Der Tiroler Nahversorger MPREIS setzt auf grünen Wasserstoff. Ende März 2022 ging in Völs in Tirol die größte Single-Stack-Elektrolyseanlage Europas in Betrieb.
Seit 2016 wurde geforscht und entwickelt, seit März 2020 in Völs bei Innsbruck gebaut, am 27. März war es so weit: Auf dem Firmengelände der Bäckerei Therese Mölk in der Zentrale der Tiroler Nahversorgerkette MPREIS ging Europas größte Single-Stack-Druckelektrolyseanlage in Betrieb. Damit erzeugt MPREIS grünen Wasserstoff. Das Projekt wurde von der EU und den Regierungen in Österreich und der Schweiz unterstützt und hatte einen Investitionsumfang von 13 Millionen Euro.
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Wasserstoff-Innovation in Tirols Bergen
Vereinfacht gesagt, wird in Völs grüner Wasserstoff durch Elektrolyse erzeugt: Dabei wird Wasser mit Hilfe von Ökostrom in Sauerstoff und Wasserstoff aufgespalten. Wasserstoff ist ein Energieträger, der sich im Gegensatz zu Strom gut speichern lässt und eine hohe Energiedichte hat. Demnächst wird die Bäckerei Therese Mölk den Wasserstoff auch zur Beheizung von Backöfen einsetzen.
"Grüner Wasserstoff als karbonfreier Energieträger wird eine wichtige Rolle bei der Dekarbonisierung der Gütermobilität und der Erzeugung von industrieller Prozesswärme spielen", sagt Ewald Perwög, verantwortlich für nachhaltige Energielösungen bei MPREIS, "Unser Single-Stack kann 1.200 kg grünen Wasserstoff täglich produzieren und ist als Grundeinheit für die Errichtung von großen Anlagen über 50 MW ein idealer Baustein. Mit unserem Projekt beweisen wir, dass die alkalische Elektrolysetechnologie für mittelgroße, regionale Erzeugungsanlagen geeignet ist, aber auch in großen Multi-Stack-Anlagen verwendet werden kann, um die Industrie zuverlässig mit grünem Wasserstoff zu versorgen."
Der Weg zur Wasserstoff-Wirtschaft
Wasserstoff hat eine große Zukunft – aber nicht als Auto-Treibstoff, sondern als Langzeit-Energiespeicher in unterirdischen Lagern.
Next step: Umweltfreundlicher Schwerverkehr
MPREIS blickt schon weiter. Ihr Spin-off, die JuVe AutoMotion GmbH widmet sich der Marktentwicklung von Schwerlast-Lkw mit Wasserstoff-Antrieb. Ab Mai 2022 werden - so der firmeninterne Plan - die ersten drei Brennstoffzellen-Lkw für MPREIS im Einsatz sein. Betankt werden sie an der firmeneigenen Wasserstoff-Tankstelle. Bis 2026 soll die bestehende Flotte auf Wasserstoff-Antrieb umgestellt werden.
Neues Geschäftsfeld: Wasserstoff-Nahversorgerin
"MPREIS wird im Kern immer eine überzeugte regionale Nahversorgerin sein", sagt Perwög, "aber die Unternehmenslandschaft der Gruppe wird vielfältiger werden." So sind weitere regionale Wasserstoff-Hubs schon in Planung, um die Region mit speicherbarer, regionaler und karbonfreier Energie versorgen zu können.
Möglich wurde die kostenintensive Wasserstoff-Initiative durch kurze Entscheidungswege im Betrieb. "Unserer Unternehmenskultur ist es zu verdanken, dass es so weit gekommen ist. Wir haben andere Entscheidungsstrukturen", sagt Perwög, "die EigentümerInnen-Familie setzt auf Nachhaltigkeit, das war in unserer Firmengeschichte immer schon so."
„Keine fantastische Spinnerei, sondern Absicherung“
Die anfängliche Skepsis ist angesichts der neuen Klimagesetzgebung gewichen. "Wir sehen unsere Wasserstoff-Initiative als Absicherung gegenüber steigenden CO₂-Preisen und gegenüber einem zukünftigen Verbot von Verbrennungsmotoren", sagt Perwög, "das ist keine Zukunftsvision mehr, sondern genau das, was wir jetzt tun müssen, als Zivilgesellschaft und natürlich auch als Unternehmen."