Sichtbarkeit im Netz ist kein Zufall – und oft geschäftsentscheidend. Künstliche Intelligenz macht die Sichtbarkeit teils einfacher, teils schwieriger. Ein Experte erklärt, mit welchen Maßnahmen sich Unternehmen von der Konkurrenz abheben können.
Ist SEO noch relevant? Wie komme ich bei Google ganz nach oben? Diese Frage stellen sich Händler, Gastronomen und Dienstleister seit Jahrzehnten. Die Suchmaschinenoptimierung ist fast so alt wie die Suchmaschinen selbst, "Search Engine Optimization" ist der englische Begriff dafür - kurz SEO.
Die Grundlagen der Suchmaschinenoptimierung
SEO besteht zum einen aus technischen Maßnahmen - wie zum Beispiel der Optimierung der Ladezeiten einer Website - und zum anderen aus der inhaltlichen Komponente: Texte und Bilder einfach und nutzerfreundlich "lesbar" zu machen. Die Sichtbarkeit bei Google, Bing und anderen Suchmaschinen ist jedoch nur bedingt steuerbar. Denn die Algorithmen der Plattformen entscheiden, wie die Suchergebnisse gerankt werden. Welche Faktoren dabei berücksichtigt werden, darüber geben die Suchmaschinen nur bedingt Auskunft - und ändern die Kriterien auch laufend.
Ein Grundprinzip gilt jedoch seit jeher: Nutzerfreundlichkeit und Relevanz werden positiv bewertet.
Das heißt: Hat eine Website gut aufbereitete und relevante Inhalte, lässt sie sich einfach bedienen und ist sie von anderen Websites verlinkt, wird sie eher nach oben gerankt.
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Wie wirkt sich KI auf das Suchverhalten aus
Die Entwicklung der künstlichen Intelligenz hat die Online-Suche in den letzten drei Jahren jedoch stark verändert. Zum einen verwenden Nutzer KI-Assistenten wie ChatGPT immer häufiger auch als Suchmaschine, zum anderen haben die Suchmaschinen selbst die Ergebnisse mit KI angepasst. 2024 hat Google den sogenannten "AI Overview" eingeführt:
Hierbei kommen bei Suchergebnissen nicht Links zu Websites ganz oben, sondern eine KI-generierte Zusammenfassung. Diese verlinkt zwar Quellen, regt aber Nutzer:innen nicht unbedingt zum Weiterklicken an. Die neue Darstellungsform hat die Klickraten laut einer Untersuchung des Software-Unternehmens Ahrefs um 34,5 % reduziert. Microsoft hat bei der Suchmaschine Bing ein ähnliches Feature mit der Bezeichnung "Generative Search" eingeführt.
Nach SEO kommt Generative Engine Optimization
Suchmaschinenoptimierung, wie wir sie kennen, funktioniert also nicht mehr. Der neue Ansatz heißt "Generative Engine Optimization", die Optimierung für Suchmaschinen, die von generativer KI unterstützt wird. Ziel ist es, mit der eigenen Website nicht nur ganz oben zu stehen, sondern auch in der KI-generierten Übersicht zitiert und verlinkt zu werden. KI spielt aber nicht nur bei den Algorithmen der Suchmaschinen eine Rolle, sondern auch bei der Erstellung von Inhalten, die wiederum von den Suchmaschinen gefunden werden sollen. Damit wird es komplexer, gefunden zu werden und Unternehmen müssen sich mit KI auseinandersetzen, bevor es überhaupt an die GEO geht.
WKÖ-Experte Gerhard Laga berichtet aus der Praxis: "Sowohl KI als auch SEO verändern sich sehr schnell und KI wird bereits intensiv zum Erstellen von Inhalten eingesetzt. Die Herausforderung dabei ist, dass die Plattformen, für die diese Inhalte zugeschnitten werden – also zum Beispiel Google und Meta – noch sehr intransparent sind. Gleichzeitig haben diese Plattformen ihre eigenen KI-Systeme im Einsatz. Das heißt, man optimiert mit KI-Inhalte für eine Plattform mit einer anderen KI."
Um das wirklich zu optimieren, braucht es laut Laga menschliches Wissen und Erfahrungen. Generative KI werde jedenfalls bereits sowohl in Agenturen als auch in Marketingabteilungen eingesetzt, nicht nur für die Website, sondern auch in anderen Bereichen.
Guidelines für die eigene KI-Strategie
Die KI-Guidelines für KMU der Wirtschaftskammer bieten dafür eine Grundlage und Laga erklärt, warum jedes KMU oder EPU eine KI-Strategie erstellen sollte: "Einerseits braucht es die Transparenz, dass mit generativer KI gearbeitet wurde, sofern Texte oder Bilder großteils so entstanden sind. Es reicht nicht, im Impressum darauf hinzuweisen, sondern direkt an den betroffenen Stellen. Zum anderen muss den Unternehmen bewusst sein, dass der Mensch die Letztverantwortung trägt. Außerdem sollte man den Output und dessen Qualität messen, etwa durch Likes oder Shares."
Es habe sich nichts an der Tatsache geändert, dass man eine gute Social-Media-Strategie braucht: "Viele denken bei ihren Prompts nicht aus der Perspektive der Zielgruppe und der Kunden. Wenn das nicht berücksichtigt wird, wird auch der generierte Output nicht ansprechend sein."
KI-Guidelines für KMU
Um KMU dabei zu unterstützen, sich fit für die Anwendung von Künstlicher Intelligenz zu machen, hat die WKO einen umfassenden Leitfaden entwickelt.
SEO-Content mit KI erstellen
Der Aspekt "Human in the loop", also der Mensch im Prozess, wird laut Laga in der Praxis nicht immer gelebt: "Die KI-generierten Inhalte werden oft nicht hinterfragt oder keine Faktenchecks gemacht. Genau das führt auch oft zu Massenoutputs, die keinen Nutzenfokus haben." Eine Herausforderung ist laut dem Experten auch das Urheberrecht: "Die über generative AI produzierten Texte und Bilder sind nicht geschützt, die Rechtsfrage ist hier auch noch nicht endgültig geklärt. Zudem muss man bei der Bildgenerierung darauf achten, dass keine Markenrechte verletzt werden."
Für welche KI und Suchmaschinen optimieren
Google ist nicht nur weltweit, sondern auch in Österreich mit einem Anteil von mehr als 86 % der Marktführer bei den Suchmaschinen, auf Platz 2 befindet sich laut Zahlen von Statcounter im Frühling 2025 Bing mit 6,5 %. Bei den Chatbots befindet sich ChatGPT mit 90,77 % an erster Stelle, gefolgt von Perplexity AI mit 6,96 % und Googles KI Gemini mit 1,62 %. Will man bei den österreichischen Internetnutzer:innen sichtbar sein, sollte man sich also vor allem auf Google und ChatGPT konzentrieren.
Obwohl KI-Assistenten an Bedeutung gewinnen, haben sie Suchmaschinen noch nicht verdrängt. Eine Analyse von OneLittleWeb zeigt, dass der Suchmaschinen-Traffic 2024 im Vergleich zum Vorjahr nur um 0,51 % zurückgegangen ist.
Die Basics für KI-SEO
Für SEO im Zeitalter von KI empfiehlt Laga, mit kleinen Schritten zu beginnen: "Es ist auf jeden Fall wichtig, sich damit auseinanderzusetzen und KI auch intern zu verwenden, bevor man sie extern verwendet. Dann versteht man diese Tools auch besser und man kann die KI mit seinen eigenen Inhalten trainieren."
Für SEO ist KI auf zwei Ebenen wichtig: "Zum einen kann man sie zum Generieren von Inhalten und damit zur Optimierung für Suchmaschinen einsetzen. Zum anderen geht es um die Sichtbarkeit in KI-Assistenten selbst und wie man dort als Marke und Unternehmen gefunden wird. Das Grundprinzip bleibt aber gleich, die Kommunikation muss im Vordergrund stehen. Der Mensch spürt, wenn es nur leere Worthülsen sind." Anstatt sich auf die Sprachmodelle zu verlassen, sollte sie man besser auf die eigene Unternehmenssprache trainieren.
KI kann laut dem Experten nicht nur die Sichtbarkeit im Netz erhöhen, sondern auch die Effizienz und Produktivität im Unternehmen massiv steigern. Letztverantwortlich sind aber immer noch die Menschen hinter der KI-generierten Arbeit, das sollte bei der eigenen KI- und SEO-Strategie nicht vergessen werden.
Das Wichtigste in Kürze
- SEO bleibt relevant – wird aber komplexer: KI verändert Suchmaschinen und erfordert neue Strategien.
- "GEO" statt SEO: Inhalte müssen für KI-generierte Suchergebnisse optimiert werden.
- Der Mensch bleibt entscheidend: KI-Content braucht Kontrolle, Faktenchecks und Zielgruppenfokus.
- Recht & Transparenz zählen: Kennzeichnung von KI-Inhalten und Urheberrechtsfragen nicht vergessen.
- KMU sollten KI aktiv nutzen: Für bessere Sichtbarkeit und mehr Effizienz – mit eigener KI-Strategie.