7 Export-Tipps für österreichische EPU 

Neue Märkte bringen neue Chancen, vorausgesetzt man ist gut informiert und gut beraten.


Wer diesen Beitrag lesen sollte:

  • Entrepreneur:innen
  • Exporteur:innen

Lesedauer:

4 Minuten

AutorIn: Connie Wagenhofer

Frau in blauer Latzhose verpackt Waren i
sitthiphong | stock.adobe.com

Diese 7 wichtigen Tipps und Infos rüsten Ein-Personen-Unternehmen für den erfolgreichen Export.

Wer an Ein-Personen-Unternehmen (EPU) denkt, denkt meist nicht unbedingt an Export. Dabei macht rund ein Viertel der österreichischen EPU Geschäfte im Ausland. Das zeigen die Daten der regelmäßigen WKÖ-Wirtschaftsbarometerumfrage. Wichtige Zielländer sind Deutschland, die Schweiz und Italien, aber auch Fernmärkte sind für EPU, insbesondere aus der Beratungsbranche, interessant.

In den letzten Jahren ist die Zahl der EPU, die sich in einem AußenwirtschaftsCenter der WKÖ in Sachen Export haben beraten lassen, kontinuierlich gestiegen. Waren es 2018 noch 1.619 EPU, sind es 2023 schon 2.639 gewesen. 

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Tipp #1: Auch Dienstleistungen können Exporte sein

Nach der aktuellen EPU-Umfrage der WKÖ sehen viele EPU ihre Exporte gar nicht als solche, vor allem im Dienstleistungsbereich, beispielsweise wenn ein Tiroler Frisör bei einer Hochzeit in Bozen frisiert, eine Salzburger Tischlerin eine Küche in Passau montiert oder ein österreichischer Berater ein Unternehmen in Japan berät. 

GRAFIK: TOP 10 Exportinteresse nach Branchen

Die Geschäftsfälle der AußenwirtschaftsCenter zeigen, in welchen Branchen Ein-Personen-Unternehmen besonders exportinteressiert sind.

Tipp #2:  Spesen müssen einkalkuliert werden

Für Mario Baccili aus Braunau am Inn trägt der Export stark zum Geschäftserfolg bei. Der Innviertler mit italienischen Wurzeln produziert und vertreibt mit Baccili Selezione italienische Delikatessen. Viele seiner Produkte liefert er nach Deutschland an B2B- und B2C-Kund:innen.

"Nach Deutschland sind die Versandkosten höher als innerhalb von Österreich", sagt Baccili, "das muss man in der Kalkulation berücksichtigen." Auch das Verpackungsmaterial und das Handling ist teuer. "Bei Flaschen braucht man beispielsweise zertifizierte Kartons", sagt Baccili. Dennoch liefert Baccili ab einem Warenwert von 49,90 Euro versandkostenfrei: "Man muss konkurrenzfähig sein."

Tipp #3: Rechtliche Fallstricke beim Onlinehandel vermeiden

Neben den exportbedingten Kostenstrukturen muss man auch rechtliche Aspekte beachten. Das betrifft schon den eigenen Onlineshop, bei dem man vom Impressum bis zur Widerrufsbelehrung Fallstricke vermeiden muss. Andernfalls drohen kostspielige und mühsame Abmahnklagen von darauf spezialisierten Anwaltskanzleien. Auch bei den Waren gelten im Ausland teils andere Vorschriften.

So hebt Deutschland beispielsweise eine Kaffeesteuer ein. Fehlt diese beim Kaffeexport kann es unangenehm werden. Auch in all diesen Fragen unterstützen die AußenwirtschaftsCenter gern.

Tipp #4: Kontakte pflegen, Kund:innen finden

Die beste Ware nützt nichts, wenn keiner davon weiß. Für große Werbekampagnen haben EPU aber meist kein Budget. Umso wichtiger sind persönliche Kontakte. Für den Waldviertler Harald Schuh ist das der wichtigste Vertriebskanal für seine handgefertigten Barocktrompeten. Rund 20 bis 25 davon produziert er im Jahr, die meisten davon gehen ins Ausland, vor allem nach Deutschland, aber auch in andere EU-Länder und sogar bis nach Japan und Mexiko.

"Ich habe die Instrumente zusammen mit Trompetern entwickelt, die Alte Musik spielen", sagt Schuh. Von Anfang an war Wolfgang Gaisbauer dabei. "Er ist auf vier Unis angestellt und bringt meine Instrumente überall mit, um zu spielen und zu unterrichten", sagt Schuh, "es gibt in Österreich interessante Trompeter, die das Instrument spielen. Das macht meine Trompete bekannt, auch international."

Hat man so spezielle Testimonials noch nicht, kann man sich auch von den AußenwirtschaftsCenter dabei unterstützen lassen, um auf einem potenziellen Markt Kontakte Abnehmer:innen zu knüpfen oder neue Lieferant:innen zu finden.

Tipps und Services: Deine persönliche Export-Toolbox

Wer sich geschäftlich nicht auf Österreich beschränken will, findet eine Vielzahl von Ressourcen, die den Markteintritt im Ausland erleichtern. Unsere Top 5 der hilfreichsten Anlaufstellen sind:

  • Das Praxishandbuch Import-Export informiert kompakt über alle wesentlichen Aspekte des Außenhandels – von der Exportstrategie bis zu Details zu Zoll, Vertragsrecht, Normen und Außenhandelsrecht.
  • Der WKÖ-Exportradar ist das Analysetool für Österreichs Exporteurinnen und Exporteure und liefert Kennzahlen und Analysen zu internationalen Märkten und deren Potenzial für österreichische EPU. Interaktive Karten, Marktprofile und Handelsdaten unterstützen EPU, fundierte Exportentscheidungen zu treffen.
  • Die Internationalisierungsoffensive des BMAW und der WKÖ go-international bietet Förderungen und Events, um Märkte zu erschließen, Netzwerke aufzubauen und Trends früh zu erkennen.
  • Die Innovation Map bildet 105 Technologien und ihre Auswirkung auf Wirtschaft und Gesellschaft bis zum Jahr 2035 ab, Forschungsergebnisse und Hintergrundinformationen inklusive. Dieser Wissenspool macht künftige Entwicklungen für Unternehmen greifbarer und eröffnet dadurch Chancen.
  • Die AußenwirtschaftsCenter der WKÖ informieren, beraten und unterstützen EPU online und persönlich. Auch beim Knüpfen von Geschäftskontakten stehen sie EPU ebenso zur Seite wie größeren Unternehmen.

Tipp #5: Rechtsverletzungen können teuer werden

Ob Waren oder Dienstleistungen, beides kann exportiert werden. Und wie der Warenexport unterliegt auch der Dienstleistungsexport rechtlichen Anforderungen wie etwa bei Kleinunternehmen beim Thema Sozialversicherung (A1-Bescheinigung), Dienstleistungsanzeige, Handwerkerbestätigung, Zollmeldung – oder bei Drittstaatenangehörigen ein van-der-Elst-Visum. Ignoriert man das, können saftige Strafen drohen.

Tipp #6: Hohe Qualität bieten, konkurrenzfähig bleiben

Seinen Geschäftserfolg mit den Barocktrompeten führt Schuh auch darauf zurück, dass er mit 2.500 Euro für die Grundausstattung einen moderaten Preis für seine Barocktrompeten verlangt. "Ich wollte ursprünglich etwas für Studenten in Österreich und für mich selbst machen", begründet das Schuh. In diesem hochspezialisierten Bereich gibt es nicht viele Hersteller, die jedoch deutlich mehr pro Instrument verrechnen.

Schuh, der in seinem Hauptberuf Musikschulleiter der W. A. Mozart Musikschule Horn ist, fertigt jede einzelne Barocktrompete sorgfältig. "Sie ist originell im Klang, alles ist überlegt", sagt er, "das Instrument ist von den besten Leuten mitentwickelt worden."

Tipp #7: Messebesuche lohnen sich 

Für Baccili sind auch Messebesuche ein Katalysator fürs Geschäft. "Ich war auf vielen Messen: in München und Stuttgart, auch in Österreich", sagt Baccili. Im Juni geht's für den Delikatessenhändler sogar nach Singapur.

Gerade Österreichs wichtigster Exportmarkt Deutschland ist ein Messeland. Nach den Erfahrungen des AußenwirtschaftsCenters München kann ein Messeauftritt auch für Ein-Personen-Unternehmen gute Ergebnisse bringen. Doch Preis und Platzierung in der Messehalle müssen stimmen. Als Erstaussteller:in bekommt man jedoch nicht automatisch die besten Konditionen.

Abhilfe schaffen da die Gruppenstände der AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA: Professionelles Design und gute Platzierung sorgen für mehr Aufmerksamkeit und mehr Kundenverkehr. Der Großteil der Organisation nimmt die AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA den EPU ab, die sich so voll darauf konzentrieren können, neue Geschäftspartner:innen zu finden.

Das Wichtigste in Kürze:

  • Rund ein Viertel der fast 360.000 Ein-Personen-Unternehmen aus Österreich sind international tätig.
  • Besonders viele exportaktive EPU gibt es in den Branchen Beratung, Fashion und Nahrungsmittel/Softdrinks.
  • Deutschland, die Schweiz und Italien sind die wichtigsten Märkte. Regional spezialisierte EPU sind aber auch in exotischeren Märkten gefragt.
  • Auch im Ausland erbrachte Dienstleistungen zählen als Export aus Österreich, bei dem gewisse Bestimmungen zu beachten sind.
  • Gute Beratung eröffnet Wege zu Förderungen, bringt interessante Kontakte und kann vor Fehlern und sogar vor unabsichtlichen Rechtsverletzungen schützen.
  • Messebesuche machen Ein-Personen-Unternehmen mit ihren Waren oder Dienstleistungen auch im Ausland bekannt. Gruppenstände der AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA erhöhen durch eine gute Platzierung die Sichtbarkeit und kosten weniger als eine Einzelpräsenz.
  • Zahlreiche Ressourcen unterstützen EPU beim Export. Einfach die Links oben anklicken!