Unternehmen finden kein Personal und dann sollen die wenigen Arbeitskräfte - Stichwort 4-Tage-Woche - auch noch kürzer arbeiten? Eine Studie von Eco Austria bestätigt: Eine Schnapsidee. Ein Kommentar von Rolf Gleißner.
Vorweg zur Klarstellung: Wenn Unternehmen und Mitarbeiter eine 4-Tage-Woche vereinbaren, gut so, sie kennen ihre Bedürfnisse bzw. die ihrer Kunden am besten. Die Wirtschaft stellt sich nicht gegen Trends oder Wünsche der Mitarbeiter: Daher arbeiten die Österreicher heute im Schnitt um zwei Stunden pro Woche weniger als vor Covid und drei Stunden weniger als vor 10 Jahren.
Worum es in der Diskussion geht
Von einem Projekt in Großbritannien zur Viertagewoche wurden zuletzt positive Ergebnisse in puncto Zufriedenheit und Produktivität gemeldet. Teilgenommen haben aber nur 61 Unternehmen, die sich freiwillig gemeldet haben, positiv zur Viertagewoche stehen und gecoacht werden. Das Ergebnis kann daher nicht verallgemeinert werden. Unglaubwürdig ist auch, dass in vier Tagen dasselbe geleistet werden kann wie in fünf Tagen, die Produktivität also einfach um 25 % steigerbar ist, wenn schon jetzt die hohe Arbeitsdichte beklagt wird. Das ist schon für Unternehmen im Wettbewerb kaum möglich, geschweige denn für die Gesamtwirtschaft.
Aber leider geht es bei der aktuellen Diskussion nicht um die Wünsche der Einzelnen, sondern um einen Arbeitszeitmaßstab, nach dem sich alle richten sollen: Die einen träumen von staatlich subventionierter 4-Tage-Woche, die anderen von genereller Arbeitszeitverkürzung, immer bei vollem Lohn, versteht sich.
Weniger Kinder, später in den Beruf, früher raus, länger leben, länger Rente zahlen: Wenn man das nebeneinander legt, muss man kein Mathematiker sein, da reicht Volksschule Sauerland um zu wissen: Das kann nicht gehen.
Wir gehen früher in Pension als in den 70er Jahren
Dazu kommt noch die Verkürzung der Lebensarbeitszeit, wir gehen bekanntlich früher in Pension als in den 70er Jahren. Und schließlich werden die Menschen im Erwerbsalter immer weniger, die Menschen im Pensionsalter immer mehr. Weniger Arbeitszeit, weniger Erwerbsjahre, weniger Erwerbstätige, aber dafür mehr Sozialstaat. "Da reicht Volksschule Sauerland, um zu wissen: Das kann nicht gehen", sagte einst SPD-Minister Franz Müntefering.
So würde sich eine Arbeitszeitverkürzung auswirken
Alle Infos zum Thema findest du in der Eco Austria-Studie "Die volkswirtschaftliche Wirkung von Arbeitszeitverkürzungen in Österreich".
Studie jetzt herunterladen!Arbeitszeitverkürzung bringt auch Arbeitnehmern nichts
Eine Studie von Eco Austria bestätigt, dass eine Arbeitszeitverkürzung auch Arbeitnehmern nichts bringt:
- Unabhängig von der Variante sinken Wertschöpfung und Einkommen.
- Die Arbeitslosenquote reduziert sich nur, wenn entsprechend der Arbeitszeit auch die Löhne verringert werden.
- Würde die Arbeitszeitverkürzung durch den Staat subventioniert, dann belastet dies das Bundesbudget, sodass Geld für Zukunftsinvestitionen fehlt.
Basis des Sozialstaats nicht schwächen, sondern stärken
Wenn wir Sozialstaat und Wohlstand erhalten wollen, sollten wir deren Basis - Wirtschaft und Beschäftigung - nicht schwächen, sondern stärken: Durch den Ausbau der Kinderbetreuung, damit Eltern arbeiten können, durch die steuerliche Entlastung von Arbeit, damit diese attraktiver wird, und durch einen späteren Pensionsantritt. Immerhin leben wir heute um über 10 Jahre länger als in den 70er Jahren, gehen aber früher in Pension.
Das Wichtigste in Kürze:
- Eine generelle Arbeitszeitverkürzung oder die flächendeckende Einführung einer 4-Tage-Woche wären eine große Herausforderung für den Sozialstaat.
- Die Arbeitnehmer müssten Einkommenseinbußen hinnehmen. Würde der Staat diese kompensieren, fehlt das Geld für wichtige Zukunftsinvestitionen.
- Eine im Unternehmen getroffene Vereinbarung kann dagegen sehr wohl im Sinne von Mitarbeitern, Unternehmen und auch Kunden sein.
- Dass die Österreicher heute im Schnitt 2 Stunden pro Woche weniger arbeiten als vor der Covid-Pandemie zeigt, dass diese Möglichkeit schon gerne in Anspruch genommen wird.