Rekordjahr für Unternehmerinnen: Frauen gründen so viel wie nie zuvor

Mehr als ein Drittel der heimischen Unternehmen wird von einer Frau geführt. Bei den Einzelunternehmen gab es 2024 einen weiblichen Gründungsrekord.


Wer diesen Beitrag lesen sollte:

  • Entrepreneur:innen
  • Wirtschaftseinsteiger:innen

Lesedauer:

4 Minuten

AutorIn: Eva Baumgardinger

KI-generiertes Bild einer Businessfrau i
edojob | stock.adobe.com

Ob als Unternehmensgründerinnen, Betriebsnachfolgerinnen oder in innovativen Startups – die aktuellen Gründungszahlen zeigen ein deutliches Bild. Wie vielfältig weibliches Unternehmertum ist, erfährst du in diesem Beitrag.

Die heimische Wirtschaft wird immer weiblicher: Knapp 150.000 Unternehmerinnen prägen Österreichs Betriebe. Fast jedes zweite Unternehmen wird von einer Frau gegründet, mehr als jedes dritte von einer Frau geführt. Besonders bemerkenswert: 2024 war ein Rekordjahr für weibliche Unternehmensgründungen. 13.760 Einzelunternehmen – 46% der Gesamtanzahl – wurden von Frauen gegründet, ein Plus von 3,9% zum Vorjahr. Frauen trugen im Jahr 2023 10,21 Milliarden Euro zum Steueraufkommen bei und leisten damit einen wichtigen Beitrag für die Allgemeinheit.

Und noch eine Zahl fällt bei den aktuellen Gründungszahlen auf: Österreich hat mit 36% den höchsten Anteil an "Female Startups" in der gesamten EU.


Sara Bentsen vom Beratungsunternehmen Scale To Global i
privat

In Wien gibt es außergewöhnlich gute Vernetzungsangebote im Bereich Female Startups, die von den Frauen auch sehr gut angenommen werden.

Sara Bentsen, CEO and Co-Founder von Scale to Global

Sara Bentsen hat das Beratungsunternehmen Scale To Global gegründet - das Unternehmen unterstützt Startups bei der internationalen Expansion.


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WKÖ/DMC

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Frauen gründen aus unterschiedlichen Motiven

Die Beweggründe für den Schritt in die Selbstständigkeit reichen von der Suche nach mehr Flexibilität bis hin zur Leidenschaft, eigene Ideen zu verwirklichen und den (Arbeits-)Markt mit innovativen Ansätzen zu bereichern. 

Das sind die Top-5-Gründungsmotive von Frauen laut WKÖ-Gründerservice:

  1. Flexible Zeit- & Lebensgestaltung
  2. Die "eigene Chefin" sein
  3. Steigerung des Einkommens
  4. Neue berufliche Perspektiven
  5. Wunsch nach Eigenverantwortung

Branchenvielfalt: Von Tatortreinigung bis Technikunternehmen

Stark weiblich geprägt sind die Bereiche Tourismus und Freizeitwirtschaft (42%) und Handel (37%). Die meisten Unternehmerinnen gibt es aber im Bereich Gewerbe und Handwerk (45%). Und auch hier ist die Vielfalt innerhalb der Branche groß. Einen außergewöhnlichen Weg hat beispielsweise Michaela Schreck-Deon mit ihrem Unternehmen Blitzeblank eingeschlagen. Die Unternehmerin hat sich auf Tatortreinigung spezialisiert, eine Tätigkeit, die nicht nur Fachwissen, sondern auch viel Einfühlungsvermögen erfordert.



Michaela Schreck-Deon und ihr Unternehmen Blitzeblank i
privat

Bei der Tatortreinigung gab es anfangs keine Anleitung und die psychische Belastung war groß. Mittlerweile wird unsere Kompetenz auch außerhalb Österreichs geschätzt. Das macht mich sehr stolz.

Michaela Schreck-Deon hat sich mit ihrem Grazer Unternehmen Blitzeblank auf Tatortreinigung spezialisiert.

Bitte übernehmen: Die Nachfolge ist weiblich 

Die demografische Entwicklung macht sich auch in der Unternehmer:innenschaft bemerkbar. Viele Betriebe stehen vor der Übergabe – eine Chance für Unternehmerinnen. 41,3% aller Betriebe werden von Frauen übernommen. Desiree Schmid folgte 2008 ihrem Vater nach, der einen Handels- und Reparaturbetrieb für Elektrowerkzeuge Eisenmerkur führte. "Schon als Kind habe ich lieber mit Schrauben als mit Puppen gespielt. In einer männerdominierten Branche wird man doppelt geprüft, aber wenn man etwas kann, kommt der Respekt schnell", erzählt sie.

Factsheet zum Download

Alle Zahlen, Daten, Fakten rund um Frauen, die in Österreich gründen, findest du hier.

VIDEO:  Unternehmerinnen & Netzwerke: So gelingt Chancengleichheit!


Gemeinsam gründen: Starke Frauenteams sind im Vorteil

Ressourcen bündeln und gemeinsam gründen, auch das ist für viele Frauen eine gute Möglichkeit sich selbständig zu machen. Michaela Stephen und Verena Judmayer waren Arbeitskolleginnen beim Innovationsberatungsunternehmen Pioneers und fanden "über die gemeinsame Leidenschaft für Innovation und Social Entrepreneurship" zusammen. Ihr gemeinsam gegründetes Unternehmen Matr entwickelt recycelbare Matratzen für die Hotellerie und ist in einem Joint-Venture mit der Greiner AG erfolgreich.


MATR: Michaela-Stephen und Verena Judmayer i
FRBMedia Christopher Blank

Wir ergänzen uns ideal mit unseren Fähigkeiten und sind füreinander eine mentale Stütze in der Achterbahn des Startup-Lebens.

Michaela Stephen und Verena Judmayer haben gemeinsam Matr gegründet.

Unternehmerinnen haben Kinder

Nahezu jede zweite Unternehmerin ist zudem auch Mutter. Den Drahtseilakt zwischen Familie und Beruf kennen viele selbständige Frauen, denn in Österreich gibt es in Sachen Vereinbarkeit von Beruf und Familie noch immer viel zu tun.

Was genau, kannst du in unserem Artikel Standort stärken? Unternehmerinnen stärken! nachlesen.

Das Wichtigste in Kürze:

  • Rekordjahr 2024: Noch nie gab es so viele weibliche Unternehmensgründungen – 13.760 neue Einzelunternehmen, ein Anstieg um 3,9% zum Vorjahr.
  • Vielfältige Gründungsmotive: Frauen gründen aus verschiedenen Gründen, etwa für mehr Flexibilität, Eigenverantwortung oder Einkommenssteigerung.
  • Betriebsnachfolge weiblich: 41,3% aller Betriebe werden an Frauen übergeben.
  • Herausforderung: Jede zweite Unternehmerin ist auch Mutter. Die Vereinbarkeit von Beruf und Familie ist nach wie vor ein Hemmschuh.