Warum Innovation jetzt über­lebens­wichtig ist

Innovation ist heute kein Luxus mehr – sie entscheidet über wirtschaftliches Überleben.


Wer diesen Beitrag lesen sollte:

  • Weiterdenker:innen
  • Digital Pioneers

Lesedauer:

4 Minuten

AutorIn: Peter Draxler

KI-generiertes Bild zweier Männer i
Nikkikii | stock.adobe.com

Futuristin und Exporttag-Keynote-Speakerin Ghislaine Boddington zeigt, warum Unternehmen jetzt Innovation vorantreiben müssen – und wie KI, Vernetzung und menschenzentrierte Technologien dabei helfen.

In einer Welt voller Umbrüche reicht Anpassung allein nicht mehr aus – Unternehmen müssen den Wandel aktiv gestalten. Die britische Futuristin Ghislaine Boddington zeigt, wie das geht: mit Technologie, Kreativität und einem klaren Fokus auf menschenzentrierte Innovation. In diesem Interview erklärt sie, warum KI und digitale Netzwerke nicht nur Werkzeuge, sondern echte Wettbewerbsfaktoren sind – und wie österreichische Unternehmen davon profitieren können. Wir haben Sie im Vorfeld ihrer Keynote am Exporttag 25 in der WKÖ zum Interview getroffen.

Warum Innovation gerade in Krisenzeiten entscheidend ist

Viele Unternehmen konzentrieren sich derzeit auf das Krisenmanagement. Warum sagen Sie, dass Innovation jetzt entscheidend ist – und nicht später?

Ghislaine Boddington: Innovation ist kein Luxus für ruhigere Zeiten – sie ist eine Lebensader in Zeiten des Umbruchs. Krisenmanagement reagiert auf die Gegenwart. Innovation gestaltet die Zukunft. In schwierigen Zeiten führt das Warten auf Stabilität oft dazu, dass Chancen verpasst werden. Innovation – insbesondere menschenzentrierte Innovation – ermöglicht es Unternehmen, Veränderungen zu gestalten, anstatt ihnen hinterherzulaufen. Durch meine eigenen Projekte wie "My AI Hybrid BioTwin" habe ich gesehen, wie spekulatives Design und zukunftsorientiertes Prototyping Unternehmen dabei helfen können, Resilienz in ihre Strukturen zu integrieren.

JETZT AUF YOUTUBE:  Was kann Zukunft? Innovationen im Fokus

Wenn du neugierig auf die Technologien von Morgen bist, dann bist du beim neuen WKÖ-YouTube-Kanal "Was kann Zukunft?" genau richtig!

Abonniere jetzt den Kanal und erweitere deinen Horizont in Richtung Morgen!


Resilienz bedeutet heute, vorwärtszuspringen, nicht nur hin und her zu hüpfen. Krisenmomente sind starke Katalysatoren – sie sind die Zeit, um umzudenken, neu zu denken und neu zu gestalten. Wir befinden uns derzeit an einem großen technologischen und kulturellen Wendepunkt. Diejenigen, die Innovation heute in den Mittelpunkt stellen, werden die Wirtschaft von morgen prägen.

KI und vernetzte Technologien: Chancen für KMU nutzen

Wo sehen Sie derzeit das größte Potenzial für den Einsatz von KI und vernetzten Technologien – insbesondere für kleine und mittlere Unternehmen?

Boddington: Die wahre Stärke der KI liegt in ihrer Fähigkeit, Entscheidungen in Echtzeit zu personalisieren, vorherzusagen und zu unterstützen. Für KMU eröffnet die Kombination von KI mit Wearable-Technologie, Cloud-Plattformen und digitalen Zwillingen den Zugang zu fortschrittlichen Tools, die bisher großen Industrieunternehmen vorbehalten waren.

Selbst kleine Unternehmen können nun ihre Produktion optimieren, Kundenerlebnisse personalisieren und agile Abläufe präzise steuern. In Österreich – mit seinen Stärken in Design, Fertigung und Kreativität – ist das Potenzial enorm. KI kann eine nachhaltige Produktentwicklung, hybride Arbeitsraum-Tools und eine immersive Kundenbindung unterstützen. Das sind skalierbare, erschwingliche Innovationen – und die Zukunft gehört denen, die sie frühzeitig integrieren.


Teaser für Anmeldung zum MARIE MAIL i
WKÖ/DMC

Spannende Updates für dich 

Mit der MARI€ MAIL erhältst du unsere wichtigsten Infos direkt in deine Mailbox.

Jetzt zum Newsletter anmelden!

Menschzentrierte Innovation als Erfolgsstrategie

Sie sprechen oft davon, dass Innovation "aus der menschlichen Perspektive" gedacht werden muss. Was bedeutet das konkret – und wie kann dieser Ansatz Unternehmen in dynamischen Märkten widerstandsfähiger machen? Und was bedeutet dieser Ansatz für die viel diskutierte Frage, ob KI eines Tages den Menschen ersetzen wird?

Boddington: Die Zukunft ist hybrid: eine Partnerschaft zwischen menschlicher Intuition und maschineller Intelligenz. Menschzentrierte Innovation beginnt mit einer zentralen Frage: Was verbessert unsere menschliche Erfahrung?

In meinem Projekt "My AI Hybrid BioTwin" untersuche ich, wie digitale menschliche Zwillinge zu unseren Mentoren, Mitarbeitern und Gesundheitsbegleitern werden – nicht als Ersatz für uns, sondern als Mitgestalter. Diese Zwillinge können uns helfen, Kreativität freizusetzen, unser Wohlbefinden zu erhalten und uns auf komplexe, sinnvolle Arbeit zu konzentrieren.

Wahre Resilienz entsteht, wenn Systeme Vertrauen, Anpassungsfähigkeit und Inklusion in den Vordergrund stellen – nicht nur Effizienz. Das bedeutet, Technologien zu entwickeln, die ethisch, intuitiv und unterstützend sind. Wir brauchen KI, die uns bereichert – nicht auslöscht.

Vernetzte Innovationsökosysteme: Österreichs Potenzial heben

Welche Rolle spielt Vernetzung – beispielsweise über Plattformen wie BOLD – für die Innovationskraft von Unternehmen? Und wie kann Österreich eine stärkere Rolle in solchen globalen Ökosystemen spielen?

Boddington: Innovation entsteht nicht in Isolation. Plattformen wie BOLD – und Veranstaltungen wie der Exporttag – schaffen dynamische Netzwerke, die echte, branchenübergreifende Durchbrüche vorantreiben.

Was ist die BOLD Community? 

Die BOLD Community ist die globale Innovationsinitiative der Wirtschaftskammer Österreich und AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA. Ziel ist es, Vordenker:innen aus aller Welt mit österreichischen Unternehmen zu vernetzen und gemeinsam an Lösungen für die Wirtschaft von morgen zu arbeiten. Die jährlich stattfindende BOLD UnConference bringt dafür internationale BOLD Minds mit heimischen Unternehmen in vier Bundesländern zusammen.

Österreich kann seine globale Position stärken, indem es weiter in Co-Creation-Hubs, internationale Residenzen und sektorübergreifende Räume investiert, in denen Industrie, Kunst und Wissenschaft aufeinandertreffen. Meine eigene Arbeit beim Aufbau interdisziplinärer Creative-Tech-Netzwerke über drei Jahrzehnte hinweg hat gezeigt, wie inspirierend und exponentiell Innovation sein kann, wenn unterschiedliche Köpfe zusammenarbeiten können.

Österreichs Mischung aus kulturellem Erbe und technischem Know-how verschafft ihm einen einzigartigen Vorteil. Durch die Befürwortung einer digitalen Zukunft für die Menschheit und die Förderung mutiger Experimente kann Österreich eine führende Rolle bei der Gestaltung widerstandsfähiger, menschenzentrierter Innovationsökosysteme übernehmen.

Das Wichtigste in Kürze:

  • Innovation ist in Krisenzeiten essenziell, um nicht nur zu reagieren, sondern die Zukunft aktiv zu gestalten.
  • KI und vernetzte Technologien bieten KMU neue Möglichkeiten für Personalisierung, Effizienz und nachhaltiges Wachstum.
  • Menschzentrierte Innovation fördert Vertrauen, Kreativität und Resilienz – nicht nur Effizienz.
  • Globale Innovationsnetzwerke wie BOLD treiben branchenübergreifende Durchbrüche und neue Geschäftsmodelle an.
  • Österreich hat das Potenzial, als kreativer Innovationsstandort international noch stärker sichtbar zu werden.