6 Begriffe aus der Welt der Wirtschaft, die du kennen solltest

Die Welt der Wirtschaft ist komplex, aber mit diesen 6 Begriffen kannst du in jeder Diskussion glänzen.


Wer diesen Beitrag lesen sollte:

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Lesedauer:

5 Minuten

AutorIn: Eva Baumgardinger

Stilisiert dargestelltes, zweifarbiges Sujet, bei dem Geschäftsleute vor einer großen Weltkarte spazieren i
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Was zeigt der Einkaufsmanagerindex an? Was ist der Labour-Hoarding-Indikator? Und woran sieht man, wie es um Chinas Wirtschaft wirklich steht? In diesem Beitrag werfen wir einen Blick auf 6 Schlüsselbegriffe, die helfen, wirtschaftspolitische Entwicklungen besser zu verstehen.

Die Welt der Wirtschaft dreht sich schnell und entwickelt sich in viele Richtungen - dabei fallen viele Begriffe, die uns womöglich noch nicht so geläufig sind. Wir haben uns das deshalb einmal genauer angesehen und erklären dir in diesem Artikel, was du wissen und worauf du achten musst. 

#1 Labour-Hoarding – trotz Abschwung

Aktuell durchleben wir einen wirtschaftlichen Abschwung, dennoch sehen wir eine scheinbar widersprüchliche Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt:  Unternehmen halten mehr Arbeitskräfte, als sie aktuell benötigen. Dieses Phänomen wird als "Horten von Arbeitskräften" bzw. "Labour Hoarding" bezeichnet. So versuchen Arbeitgeber:innen, qualifiziertes Personal zu halten – in der Hoffnung, dass die Lage sich bald bessert und in absehbarer Zeit wieder mehr Aufträge hereinkommen.

Der Labour-Hoarding Indikator der Europäischen Kommission gibt an, wie viele Führungskräfte mit stabiler oder sogar steigender Beschäftigung rechnen, obwohl sie erwarten, dass die Produktion ihres Unternehmens stagnieren oder sogar sinken wird. Aktuell liegt der Wert bei 12,9 %. Seit seinem Höchststand von 20,1 % im September 2012 hat sich der Wert deutlich erholt, bleibt aber immer noch weit über dem Vorkrisendurchschnitt (8,4 %).

#2 Lohnentwicklung in China: Jobplattformen als Indikator

Wie es um die Wirtschaft in China bestellt ist, interessiert die ganze Welt. Ob die offiziellen Zahlen immer ein aussagekräftiges Bild liefern? Wer an Wirtschaftspolitik interessiert ist, schaut deshalb auf die Entwicklung des jährlichen Lohnwachstums bei Neueinstellungen.

Dieser Wert wird von der Finanzdaten- und -nachrichtenagentur Bloomberg für 38 chinesische Großstädte auf Basis der Jobvergleichsplattform Zhaopin erhoben. Im vierten Quartal 2023 fiel der Wert mit minus 1,3 % so stark wie zuletzt im Krisenjahr 2016. Das deutet auf eine Abkühlung hin.


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#3 Eurozone: Löhne geben wichtige Informationen für Geldpolitik

Auch für die Eurozone gibt es in Sachen Lohnentwicklung eine Zahl, die man im Auge behalten sollte: Das Arbeitnehmerentgelt je Erwerbstätigem. Dieses ist ein wichtiger Indikator für die EZB, um das Lohnwachstum zu beobachten und er lässt Schlüsse auf den Preisdruck und die Entwicklung der Geldpolitik zu.

Im dritten Quartal 2023 legte das Arbeitnehmerentgelt laut Eurostat in der Eurozone um 5,2 % zu. Das Lohnwachstum ist für die EZB nach eigenen Angaben der zentrale Indikator für eine mögliche Lockerung der Zinspolitik. Im Durchschnitt erwartet die EZB für 2024 noch ein Wachstum der Arbeitnehmerentgelte je Erwerbstätigen von 4,6 %, was deutlich über den 3 % liegt, die die EZB im Hinblick auf das Inflationsziel von 2 % für nachhaltig hält.

Zudem werden die Daten zum Lohnwachstum erst mit mehrmonatiger Verzögerung veröffentlicht, so dass mit einer ersten Zinssenkung trotz weiter rückläufiger Inflationsentwicklung wohl erst im Juni zu rechnen ist.

#4 Wirtschaftswachstum: Analyse via Basispunkte

150 Basispunkte: Basispunkte sind ein geläufiges Maß im Finanzbereich bzw. in der Zinspolitik. 100 Basispunkte entsprechen 1 Prozentpunkt. Derzeit wird erwartet, dass die Zinsen im Euroraum heuer um 150 Basispunkte gesenkt werden. Im gleichen Ausmaß wird das übrigens auch für die USA erwartet. Neben den Zinserwartungen spiegelt dieser Wert auch die Konjunkturerwartungen wider. Grundsätzlich gilt: Je höher der Wert, desto schlechter schätzen die Finanzmärkte die Wachstumsaussichten ein.

Alle Infos im "Big Picture 2024"

Alle diese Begriffe sind Teil des "Big Picture 2024" der Abteilung Wirtschaftspolitik in der WKÖ. Wenn du mehr Infos zum Thema möchtest, findest du diese hier.

#5 IRA: US-Subventionen zur Energiewende

Mit dem IRA (Inflation Reduction Act) hat die US-Regierung ein industriepolitisches Programm geschaffen, das nachhaltige Energien subventionieren und die US-Wirtschaft dekarbonisieren soll. Mit hohen  Subventionen werden Produktionen und Investitionen in grüne Technologien gefördert. So soll zum Beispiel die Produktion von Elektrobatterien in den USA kostengünstiger und global führend werden.

Damit ist der IRA ein wichtiger Schritt Richtung Energiewende, verschafft den USA aber im internationalen Standortwettbewerb einen Schub nach vorne – was für Europa wiederum zu Schwierigkeiten führen könnte.

#6 Einkaufsmanager: Ihr Verhalten liefert wichtige Informationen

Einkaufsmanager:innen fungieren in Unternehmen wie eine Drehscheibe. Sie haben Überblick über Entwicklungen in Bereichen wie Produktion, Neuaufträge, Lieferzeiten, Materiallager oder Beschäftigung. Deswegen werden für die unterschiedlichen Bereiche Einkaufsmanager-Indices (Purchasing Managers‘ Index), kurz EMI, erstellt, die wie ein Frühindikator für wirtschaftliche Entwicklungen gelesen werden können.

Der internationale Datenanbieter IHS Markit erstellt monatlich einen EMI für den weltweiten Industriesektor. Im Jänner erreichte der EMI zum ersten Mal seit 17 Monaten wieder die 50-Punkte-Marke und liegt damit nicht mehr negativen Bereich. Das deutet darauf hin, dass die Talsohle für die Industrie bereits durchschritten ist, wenngleich für 2024 allenfalls ein zaghaftes Wachstum für die Branche erwartet wird.

Das Wichtigste in Kürze:

  • Dieser Beitrag erklärt 6 zentrale Begriffe aus der Welt der Wirtschaft, die bei der Interpretation aktueller Entwicklungen immer wieder ins Spiel gebracht werden.
  • Die Palette reicht von ganz aktuell beobachtbaren Entwicklungen wie dem  "Horten" von Arbeitskräften trotz Abschwungphase bis zu regelmäßig ablesbaren Frühindikatoren wie den Einkaufsmanager-Indices.
  • Diese Begriffe helfen, wirtschaftliche Entwicklungen besser zu verstehen und aktuelle Diskussionen nachvollziehen zu können.