Weniger arbeiten, mehr Freizeit oder Zeit für die Kinder. Klingt schön, aber wer kann sich das leisten? Finanzexpertin Marietta Babos warnt vor den Folgen der Teilzeitbeschäftigung und gibt Tipps, wie du finanzielle Nachteile durch Teilzeit verhindern kannst.
In Österreich arbeitet die Hälfte aller Frauen Teilzeit. Bei den Männern sind es 11,6 %. Die Teilzeit-Debatte ist nicht neu und wurde jüngst erst wieder durch den Vorschlag angeheizt, Sozialleistungen für Menschen, die Teilzeit arbeiten, zu kürzen.
Die Auswirkungen von Teilzeitarbeit
Was aber noch viel zu wenig in den Köpfen der Menschen ist, sind die ganz persönlichen Nachteile, die mit einer Teilzeitarbeit verbunden sind. "Es fehlen die Informationen, welche Konsequenzen Teilzeitarbeit hat", sagt Marietta Babos, Finanzexpertin und Gründerin von Damensache, einer unabhängigen Plattform, die Frauen auf ihrem Weg in die finanzielle Unabhängigkeit unterstützt. Hier sind ihre Antworten auf die wichtigsten Fragen:
Wie lange kann ich es mir leisten, Teilzeit zu arbeiten?
Bei einem monatlichen Bruttoeinkommen von circa 2.000 Euro wirkt sich Teilzeitarbeit in den ersten vier Jahren nach der Geburt eines Kindes überhaupt nicht nachteilig auf die Pension aus. Denn der Staat rechnet dir diese Jahre mit einer Beitragsgrundlage von 2.163,78 Euro (Stand 2024) als Versicherungsmonate an. Du könntest die vier Jahre sogar gar nicht arbeiten, ohne finanzielle Einbußen in der Pension zu haben. Natürlich fehlt dir aber in dieser Zeit dein Gehalt.
Wenn du mehr als 2.000 Euro im Monat verdienst, musst du in den vier Jahren, die dir als Pension angerechnet werden, arbeiten, um die Lücke zwischen deiner höheren Beitragsgrundlage und jener, die der Staat heranzieht, zu schließen.
Wie viel Pension bekomme ich eigentlich?
Über das Pensionskonto kannst du deine aktuelle Pensionsgutschrift einsehen. Mit dem Pensionskontorechner kannst du dir deine Pension ausrechnen.
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Jetzt anmelden!Kann ich die Verluste durch Teilzeit später durch Vollzeit ausgleichen?
Nein, und zwar aus drei Gründen:
- Die Pension richtet sich nach dem Bruttoeinkommen. Konkret werden jährlich 1,78 % deines Bruttogehalts auf deinem Pensionskonto gutgeschrieben. Bekommst du nur die Hälfte deines früheren Gehalts, wird auch nur die Hälfte als Pension gutgeschrieben.
- Je länger du Teilzeit arbeitest, desto schwieriger wird es für dich, eine attraktive und gut bezahlte Stelle zu finden.
- Eine spätere "Wiedergutmachung" hat eine Obergrenze, nämlich die Höchstbemessungsgrundlage. Ein monatlicher Verdienst von mehr als 6.060 Euro brutto (2024) wird nicht für die Pension berücksichtigt.
Wie kann ich finanzielle Nachteile durch Teilzeit vermeiden?
- Wenn du Teilzeit arbeitest, weil du ein Kind bekommen hast: Indem du nach spätestens vier Jahren wieder eine Vollzeitbeschäftigung aufnimmst. Auch falls Vollzeit nicht möglich ist, solltest du versuchen, so schnell wie möglich wieder Stunden aufzustocken.
- Indem du mit deinem Partner Pensionssplitting vereinbarst: Dabei wird ein Teil der Pensionskontogutschrift des erwerbstätigen Elternteils auf das Pensionskonto des Elternteils übertragen, der sich der Kindererziehung widmet.
- Indem bei der Pensionsversicherungsanstalt eine freiwillige Höherversicherung beantragst. So kannst du einen besonderen Steigerungsbetrag zur Pension erwerben. Dieser ist zu 75 % steuerfrei. Die restlichen 25 % werden gemeinsam mit der Pension versteuert.
- Indem du ansparst und mindestens 10 % deines Nettoeinkommens fürs Alter zurücklegst. Wichtig dabei ist die Kontinuität! Hör nicht auf zu sparen, auch wenn du nach der Geburt deines Kindes weniger Geld zur Verfügung hast. Du kannst in diesem Fall zum Beispiel die Familienbeihilfe zur Seite legen.
- Nicht nur sparen, sondern auch investieren! Wenn das Geld auf deinem Konto "verwelkt", wird es bei der aktuellen Inflation von mehr als 10 % schnell nicht einmal mehr die Hälfte wert sein.
Das Wichtigste in Kürze:
- Wer Teilzeit arbeitet, erhält nicht nur im Moment weniger Gehalt, sondern auch im Alter weniger Pension.
- Goodie: Die ersten vier Jahre nach der Geburt eines Kindes werden in der Pension als Versicherungszeiten und auch als Pension angerechnet.
- Mit Pensionssplitting kannst du spätere finanzielle Nachteile kompensieren.
- Lege mindestens 10 % deines Nettoeinkommens für die Altersvorsorge zurück und investiere es!