Wie Unternehmerinnen die österreichische Wirtschaft prägen

Fast jedes zweite Unternehmen in Österreich wird von einer Frau gegründet.


Wer diesen Beitrag lesen sollte:

  • Entrepreneur:innen
  • Wirtschaftseinsteiger:innen

Lesedauer:

4 Minuten

AutorIn: Eva Baumgardinger

KI-generiertes Bild einer Businessfrau i
edojob | stock.adobe.com

140.000 Unternehmerinnen gibt es in Österreich. Frauen etablieren sich in der österreichischen Wirtschaft damit zunehmend als wichtige Playerinnen. Mangelhafte Kinderbetreuung und veraltete Rollenbilder sind ein Hemmschuh.

Mehr als 140.000 Unternehmerinnen prägen die heimische Wirtschaft: Fast die Hälfte der Unternehmen wird von einer Frau gegründet, jedes dritte von einer Frau geführt. Auch bei der Gründung von Einzelunternehmen gab es im Vorjahr einen Rekord: 13.288 Einzelunternehmen wurden von Frauen gegründet, das ist ein Plus von 5,3%. Unternehmerinnen schaffen Arbeitsplätze und leisten einen wichtigen Beitrag für den Wirtschaftsstandort Österreich.

Top-Gründungsmotive für Frauen

Die Top 3 Gründungsmotive für Frauen sind laut WKÖ-Gründerservice:

  1. Flexible Zeit- und Lebensgestaltung
  2. Der Wunsch, die "eigene" Chefin zu sein
  3. Steigerung des Einkommens

Für Christina Roth, die in Salzburg eine Lederwerkstatt betreibt, war die Selbständigkeit die einzige Möglichkeit ihr seltenes Handwerk vorm Aussterben zu bewahren. "Es gibt in Österreich jetzt sogar wieder einen Ledergalanteriewarenerzeuger-Lehrling." Als Unternehmerin habe sie schnellere Entscheidungswege und die besten Selbstverwirklichungschancen.


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In diesen Branchen arbeiten die meisten Frauen

Ein Blick auf die Zahlen zeigt: Die meisten Unternehmerinnen gibt es im Bereich Gewerbe und Handwerk (44%), gefolgt von Tourismus und Freizeitwirtschaft (42%) und Handel (37%). Weniger hoch ist der Frauenanteil in Branchen wie Information & Consulting (28%). In der Industrie gibt es nur 8% Unternehmerinnen.

Mehr weiblicher Nachwuchs in MINT-Bereich

Gleichzeitig ist ein Wandel der traditionellen Rollenbilder zu beobachten, denn immer mehr Mädchen entscheiden sich für technische Lehrberufe. Im Jahr 2005 waren nur ein Viertel aller Lehrlinge in der Kunststoff- und Chemiebranche weiblich, im Jahr 2023 waren es 40 %.

"Ich habe diesen Weg beschritten, weil ich gespürt habe, dass diese Arbeit das Richtige für mich ist", sagt Caroline Biribauer, Geschäftsführerin des gleichnamigen Metallbaubetriebs in Marz im Burgenland, die sich nach ihrem Architektur- und Betriebswirtschaftsstudium für eine Ausbildung zur Schlossermeisterin entschieden hat. Ihr Tipp für den technisch interessierten weiblichen (Unternehmerinnen-)Nachwuchs: "Jede kleine Aufgabe ernst nehmen, alle Informationen, die man finden kann, ausarbeiten. Detailwissen braucht man bei jeder Aufgabe, und wenn es nur ein Türstopper ist."

Metalltechnikerin Caroline Biribauer i
Caroline Biribauer

Ich habe gespürt, dass diese Arbeit für mich das Richtige ist und deshalb habe ich diesen Weg beschritten! Diese Herangehensweise kann ich sehr empfehlen!

Caroline Biribauer, Metalltechnikerin und Geschäftsführerin Biribauer Metallbau

Gründerinnen sind im Durchschnitt 37 Jahre alt

Die meisten Gründerinnen und Gründer in Österreich wagen den Schritt in die Selbständigkeit, wenn sie bereits über einiges an Berufs- und Lebenserfahrung verfügen. Das durchschnittliche Gründungsalter von Frauen liegt bei 37,3 Jahren (gegenüber 35,4 Jahren bei Männern). Imma Baumgartner gründete ihre Agentur Public Affairs Agency mit 47 Jahren und profitierte von ihrer jahrelangen Expertise. "Für meine Tätigkeit als Beraterin war meine langjährige Erfahrung als Juristin in großen österreichischen Unternehmen und bei der Europäischen Kommission in Brüssel die perfekte Basis."

Jetzt für den Women in Business Award bewerben

Hast du gerade ein Unternehmen gegründet? Bist du eine Ein-Personen-Unternehmerin? Eine Innovatorin? Oder eine Social Entrepreneurin? Oder hast als Unternehmerin eine besondere Leistung erbracht? Dann bewirb dich noch bis 31. August 2024 bis für den Woman in Business Award 2024!

Factsheet zum Download

Alle Zahlen, Daten, Fakten rund um Frauen, die in Österreich gründen, findest du hier.

Nahezu jede zweite Unternehmerin ist auch Mutter. Den Drahtseilakt zwischen Familie und Beruf kennen viele selbständige Frauen, denn in Österreich gibt es noch immer veraltete Rollenbilder und Nachholbedarf bei der Kinderbetreuung.

Elisabeth Molzbichler, Gründerin der Business Moms und Initiatorin des Balance Up Summit hat sich ganz dem Thema Vereinbarkeit verschrieben. Ihr Tipp an Unternehmerinnen mit Kind: "Lasst euch nicht von Zweifeln oder gesellschaftlichen Erwartungen entmutigen. Nutzt Netzwerke und unterstützt euch gegenseitig – gemeinsam sind wir stärker. Und vor allem: kommuniziert gut und klar – mit dem Partner, mit dem gesamten Support-Umfeld aber auch beruflich."

Nachholbedarf beim Vereinbarkeit von Beruf und Familie

Beim Thema Vereinbarkeit gibt es in Österreich noch einiges zu tun. "Ich trage Verantwortung für 44 Mitarbeiter:innen und sichere Arbeitsplätze. Als Mutter und Unternehmerin sage ich: Es muss noch viel mehr getan werden, um Beruf und Kinder unter einen Hut zu bringen“, sagt Metallbauerin Biribauer. Mit der "Agenda Kinderbildung und -betreuung" fordert daher die WKÖ flächendeckend qualitativ hochwertige Kinderbetreuungseinrichtungen. Eine Investition, die sich lohnt: Denn jeder Euro, der in die frühkindliche Bildung investiert wird, kommt achtfach zurück ("Return on Early Education").

Das Wichtigste in Kürze:

  •  Frauen als Unternehmerinnen sind wichtige Player in Österreichs Wirtschaft. Jedes 2. Unternehmen wurde 2023 von einer Frau gegründet.
  • Insgesamt sorgen 140.000 Unternehmerinnen für eine Stärkung des Wirtschaftsstandortes.
  • Die wichtigsten Motive zu Gründen sind für Frauen: mehr Flexibilität, mehr Selbstbestimmung und ein höheres Einkommen.
  • Jede 2. Unternehmerin in Österreich ist auch Mutter. Die WKÖ fordert daher in ihrer "Agenda Kinderbildung und -betreuung" einen Ausbau hochwertiger Kinderbetreuung in ganz Österreich.
  • Jeder in die Elementarpädagogik investierte Euro kommt der Gesellschaft in Zukunft achtfach zugute.