Windrad i
WKÖ

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"Werden alle Technologien brauchen"

Generell spiele Technologieoffenheit – zum Beispiel im Verkehr – eine große Rolle, wobei die Wirtschaft bereits Lösungen biete, erklärt Streitner weiter. "Wir werden alle Technologien brauchen, um bis 2040 klimaneutral zu werden – Stichwort Wasserstoff". Deshalb müsse man sich auch strukturell besser aufstellen. "Die Zusammenarbeit zwischen den Ministerien, Bund und Ländern muss gestärkt werden, und es braucht eine gemeinsame Strategie wie und mit welchen Maßnahmen wir die Transformation wirtschaftlich verträglich umsetzen können."

Auf einen Blick:

  • Dekarbonisierung, Versorgungssicherheit und Leistbarkeit müssen gemeinsam anstatt getrennt voneinander betrachtet werden.
     
  • Nur rund 33 Prozent des Inlandsverbrauchs stammen aus erneuerbaren Energien – Erdgas spielt also weiterhin eine wichtige Rolle.

  • Neue Technologien wie klimaneutrale Produktionsweisen können dazu beitragen, bis 2040 klimaneutral zu werden.