Mehr Finanzbildung für Frauen

Bessere finanzielle Entscheidungen schützen vor Armut im Alter.


Wer diesen Beitrag lesen sollte:

  • Zahlenjongleur:innen
  • Game Changer:innen

Lesedauer:

3 Minuten

AutorIn: Connie Wagenhofer

eine Frau spart Geld i
Envato/twenty20photos

Frauen müssen ihre finanziellen Biografien besser planen, fordern zwei Expertinnen. Ansonsten droht ihnen Armut im Alter. 

Rein statistisch betrachtet, nähert sich die Bezahlung von Frauen immer stärker an die der Männer an. Das ergab eine aktuelle Untersuchung zum Gender-Pay-Gap der Statistik Austria. Trotzdem gehen die finanziellen Lebenswege der beiden Geschlechter spätestens im Alter weit auseinander. So bekommen Männer im Schnitt 42,1 % mehr Alterspension als Frauen.

Das hänge mit den unterschiedlichen Biografien von Männern und Frauen zusammen, sagt Finanzbildungsexpertin Nina von Gayl, Kuratorin der Finanzbildungseinrichtung Financial Life Park (FLiP) am Erste Campus in Wien. "Die Lebensphasen von Frauen sind viel volatiler als die von Männern", sagt von Gayl, "sie betreuen hauptsächlich die Kinder – und viele pflegen auch Angehörige –, während der Mann voll verdient und Pensionszeiten ansammelt." Nahezu 50 % aller Frauen würden in Teilzeit arbeiten, aber nur 10,7 % der Männer. "So schön Teilzeit ist, man muss dabei aber definitiv auch an die eigene finanzielle Zukunft denken und sich absichern", sagt von Gayl.

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Beziehung vorbei, Geld weg

Denn das teilzeitbedingte niedrigere Gehalt führt nicht nur direkt ins Pensions-Gap, sondern verursacht auch bei einer Trennung einen massiven Wohlstandsverlust. "Mittlerweile werden in Österreich fast 40 % aller Ehen geschieden", sagt von Gayl, "wenn die Frau nur in Teilzeit gearbeitet, die Kinder betreut und das Haus geführt hat, bekommt sie nach der Scheidung nichts außer ein wenig Unterhalt für die Kinder."

Die Gründerin der Vermögensberatung Investorella Larissa Kravitz schlägt in die gleiche Kerbe: "Manchmal sage ich, dass einige Frauen in Wahrheit die größten Spekulantinnen überhaupt sind: sie setzen ihre gesamte wirtschaftliche Existenz auf eine Karte – nämlich, dass ihr Partner sie im Alter versorgt." Mit ihren Podcasts, Investment-Workshops und ihrem Buch "Money, Honey!" will die Branchen-Insiderin Kravitz bösen Überraschungen nach einer Trennung und der Altersarmut entgegenwirken, ihre finanzielle Autonomie von Frauen durch Bildung stärken und ihnen vermitteln, wie sie nachhaltig investieren und für das Alter vorsorgen können.

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Kremayr Scheriau

Buchtipp: "Money, Honey!"

Getreu dem Untertitel "Vorsorgen und Investieren für Einsteigerinnen" führt Kravitz Frauen mit kleinem und großem Budget in die Welt der Veranlagung ein und zeigt auf, wie man Altersarmut vermeiden kann.

Larissa Kravitz: Money, Honey!
Kremayr & Scheriau, 3. Auflage 2021
240 Seiten, 22 Euro

Finanzbildung macht fit für finanzielle Alltagsentscheidungen

Simone Strehle-Hechenberger, Leiterin der ifs Schuldenberatung Vorarlberg, plädiert in einer Aussendung vergangenen Mittwoch für mehr Finanzbildung: "Wer nicht genug zum Leben hat, kann sich keine Gedanken über Vorsorge machen. Die Schuldenberatungen sehen Finanzbildung daher als Basis, die fit für finanzielle Alltagsentscheidungen macht und Schulden vorbeugt."

Einen ähnlichen Ansatz verfolgt auch das FLiP, der seit kurzem spezielle, interaktive Touren für Frauen anbietet. "Wir wollen das Bewusstsein dafür steigern, dass Frauen ihre finanzielle Biografie planen und ihre wirtschaftliche Unabhängigkeit aufbauen und erhalten müssen", sagt sie.

Interaktive Tour für Frauen im FLiP

Der Financial Life Park auf dem Erste Campus in Wien bietet spezielle Touren für Frauen an. Dabei geht es insbesondere um die Fallstricke in weiblichen Biografien. An den Touren können 4 bis 16 Frauen ab 16 Jahren teilnehmen. Der Besuch ist kostenlos.

Anmeldung und Terminvereinbarung: info@financiallifepark.at
3G, Zutritt mit FFP2-Maske

Aus Elternzeit Vorsorgezeit machen

Ganz praktisch könnten Frauen in Elternzeit mit ihren Partnern vereinbaren, dass diese zumindest einen Teil des Verdienstentgangs als Altersvorsorge veranlagen, und nur so kurz wie nötig in Kinderteilzeit bleiben. "Doch es muss sich auch gesellschaftlich etwas ändern", sagt von Gayl. Das könnte beispielsweise ein automatisiertes Pensionssplitting während der Elternzeit sein. "So lange das nur als freiwilliges Splitting möglich ist, funktioniert es nicht", sagt sie. Und natürlich brauche es ausreichende Kinderbetreuungsangebote, auch auf dem Land: "Wenn man das Kind um 12 Uhr abholen muss, gibt es keine Alternative zur Teilzeit."