So mischen Trumps Zölle die Welt­wirtschaft auf

Zwar würden Donald Trumps neue Zölle vor allem den USA schaden, doch auch der Weltmarkt gerät in Turbulenzen.   


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5 Minuten

AutorIn: Connie Wagenhofer

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freshidea | stock.adobe.com

Als Österreichs zweitwichtigster Handelspartner belasten die USA mit ihren angekündigten, aber gleich wieder pausierten Zöllen die Beziehung empfindlich. Und auch international steht eine Zeitenwende bevor. 

Während Österreich bereits im dritten Rezessionsjahr steckt und "ganz nebenbei" auch einen Staatshaushalt sanieren muss, regiert US-Präsident Donald Trump mit Zuckerbrot und Peitsche und bringt die Weltwirtschaft ins Wanken. Medienwirksam präsentierte er Anfang April neben einem pauschalen Zolltarif von 10% für alle Länder der Welt eine Liste mit Strafzöllen für alle Staaten, die im Handel mit den USA einen Überschuss erzielen. Für die EU kündigte Trumps Zölle in der Höhe von 20% an, für einzelne Warengruppen wie beispielsweise Autos und Autoteile waren es sogar 25% des Warenwerts.  

Wenige Tage später ruderte der US-Präsident allerdings schon wieder – zumindest teilweise – zurück und verkündete eine 90-tägige Pause für die Strafzölle. Einzig für China, das seinerseits mit einer Erhöhung seiner Abgaben auf US-Importe reagiert hatte, kam es zu einer weiteren Erhöhung auf nunmehr 145% (Stand: 11.4.2025).  

USA ist Österreichs zweitwichtigster Exportmarkt

Diese Unberechenbarkeit sorgt auch in Österreichs Wirtschaft für Unsicherheit, zumal die USA eine gewichtige Rolle für die heimischen Exportbetriebe spielen. Fast 4.300 österreichische Unternehmen exportieren heute Waren in die USA. Das entspricht rund 9% aller österreichischen Exportfirmen. Die USA sind mittlerweile nach Deutschland der wichtigste Handelspartner Österreichs. Zudem hängt jeder vierte Steuer-Euro in Österreich am Export.

VIDEO: Österreichs Export unter Druck: Wie Trump die Wirtschaft bedroht 

Zwar haben sich viele Betriebe hierzulande bereits auf die Herausforderung eingestellt und Strategien entwickelt, um die Auswirkungen der hohen Zölle abzumildern. Insgesamt würde es allerdings schwierig werden, die USA als Nachfrager heimischer Exportgüter vollständig zu ersetzen. Auch weil chinesische Exportgüter, die an der amerikanischen Zollmauer abprallen, den internationalen Wettbewerbsdruck zusätzlich erhöhen dürften.

Zölle würden die heimische Wirtschaftsleistung drücken

Die Preise für österreichische Waren in den USA würden zwangsläufig steigen. Als Folge davon könnten Bestellungen ausbleiben. Die österreichischen Unternehmen müssten spürbare Umsatzeinbußen hinnehmen, viele Arbeitsplätze könnten verloren gehen.

Wie der WIFO-Experte und Hochschulprofessor Harald Oberhofer im Gespräch mit Eva Weissenberger in der jüngsten Folge des LOOKAUT-Podcasts sagte, wird unser BIP kurzfristig um 0,23 % sinken, mittel- und langfristig könnten es 0,33 % sein.

Licht und Schatten: Medikamente und Maschinen als Exportschlager

Österreichische Maschinen konnten im Vorjahr im Wert von 4,6 Milliarden Euro exportiert werden. Nach WIFO-Berechnungen könnte die heimische Produktion von Maschinen wegen der Zölle zurückgehen, aber auch die Produktion von Eisenteilen und anderen Metallprodukten sowie Kraftfahrzeugen und Autoteilen wäre betroffen.

Vorerst nicht betroffen von Donald Trumps „reziproken“ Zöllen waren Hersteller pharmazeutischer Produkte, mit einem US-Umsatz von 4,5 Mrd. Euro pro Jahr. Allerdings hat der US-Präsident in der Vergangenheit wiederholt Zölle auch für diesen Sektor bereits in Aussicht gestellt.

GRAFIK: Kurzfristige Veränderungen der Produktion in Österreich

Veränderung der realen Produktion in den 5 am stärksten betroffenen Sektoren.

Am deutlichsten könnte die Produktion von Kraftfahrzeugen und Autoteilen leiden, aber auch der Produktion von Metallen und Maschinen könnten die US-Zölle schaden.

Warnung vor echtem Handelskrieg

Heimische Wirtschaftsexpert:innen hatten von der EU gefordert, geschlossen und entschlossen zu reagieren. Die europäische Reaktion solle der Politik dennoch einen Verhandlungsspielraum lassen. Würde sich die Situation zu einem echten Handelskrieg auswachsen, würden Wirtschaft und Bevölkerung auf beiden Seiten des Atlantiks nur noch stärker leiden.

Die EU hatte in einer ersten Reaktion schon Anfang April angekündigt, ihrerseits Zölle auf US-amerikanische Produkte wie Kaugummi und Motorräder einzuheben, mehr dazu erfährst du hier.  Wenige Tage darauf sprach die Präsidentin der Europäischen Kommission, Ursula von der Leyen, von einem Angebot für einen transatlantischen Freihandel, der beidseitig 0 % Zoll auf Autos (inklusive Teile) und Industriegüter vorsieht. Die US-Regierung ging zwar nicht direkt darauf ein, brachte aber zusätzlich den Kauf von amerikanischem Flüssiggas und Erdöl durch die EU als Teil einer möglichen Verhandlungslösung ins Spiel.

SERVICETIPPS: Info-Point US-Zölle & Exporttag 25

Schaden wäre in den USA wohl am größten

Die Diskussionen in den USA haben jedenfalls an Brisanz gewonnen. Denn die Folgen der Zölle würden auch die US-Amerikaner:innen zu spüren bekommen. Weil importierte Waren mehr kosten werden, würde die Inflation steigen. Dem gegenüber stünden höhere Abgaben und ein niedrigeres Einkommen, wie die amerikanische Non-Profit-Organisation Tax Foundation berechnet hat: Trumps Zölle würden demnach das Nettoeinkommen im Schnitt um 1,9% senken, die Abgaben würden um 1.900 US-Dollar pro Haushalt ansteigen.

Ob die Zölle die Produktion ankurbeln werden, wie US-Präsident Trump das plant, bezweifeln die meisten internationalen Expert:innen. Denn die US-amerikanische Industrie müsste künftig auch mehr für ihre Importe bezahlen. Damit die Unternehmen ihre Lieferketten langfristig an die neuen Handelsbedingungen anpassen können, müssten diese zudem planbar sein. Diese Planungssicherheit dürfte bei den Unternehmen nicht zuletzt aufgrund der erratischen Kommunikation der US-Regierung derzeit nicht unbedingt gegeben sein.

Es besteht daher die Gefahr, dass neben der Produktion vor allem die Investitionen zurückgehen werden. Das WIFO sieht zumindest kurzfristig ein Produktionsminus von 1,7% in den USA. Das ist mehr als das Achtfache des für die EU prognostizierten Rückgangs.

GRAFIK: Kurzfristige Veränderungen der realen Produktion


Zumindest kurzfristig wären die Zölle ein harter Schlag für die US-Produktion, die weltweit mit Abstand am stärksten sinken wird.

Vertrauen in die US-Handelspolitik auf dem Tiefpunkt

Doch nicht nur an Wirtschaftsprognosen kann man den Schaden von Trumps Wirtschaftspolitik ablesen. Fast alle Börsenindices ratterten unmittelbar nach der Zollankündigung nach unten, die folgenden Tage brachten eine Berg- und Talfahrt. Das sind nicht nur schlechte Nachrichten für die Pensionen der Amerikaner:innen, die großteils wertpapierfinanziert sind. Das drückt auch die extreme Verunsicherung der Weltwirtschaft aus. Und Verunsicherung ist die stärkste Bremse für Investitionen.

GRAFIK: Entwicklung des Trade Policy Uncertainty Index seit 2015

Index: 1.1.2015 = 100, tägliches Update, Stand: 4.4.2025

So groß wie jetzt war die handelspolitische Unsicherheit in Trumps erster Amtszeit nicht.

Seit dem Amtsantritt von Donald Trump als US-Präsident im Januar 2025, hat die Unsicherheit auf den internationalen Märkten stark zugenommen. Das zeigt der Trade Policy Uncertainty Index (TPU) von Caldara et al. (2019). Die Werte des Index zur handelspolitischen Unsicherheit erreichten im Februar 2025 nahezu das Doppelte des bisherigen Höchststands aus dem Jahr 2019 während Trumps erster Amtszeit. 

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Zeitenwende für die Weltwirtschaft

Auch, wenn sein Zollregime zumindest für den Moment ausgesetzt ist: Donald Trump verändert mit seiner Wirtschaftspolitik die Spielregeln der Weltwirtschaft. Seine ungleichen Zölle könnten nach Meinung vieler Analyst:innen die Machtverhältnisse im globalisierten Handel verändern. 

Das Wichtigste in Kürze:

  • Mit insgesamt 16,2 Mrd. Euro Exportvolumen waren die USA im Jahr 2024 nach Deutschland unser wichtigster Exportpartner.
  • Rund 4.300 Betriebe bzw. 9% aller Exportunternehmen führen Erzeugnisse in die USA aus.
  • Das österreichische BIP könnte durch die nun pausierten Zölle in Höhe von 20% um 0,23% schrumpfen, längerfristig sogar um 0,33%.
  • Die US-Wirtschaft würde am meisten leiden: 1,7% weniger Produktion, 1,9% weniger Durchschnittsnettoeinkommen für US-Bürger:innen, 1.900 US-Dollar mehr Abgaben pro Haushalt.
  • Die Kurse auf den Wertpapiermärkten schwanken drastisch, ebenso wie die wirtschaftliche Unsicherheit auf ein Rekordhoch gestiegen ist.
  • Mit unterschiedlich hohen Handelsbarrieren entstehen weltweit ganz neue Wettbewerbssituationen, was die Machtverhältnisse im weltweiten Handel verschieben könnte.