Energiekrise: 9 Begriffe, die du kennen musst

Energiekostenzuschuss, Merit Order und Co.: Wenig wird derzeit so heiß diskutiert wie die Energiekrise. Wir erklären die 9 wichtigsten Begriffe.


Wer diesen Beitrag lesen sollte:

  • Entrepreneur:innen
  • Problemlöser:innen

Lesedauer:

2 Minuten

AutorIn: Eva Baumgardinger

Scrabble-Steine formen das Wort Strompreisbremse i
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Seit Monaten reden alle über Energie und wieviel sie kostet. Aber was genau sind Energiekostenzuschuss, Strompreisbremse, Merit Order & Co.? Damit du den Überblick behältst, erklären wir dir die 9 wichtigsten Begriffe rund um dieses Thema.

Die Angst, dass Russland den Gashahn zudrehen könnte, bestimmt seit dem Krieg in der Ukraine die Diskussionen in ganz Europa. Um zu verstehen, worum es genau geht und was politisch dagegen getan wird, solltest du diese 9 Begriffe kennen: 

Begriff #1: Energiekostenzuschuss

Ende September hat die Bundesregierung den Energiekostenzuschuss für Unternehmen und Betriebe vorgestellt. Von den massiven Steigerungen der Energiepreise betroffene Unternehmen werden dadurch unterstützt.

TIPP: Alle Infos zum Energiekostenzuschuss für Unternehmen und Betriebe findest du hier.

Begriff #2: Merit-Order-Prinzip

Seit Wochen ist es in aller Munde – das Merit-Order-Prinzip (zu Deutsch etwas sperrig "Reihenfolge der Vorteilhaftigkeit"). Es bedeutet, dass der Strom jener Kraftwerke, die den günstigsten Strom produzieren, als Erstes ins Netz gespeist wird, gefolgt vom Strom des nächstgünstigen Kraftwerks, und so weiter. Das letzte Kraftwerk, von dem Strom gekauft wird, bestimmt den Preis – in Österreich ist das in der Regel ein Gaskraftwerk. Warum das so ist, und wo die Grenzen dieses Systems liegen, liest du hier.

Begriff #3: Windfall Profits

Dass die teuren Gaskraftwerke den Strompreis bestimmen, haben wir dir oben erklärt. Windfall Profits (Übergewinne) sind extrem hohe Gewinne, die ohne aktives Zutun der Erzeuger – über den zufällig hohen Preis – entstehen. Deshalb wird derzeit diskutiert, ob Unternehmen, die von den hohen Energiepreisen profitieren, zusätzlich besteuert werden sollen.

Begriff #4: Strompreisbremse

Um Haushalte bei den explodierenden Strompreisen zu unterstützen, hat die Regierung mit der sogenannten Strompreisbremse reagiert. Bis zu einem Jahresverbrauch von 2.900 Kilowattstunden (kWh) bezahlen Haushalte 10 Cent pro kWh. Für darüberhinausgehenden Verbrauch sind marktübliche Preise zu bezahlen. Starten soll die Strompreisbremse ab Dezember 2022 und direkt – ohne extra Antrag – auf der Stromrechnung ersichtlich sein.

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Begriff #5: Gas Notfallplan

Um auf Gas-Liefereinschränkungen reagieren zu können, hat die österreichische Regierung einen Notfallplan erstellt. Er sieht drei Krisenstufen vor:

  • Stufe 1: Frühwarnstufe
    In der 1. Stufe beobachtet eine Expertengruppe genau, wie sich der Gas-Stand in den österreichischen Lagern entwickelt. Derzeit befindet sich Österreich in dieser Stufe.
  • Stufe 2: Alarmstufe
    Wenn eine Verschlechterung der Gassituation droht, beginnt die 2. Stufe: Große Unternehmen müssen bekannt geben, wie hoch ihr Gas-Bedarf sein wird.
  • Stufe 3: Notfallstufe
    Sollte Russland die Lieferung von Gas komplett beenden, beginnt die 3. Stufe, die sogenannte Notfallstufe. Das heißt, die Regierung kann bestimmen, wie Gas in Österreich an Großunternehmen verteilt wird (siehe auch Energielenkung und FLEX-MOL).

Begriff #6: Save gas for a safe Winter-Paket

Auch auf europäischer Ebene gibt es einen Gastnotfallplan. Das Motto: "Save gas for a safe winter", also "Gas sparen für einen sicheren Winter".  Sollte Russland den Gashahn zudrehen, wird eine europäische Alarmstufe ausgerufen. Dann wird jeder Mitgliedsstaat verpflichtet, 15 % des Eigenverbrauchs einzusparen.

Begriff #7: Energielenkung

Besteht die Gefahr, dass nicht alle Verbraucher:innen mit Energie versorgt werden können, greift der Staat mit Maßnahmen zur Energielenkung ein – vermutlich auch ein Wort, das vielen von uns noch vor ein paar Monaten nicht viel gesagt hat. Grundlage dafür ist das Energielenkungsgesetz 2012. Energielenkungsmaßnahmen wie Rationierungen sind aber vorerst nicht geplant – sie sind erst ab Stufe drei ("Notfallstufe") des Gas-Notfallplanes vorgesehen.

Begriff #8: FLEX-MOL

Die Austauschplattform FLEX-MOL ist ebenfalls Teil des Gas-Notfallplans der Regierung. Sollte der Worst Case eintreten und gar kein Gas mehr fließen, haben große Verbraucher die Möglichkeit, die verbleibenden Gasmengen zu einem bestimmten Preis untereinander zu handeln. FLEX-MOL bietet Unternehmen, die Gas ganz dringend brauchen, weil sie die kritische Produktion aufrechterhalten, Flexibilität und soll staatliche Zwangszuteilungen vermeiden. Um an dem FLEX-MOL-Programm teilzunehmen, ist eine Registrierung bei der AGCS Gas Clearing and Settlement AG notwendig.

Begriff #9: Speicherstand

Seit dem Ausbruch des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine wurden die Erdgasspeicher in Österreich massiv ausgebaut. Die Speicherkapazität liegt aktuell bei rund 95 Terawattstunden (TWh). Das entspricht einem durchschnittlichen Jahresverbrauch. In einem kalten Wintermonat liegt der Verbrauch bei rund 13 TWh. Ziel der Bundesregierung ist es, dass bis Ende Oktober die heimischen Speicher zu 80 % gefüllt sind.

TIPP: Eine Übersicht über die aktuellen Speicherstände in der EU findest du hier.

Das Wichtigste in Kürze:

  • Der Energiekostenzuschuss für Unternehmen subventioniert bei Strom, Erdgas und eingeschränkt auch bei Treibstoffen.
  • In Sachen Energie gibt es Besonderheiten des Marktes, zum Beispiel das sogenannte Merit-Order-Prinzip: Das teuerste Kraftwerk bestimmt den Preis.
  • Mit der Strompreisbremse hilft die österreichische Regierung den Haushalten: Die ersten 2.900 Kwh pro Jahr kosten nur 10 Cent pro Kwh.
  • Um auf Gas-Lieferengpässe reagieren zu können, hat die österreichische Regierung einen dreistufigen Gas-Notfallplan erstellt.
  • Auch die Europäische Union hat mit einem Notfallplan reagiert. Sollte Russland den Gashahn zudrehen, wird jeder Mitgliedsstaat verpflichtet, 15 % des Eigenverbrauchs einzusparen.