Bitte übernehmen: Wie die Betriebsnachfolge besser gelingt

Das muss sich in den Bereichen Bürokratie, Finanzierung und Steuersystem in Österreich ändern.


Wer diesen Beitrag lesen sollte:

  • Entrepreneur:innen
  • Weiterdenker:innen

Lesedauer:

3 Minuten

AutorIn: Eva Baumgardinger

Frau und Mann im Business-Kontext im Büro - junge und ältere Generation i
Studio Romantic | stock.adobe.com

In Österreich stehen in den nächsten Jahren mehr als 50.000 Betriebe zur Übergabe an. Fast 700.000 Arbeitsplätze hängen davon ab. Welche politischen Rahmenbedingungen sich ändern müssen, damit die nächste Generation gut übernehmen kann, erfährst du hier.

Familienbetriebe sind das Rückgrat der österreichischen Wirtschaft und machen die Hälfte aller heimischen Unternehmen aus. Sie beschäftigen mehr als 60% aller Erwerbstätigen und erwirtschaften mehr als die Hälfte aller Umsätze hierzulande. "Familienunternehmen denken langfristig und sind regional stark verwurzelt. Gerade im ländlichen Raum sind sie auch als gesellschaftlicher Akteur besonders wichtig", sagt Reinhard Prügl, Leiter des WU-Instituts für Familienunternehmen.


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Jedes zehnte Familienunternehmen vor Übergabe

Doch gerade bei den Familienunternehmen macht sich der demografische Wandel besonders bemerkbar: Immer mehr Unternehmen suchen eine Nachfolge. Jedes zehnte Familienunternehmen steht vor der Betriebsübergabe. Um die Beteiligten bei dieser Herausforderung bestmöglich zu unterstützen, hat die Junge Wirtschaft (JW) eine Nachfolgestrategie erarbeitet.

Neben wichtigen Informationen zu Vorbereitung und Umsetzung der Betriebsübergabe finden sich darin auch konkrete Maßnahmen, wie Betriebsübernahmen besser gelingen und massive Verluste für den Wirtschafts- und Arbeitsstandort ausbleiben.

GRAFIK: So haben sich die Unternehmensübernahmen in den einzelnen Sparten entwickelt

Entwicklung der Unternehmensübernahmen 2001 - 2022 nach Sparten (Schwerpunktzuordnung)

So gelingt die Unternehmensnachfolge      

In der Nachfolgestrategie finden sich Forderungen, damit die Betriebsnachfolge reibungsloser klappt und junge Unternehmer:innen neue Impulse für die Wirtschaft setzen können.

Impuls #1: Betriebsnachfolge steuerlich und rechtlich erleichtern

  • Bessere steuerliche Rahmenbedingungen: Anpassung von Freibeträgen und Steuerbegünstigungen, Vereinfachung der steuerlichen Behandlung von Betriebsübergaben.
  • Gleichstellung bei Lohnnebenkosten mit Neugründer:innen: Die Befreiung von bestimmten Lohnabgaben im Ausmaß von ca. 6% soll auch für Neueinstellungen bei Betriebsnachfolger:innen gelten.
  • Bürokratieabbau: Umsetzung des Prinzips "Beraten statt Strafen", Abschaffung des Arbeitsschutzausschusses und der Meldepflicht für Sicherheitsvertrauenspersonen.

Betriebsnachfolge Österreich: Möglichkeiten, Beispiele und Angebote

Kennst du schon die Nachfolgebörse der WKO? Sie hilft bei der Suche nach dem perfekten Nachfolge-Match. Alle Informationen findest du hier.

Impuls #2: Finanzierungshürden abbauen

  • Eigenkapital stärken: Einführung eines Beteiligungsfreibetrages, um privates Kapital für die Betriebsnachfolger:innen zu mobilisieren.
  • Ein Nachfolge-Beteiligungsfonds soll Nachfolger:innen aus dem KMU-Bereich bei der Aufbringung des erforderlichen Eigenkapitals unterstützen.
  • Investitionsanreize schaffen: Verdoppelung der Sätze beim Investitionsfreibetrag und Förderung von Investitionen in Digitalisierung und Gebäudeumbau und -sanierungen.
  • Eine spezielle Förderung im Rahmen der GAP (Gemeinsame Agrarpolitik der EU), sorgt dafür, dass Betriebsübergaben auch im ländlichen Raum unterstützt werden.

Impuls #3: Politisches Bewusstsein und Kulturwandel stärken

  • Erhöhung der politischen Aufmerksamkeit: Einrichtung eines Nachfolgerates und regelmäßige Berichterstattung an das Parlament, analog zum bestehenden Startup-Rat.
  • Verbesserung der Messbarkeit und Sichtbarkeit: Einführung eines österreichischen Nachfolgebarometers, Einführung von Awards, um die Sichtbarkeit zu erhöhen.
  • Karrieremöglichkeiten fördern: Nachfolgezentren und entsprechende Kursangebote an Universitäten und Fachhochschulen einführen.

Das Wichtigste in Kürze:

  • Der demografische Wandel führt dazu, dass in den nächsten Jahren besonders viele Unternehmer:innen in Pension gehen und einen Nachfolger oder eine Nachfolgerin suchen.
  • In Österreich sind Familienunternehmen besonders betroffen, jedes zehnte steht potenziell vor der Übergabe.
  • Damit die Unternehmensnachfolge gelingt, braucht es bessere rechtliche und steuerliche Rahmenbedingungen, mehr Finanzierungsinstrumente sowie mehr Bewusstseinsbildung und Awareness.
  • Dazu gehören weniger Bürokratie und höhere Investitionsfreibeträge, damit junge Unternehmer:innen rasch neue Impulse setzen können.
  • Aber auch das Steuersystem muss reformiert werden, da beispielsweise manche Freibeträge seit 1975 nicht mehr erhöht worden sind.