Wie viel Teilzeit kann ich mir leisten?

Wer Teilzeit arbeitet, hat nicht nur im Jetzt weniger Geld. Hier erfährst du mehr über die Auswirkungen von Teilzeitarbeit.


Wer diesen Beitrag lesen sollte:

  • Weiterdenker:innen
  • Wirtschaftseinsteiger:innen

Lesedauer:

2 Minuten

AutorIn: Stephanie Dirnbacher-Krug

Frau steht in einem Kleidungsgeschäft, blickt nach oben und lächelt i
Jacob Lund | stock.adobe.com

Weniger arbeiten, mehr Freizeit oder Zeit für die Kinder. Klingt schön, aber wer kann sich das leisten? Finanzexpertin Marietta Babos warnt vor den finanziellen Folgen der Teilzeitbeschäftigung und gibt Tipps, um wirtschaftliche Nachteile zu vermeiden.

In Österreich arbeiteten 2024 mehr als die Hälfte aller Frauen Teilzeit, bei den Männern waren es 13,7%. Mit diesen hohen Teilzeitquoten – im EU-Durchschnitt ist nicht einmal ein Drittel aller Frauen teilzeitbeschäftigt – kocht die Teilzeit-Debatte im Land regelmäßig hoch. 

Die Auswirkungen von Teilzeitarbeit

Was aber noch viel zu wenig in den Köpfen der Menschen verankert ist, sind die ganz persönlichen Nachteile, die mit Teilzeitarbeit verbunden sind. "Es fehlen die Informationen, welche finanziellen Konsequenzen Teilzeitarbeit hat – nicht nur kurzfristig, weil man weniger verdient, sondern auch, wie sich das auf die langfristige Absicherung im Ruhestand, insbesondere auf die Höhe der Pensionsvorsorge, auswirkt", sagt Marietta Babos, Finanzexpertin und Gründerin von Damensache, einer unabhängigen Plattform, die Frauen auf ihrem Weg in die finanzielle Unabhängigkeit unterstützt.  

Hier sind ihre Antworten auf die wichtigsten Fragen:  

Wie wirkt sich Teilzeitarbeit auf den Lohn aus?

Klar, dass Menschen, die weniger arbeiten, vergleichsweise weniger verdienen. Der Allgemeine Einkommensbericht macht die Unterschiede sichtbar: 2023 lag das mittlere Bruttojahreseinkommen von Vollzeitbeschäftigten in Österreich bei 51.500 Euro, teilzeitarbeitende Menschen verdienten im Mittel mit 25.433 Euro nur die Hälfte. 

Welche Auswirkungen hat Teilzeitarbeit auf die Pension?

Weniger Lohn heute bedeutet auch weniger Geld in der Pension. Das birgt das Risiko der Altersarmut. Über das Pensionskonto der Sozialversicherungsanstalt Österreich kannst du deine aktuelle Pensionsgutschrift einsehen. Mit dem Pensionskontorechner kannst du deine zukünftige Pension ausrechnen, und zwar für unterschiedliche Pensionseintrittsalter. Gib dazu dein Bruttoeinkommen an.

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Wie lange kann ich es mir leisten, Teilzeit zu arbeiten?

Wenn du nach der Geburt deines Kindes deine Arbeitsstunden reduzierst, hast du für die ersten vier Jahre überhaupt keine Nachteile in der Pension, wenn dein monatliches Bruttoeinkommen davor bei etwa 2.000 Euro lag. Denn der Staat rechnet dir diese Zeit der Kindererziehung mit einer Beitragsgrundlage von 2.300,10 Euro (Stand 2025) als Versicherungsmonate an. 

Auch bei einem vorherigen Bruttoeinkommen von 4.000 Euro pro Monat und einer mindestens 50-prozentigen Teilzeitbeschäftigung (2.000 Euro brutto) nach der Geburt bleibt deine Pension in den ersten vier Jahren dank dieser staatlichen Gutschrift unverändert. Theoretisch könntest du sogar vier Jahre komplett aussetzen, ohne finanzielle Einbußen in der Pension zu haben. Dein Gehalt fehlt dir in dieser Zeit aber natürlich. 

Wenn du über die vier Jahre hinaus weiterhin Teilzeit arbeitest, hast du Einbußen in der Pension, weil die staatliche Gutschrift entfällt. Eine längere Teilzeitarbeit, etwa über zehn Jahre, wirkt sich erheblich auf die Pensionshöhe aus. Das kannst du mit dem Pensionskontorechner selbst durchrechnen.

Kann ich die Verluste durch Teilzeit später durch Vollzeit ausgleichen?

Nein, und zwar aus drei Gründen:

  1. Die Pension richtet sich nach dem Bruttoeinkommen. Konkret werden jährlich 1,78 % deines Bruttogehalts auf deinem Pensionskonto gutgeschrieben. Bekommst du nur die Hälfte deines früheren Gehalts, wird auch nur die Hälfte als Pension gutgeschrieben.
  2. Je länger du Teilzeit arbeitest, desto schwieriger wird es für dich, eine attraktive und gut bezahlte Stelle zu finden.
  3. Eine spätere "Wiedergutmachung" hat eine Obergrenze, nämlich die Höchstbemessungsgrundlage. Ein monatlicher Verdienst von mehr als 6.450 Euro brutto (2025) wird nicht für die Pension berücksichtigt. 

Wie kann ich finanzielle Nachteile durch Teilzeit vermeiden?

  1. Wenn du Teilzeit arbeitest, weil du ein Kind bekommen hast: Indem du nach spätestens vier Jahren wieder eine Vollzeitbeschäftigung aufnimmst. Für den Fall, dass Vollzeit nicht möglich ist, solltest du versuchen, so schnell wie möglich deine Stunden aufzustocken. Denn es macht finanziell einen großen Unterschied, ob du 20 Stunden oder 30 bzw. vielleicht auch 35 Stunden arbeitest.
  2. Indem du mit deinem Partner Pensionssplitting vereinbarst: Dabei wird ein Teil der Pensionskontogutschrift des erwerbstätigen Elternteils auf das Pensionskonto des Elternteils übertragen, der sich der Kindererziehung widmet.
  3. Indem du bei der Pensionsversicherungsanstalt eine freiwillige Höherversicherung beantragst. So kannst du einen besonderen Steigerungsbetrag zur Pension erwerben. Dieser ist zu 75 % steuerfrei. Die restlichen 25 % werden gemeinsam mit der Pension versteuert.
  4. Indem du ansparst und mindestens 10 % deines Nettoeinkommens fürs Alter zurücklegst. Wichtig dabei ist die Kontinuität! Hör nicht auf zu sparen, auch wenn du nach der Geburt deines Kindes weniger Geld zur Verfügung hast. Du kannst in diesem Fall zum Beispiel die Familienbeihilfe zur Seite legen.
  5. Nicht nur sparen, sondern auch investieren! Wenn das Geld auf deinem Konto "verwelkt", kann es vor allem bei einer hohen Inflation schnell an Wert verlieren. 

EVENT-TIPP: Damensache Day am 5. Mai 2025

Willst du dein Finanzwissen ausbauen? Erfahren, wie du dein Geld anlegst und für die Pension vorsorgst? Am Damensache Day am 5. Mai 2025 werden diese und andere Finanzthemen behandelt – im Fokus steht dabei die finanzielle Selbstbestimmung von Frauen.

Das Wichtigste in Kürze:

  • Altersarmut: Wer Teilzeit arbeitet, erhält nicht nur im Moment weniger Gehalt, sondern auch im Alter weniger Pension. Damit riskierst du, später einmal in die Altersarmut abzurutschen.
  • Die ersten vier Jahre nach der Geburt eines Kindes werden in der Pension als Versicherungszeiten und auch als Pension angerechnet.
  • Absicherung: Mit Pensionssplitting kannst du spätere finanzielle Nachteile kompensieren.
  • Vorsorge: Lege mindestens 10 % deines Nettoeinkommens für die Altersvorsorge zurück und investiere es!