Seit der Corona-Pandemie kämpfen viele Unternehmen mit einem globalen Mangel an Halbleitern. Die komplexe Lieferkette reicht von den Benelux-Staaten bis nach Fernost - und führt auch bei österreichischen Unternehmen zu Problemen.
Ob Hersteller für Steuerungssysteme oder Zulieferer für die Automobilindustrie: Warten auf den Chip wird für die österreichische Tech-Branche zur Geduldsprobe. Ohne bestimmte Arten von Halbleitern können auch elektrische Systeme für die kritische Infrastruktur oder für Automobil-Komponenten nicht hergestellt werden. Lieferprobleme, Preiserhöhungen und Marktverzerrungen wären bei einer weiteren Zuspitzung aber noch harmlose Folgen.
Die Chip-Produktion ist ein globaler Kraftakt
Technologiekomponenten wie Mikrochips oder Prozessoren werden aus Halbleitern hergestellt. Die Problematik des für 2022 auf 550 Milliarden Euro geschätzten Chip-Marktes liegt in der globalen und hochkomplexen Lieferkette. Keine Region der Erde verfügt über alle Produktionsbereiche, weshalb ein einzelner Computerchip bei der Produktion mehr als 70 internationale Grenzen passiert. Ein globaler Kraftakt, der Unternehmen aus Europa, Japan und Südostasien einschließt.
Der Global Situation Report rückt den Halbleiter in den Fokus
Monatlich liefert der Global Situation Report aktuelle Daten aus den Exportmärkten. In dieser Ausgabe stehen der Chip-Mangel und die ursächlichen Lieferketten-Probleme im Mittelpunkt.
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Bei der Forschung und dem Design von Computerchips spielen Unternehmen aus Belgien und den Niederlanden eine führende Rolle. Wichtige Rohstoffe für die Produktion - Silizium, Wafer und Chemikalien - werden vornehmlich in Japan produziert. Gefertigt werden die Chips in Taiwan und Südkorea, bevor sie auf dem Seeweg in alle Welt verschifft werden. Mit der Corona-Pandemie führte die rasant gestiegene Nachfrage nach Chips zur Digitalisierung der Wirtschaft und der Gesellschaft zu Engpässen, die bis heute nachwirken - auch in Österreich.
Die Lieferkette stockt
Im Wirtschaftsbarometer der WKÖ führen 67% der befragten Unternehmen Lieferkettenprobleme als großen Störfaktor für das Jahr 2022 an. Die Ursachen liegen bei Transportproblemen und bei Produktionsausfällen bei Zuliefererbetrieben. Doppelt dramatisch ist die Lage in der Automobilindustrie: Seit 2020 werden aufgrund des Chip-Mangels deutlich weniger Autos produziert als geplant, mit einer Entspannung ist erst 2023 zu rechnen. Als wichtiger Zulieferer für die Automobilindustrie kämpfen viele österreichische Unternehmen mit einer sinkenden Auftragslage und einem geringeren Output an elektronischen Komponenten.
Indes steigt der globale Chip-Hunger aufgrund der steigenden Digitalisierung immer rasanter an. Halbleiter stehen im Mittelpunkt geostrategischer Interessen und des technologischen Wettlaufs. Würde ein Nadelöhr der Lieferkette aufgrund politischer Interessenkonflikte gestört, hätte das fatale Folgen für Europa und für Österreich.