So geht J. u. A. Frischeis mit dem Ukraine-Krieg um

Der Handel mit Holzwerkstoffen und -produkten ist massiv betroffen.


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3 Minuten

AutorIn: Jürgen Zacharias

JAF-Stapler bei der Arbeit i
JAF/Bernd Neuner

J. u. A. Frischeis ist Österreichs größter Händler für Holz und Holzwerkstoffe. Einen Teil seines Holzbedarfs deckte das niederösterreichische Unternehmen bislang auch mit Rohstoffen aus Russland, der Ukraine und Belarus. Geschäftsführer Werner Stix muss dafür nun Alternativen finden.

"Die humanitäre Situation vor Ort steht jetzt natürlich im Mittelpunkt. Es ist dramatisch, was in der Ukraine momentan passiert, welche Not und welches Leid die Menschen dort erfahren müssen", sagt Werner Stix gleich zu Beginn unseres Gesprächs. Der Geschäftsführer, der in Stockerau im niederösterreichischen Weinviertel angesiedelten J. u. A. Frischeis GmbH ist persönlich betroffen. Bislang beschäftigte sein Unternehmen "eine Handvoll Mitarbeiter" in der Ukraine, die vor allem mit der Beschaffung von Holz und Holzwerkstoffen zu tun hatten. Das Unternehmen und seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben Sachspenden in die Krisenregion geschickt, zudem finanziell Hilfe geleistet. Auch in Russland beschäftigt J. u. A. Frischeis einige Mitarbeiter, in Nizhnyaya Syromyatnicheskaya in Moskau gibt es sogar einen eigenen Frischeis-Schauraum.

Das Wichtigste in fünf Sätzen

  • Durch den Ukraine-Krieg und seine Folgen muss die Europäische Union nun Ersatz für sechs Millionen Kubikmeter Nadelschnittholz und rund 1,3 Millionen Kubikmeter Sperrholz finden, die bislang jährlich aus Russland, der Ukraine und Belarus importiert wurden.

  • Davon betroffen ist auch der Stockerauer Holz und Holzwerkstoff-Händler J. u. A. Frischeis.

  • Geschäftsführer Werner Stix rechnet aufgrund der hohen Nachfrage und dem geringen Angebot am Markt mit einem deutlichen Preisanstieg in den nächsten Monaten.

  • Um auf Krisen wie den Ukraine-Krieg und die Corona-Pandemie besser reagieren zu können, will Stix das Unternehmen nun noch regionaler aufstellen.

  • "Regionale Bezugsquellen werden in Zukunft sicher wieder eine viel größere Rolle spielen – nicht nur in unserer Branche", sagt Stix.

"Herr Stix, welche Auswirkungen haben der Krieg in der Ukraine und die Sanktionen gegen Russland auf Ihr Unternehmen?"

Werner Stix:
Wir erzielen in der Region zwar nur sehr geringe Verkaufserlöse, die Auswirkungen sind jedoch enorm. Aber dies gilt für den gesamten internationalen Handel mit Holzwerkstoffen und -produkten. Nur zur Verdeutlichung: Die EU importiert pro Jahr mehr als sechs Millionen Kubikmeter Nadelschnittholz und rund 1,3 Millionen Kubikmeter Sperrholz aus den betroffenen Gebieten, also Russland, Ukraine und Belarus. Das ist ein beträchtlicher Anteil des europäischen Bedarfs, der jetzt de facto aus anderen Quellen gedeckt werden muss.


"Ist das überhaupt möglich? Gibt es andere Länder, die die nun entstandene Versorgungslücke schließen können?"

Es gibt natürlich andere Quellen im europäischen Raum, aber auch aus Übersee wie beispielsweise der skandinavische Raum, oder auch Vietnam, China und Indonesien. Das Problem ist, dass diese Länder nicht die gleichen Mengen liefern können. Die Nachfrage ist also weiter hoch, das Angebot jedoch geringer, was unter dem Strich die Preise steigen lässt. Parallel dazu gehen seit Wochen und Monaten auch die Energiepreise sowie die Preise für Vormaterialien wie Leim nach oben. Zusätzlich sind die internationalen Logistikketten sind durcheinandergeraten. Die inflationären Auswirkungen hierdurch auf die gesamte Holz- und Baubranche, vom Schalungsbau bis zu Möbelproduzenten, sind jetzt schon zu sehen und werden in den kommenden Monaten noch viel deutlicher zu spüren sein.

Wie betrifft dich der Ukraine-Krieg?

Dein Unternehmen ist vom Krieg in der Ukraine betroffen und du spürst die Auswirkungen des Konflikts auf dein Business? Dann erzähle uns davon! Mit welchen Strategien unterstützt du deine Mitarbeiterinnen, Mitarbeiter und Geschäftspartner vor Ort? Wie schützt du deine Firmeneinrichtungen, Produktionsstätten und Büroräumlichkeiten? Welche Wege gehst du, um dein Geschäft am Laufen zu halten?

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"Sie rechnen also mit einem massiven Preisanstieg in vielen Bereichen?"

Alles andere würde mich jedenfalls sehr überraschen – auch weil ich damit rechne, dass die Situation in Osteuropa noch länger schwierig bleiben wird. Wir können momentan nur spekulieren, welche mittel- bis langfristigen Auswirkungen die aktuelle Situation auf die Konjunktur und auf die Zinssituation haben werden.

 

"Mit welcher Strategie versuchen Sie dieser Entwicklung entgegenzuwirken?"

Wir bemühen uns aktuell, die Liefer- und Versorgungsketten sowie unseren Versorgungsauftrag für unsere gewerblichen und industriellen Kunden aufrechtzuerhalten – und da allen voran für unsere Stammkunden. Ziel muss es sein, die verfügbaren Mengen in möglichst guten Lieferzeiten und möglichst annehmbaren Preisen weiterzugeben. Das wird schwer genug, auch weil sich die Situation täglich ändern kann. Jeder Tag kann eine neue Dynamik bringen, mit der niemand gerechnet hat, auf die wir dann aber rasch reagieren müssen.

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Markus Haidn von Trumer Schutzbauten i
Trumer Schutzbauten

Lawinenschutz und Hangsicherungen sind das Geschäft der Salzburger Firma Trumer Schutzbauten. Weil die Produkte von den Sanktionen derzeit nicht betroffen sind, kann das Salzburger Unternehmen seine Geschäfte in Russland aktuell weiterführen.

Zum MARI€-Beitrag


"Wird dieses "Agieren in der Situation" langsam zur Gewohnheit? Vor zwei Jahren begann die Corona-Pandemie mit all ihren Folgen, dann sorgte die Havarie des Frachters "Ever Given" im Suezkanal für Verwerfungen bei den internationalen Lieferketten und jetzt die Turbulenzen durch den Ukraine-Krieg?"

Es scheint tatsächlich so zu sein. Vor gut einem Monat habe ich noch gehofft, dass wir die Folgen der Corona-Pandemie endlich in den Griff bekommen und wieder Normalität einkehrt und nun haben wir es mit der nächsten großen Herausforderung zu tun. Also ja, möglicherweise haben Sie recht. Vielleicht müssen wir uns darauf einstellen, dass wir es regelmäßig mit mehr oder weniger unvorhersehbaren Entwicklungen zu tun bekommen, die all unsere Planungen über Nacht durcheinanderwürfeln. Vielleicht ist das tatsächlich die neue Normalität.

 

"Wie kann man sich aus Unternehmersicht darauf vorbereiten?"

Indem wir das Risiko noch breiter streuen und wir verstärkt wieder auf den Faktor Regionalität setzen. Da sind wir bei J. u. A. Frischeis glücklicherweise schon jetzt stark aufgestellt. Regionale Bezugsquellen werden in Zukunft sicher wieder eine viel größere Rolle spielen – nicht nur in unserer Branche.