"Betriebe wollen sich für die Zukunft fit aufstellen"

Ökonom Christoph Schneider über die Ergebnisse des Wirtschaftsbarometers.


Wer diesen Beitrag lesen sollte:

  • Wirtschaftsexpert:innen
  • Problemlöser:innen

Lesedauer:

2 Minuten

AutorIn: Peter Draxler

Berechnungen i
Envato

Nach der Corona-Krise steigt die Investitionsbereitschaft der heimischen Unternehmen wieder. Ein gutes Zeichen, meint Christoph Schneider im MARI€-Interview.

"Nach der Corona-Pandemie kommt der heimische Wirtschaftsmotor nun wieder zunehmend auf Touren. Welche Rolle spielen dabei die Investitionen?"

Christoph Schneider:
Eine große Rolle! Investitionen sind ein wichtiger Treiber für mehr Wachstum und die Basis für Innovationen. Mit Investitionen erreicht ein Betrieb Modernisierungen, aber auch mehr Wirtschaftlichkeit, Wettbewerbsfähigkeit und Effizienz. Das macht ihn natürlich auch krisenfester. 


"Welche Entwicklung erwarten Sie hier?"

Unser Wirtschaftsbarometer zeigt hier eine erfreuliche Tendenz: Mit Blick auf das kommende Jahr wollen mehr als ein Drittel der Unternehmen ihr Investitionsvolumen steigern und 40 % gleich behalten. Das ist ein eindrücklicher Beweis dafür, dass sich unsere Betriebe für die Zukunft fit aufstellen möchten.

 

"Wer ist dabei besonders investitionsfreudig und wer eher zurückhaltend?"

Das Investitionsvolumen aufstocken wollen insbesondere Unternehmen aus dem verarbeitenden Gewerbe, aus den Bereichen Information & Kommunikation sowie aus dem Grundstücks- und Wohnungswesen. Deutlich negativ fällt der Saldo bei Betrieben aus der Erbringung von sonstigen Dienstleistungen und im Gastgewerbe und der Beherbergung aus. Im Dienstleistungssektor und im Gastgewerbe ist die Entwicklung der Investitionspläne weiterhin stark durch die Einschränkungen zur Eindämmung der Corona-Pandemie geprägt. Neuinvestitionen werden insbesondere von mittleren und großen Unternehmen für das kommende Jahr geplant.

Der WKÖ-Wirtschaftsbarometer

Der WKÖ-Wirtschaftsbarometer ist die größte Umfrage der gewerblichen Wirtschaft und wird halbjährlich durchgeführt. An der aktuellen Umfrage im Mai 2021 beteiligten sich 5.835 Unternehmen. Alle Details dazu findest du auf wirtschaftsbarometer.at

 Im Gegensatz dazu äußern sich die kleinen Unternehmen zurückhaltender. Rund ein Viertel der kleinen Unternehmen plant überhaupt keine Investitionen. Industrieunternehmen haben expansive Investitionspläne, so planen 6 von 10 Unternehmen Neuinvestitionen und setzen sich damit deutlich von anderen Sparten ab. Gemischt fallen die Signale im Tourismus und im Bereich Information und Consulting aus: Jeweils mehr als die Hälfte beabsichtigt, Neuinvestitionen in den kommenden 12 Monaten zu tätigen, gleichzeitig liegt aber auch der Anteil der Unternehmen, die keine Investitionen beabsichtigen, bei rund 20 %. Ersatzinvestitionen dominieren im Transport und Verkehr, dies deutet – trotz der hohen Fracht- und Lieferkosten - auf keine deutliche Expansion der Kapazitäten hin.


"Und in welche Bereiche fließen die Investitionen?"

Im Vergleich zu unserem Wirtschaftsbarometer von vor einem halben Jahr gewinnen sowohl die Ersatzinvestitionen, aber – was besonders wichtig ist - insbesondere die Neuinvestitionen an Bedeutung: Mehr als die Hälfte (56 %) investieren in Ersatzbedarf, und die Zahl der Unternehmen, die Neuinvestitionen planen, steigt auf 51 %. Die Rationalisierungsinvestitionen bleiben im Schnitt der vergangenen Umfragen bei rund einem Drittel der Nennungen. In Summe zeigt sich: viele ersetzen und erneuern zugleich.

 

"Was braucht es Ihrer Meinung nach, um die Investitionslust der Unternehmen anzukurbeln?"

Die Investitionsprämie ist ausgezeichnet von den Unternehmen angenommen worden. Besonders erfreulich: rund die Hälfte der Anträge entfiel auf die mit der doppelten Prämie von 14 % geförderten Bereiche Digitalisierung, Ökologisierung und Life Science. Daran sieht man eindrücklich, dass unsere Betriebe sich zukunftsweisend und nachhaltig aufstellen wollen – und dafür braucht es effiziente Unterstützung. Es braucht gezielte Maßnahmen. Deswegen fordern wir einen Investitionsfreibetrag als Nachfolgemodell der Prämie - mit einem Prozentsatz von 20 % beziehungsweise einem erhöhten Satz von 30 % für Investitionen in Zukunftsbereiche.