Standort stärken? Unternehmerinnen stärken!

Diese Maßnahmen helfen dabei, das volle Potenzial für Unternehmerinnen in Österreich auszuschöpfen.


Wer diesen Beitrag lesen sollte:

  • Weiterdenker:innen
  • Gründer:innen

Lesedauer:

3 Minuten

AutorIn: Eva Baumgardinger

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CStock | stock.adobe.com

Immer mehr Frauen gründen ein Unternehmen. Doch es wird viel Potenzial liegen gelassen. Was es jetzt braucht, sind weniger Bürokratie, Steuererleichterungen und bessere Kinderbetreuung.

Frauen prägen die österreichische Wirtschaft wie nie zuvor. Sie gründen Unternehmen, übernehmen Führungsrollen und treiben Innovationen voran. Heimische Unternehmerinnen und unselbständig erwerbstätige Frauen tragen 8,5 Milliarden Euro zum Steueraufkommen bei und leisten damit einen wichtigen Beitrag für die Allgemeinheit. Die Zahlen sind ermutigend, doch die zentrale Frage bleibt: Wie schaffen wir es, das Potenzial der Frauen voll auszuschöpfen - und damit auch den Wirtschaftsstandort zu stärken?

Seit 2013 ist die Zahl der selbständigen Frauen in Österreich um beachtliche 38% gestiegen. Besonders stark vertreten sind sie im Handwerk, im Handel und in der Beratung.

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Aber nicht nur die Gründungszahlen steigen. Frauen übernehmen zunehmend Führungspositionen - ein entscheidender Schritt für Vielfalt und Innovation. Derzeit gibt es 40.000 Geschäftsführerinnen und auch der Anteil der weiblichen Aufsichtsräte ist auf 22,7% gestiegen. Diese Frauen prägen nicht nur die Unternehmen, sie sind auch Vorbilder für kommende Generationen.

GRAFIK: Kontinuierlicher Anstieg der Gründungen von Frauen

Anzahl der Unternehmensgründungen nach Geschlecht ohne Personenbetreuer, 1993 - 2023

Frauen wirtschaften anders - und oft nachhaltiger

Frauen in Führungspositionen haben einen klaren Vorteil: Sie wirtschaften nachhaltiger. Eine aktuelle Studie zeigt, dass von Frauen geführte Unternehmen bessere ESG-Scores erzielen. Unternehmerinnen schaffen mehr Arbeitsplätze für Frauen und fördern Geschlechtervielfalt. Ihre Unternehmen bieten häufiger Bildungsangebote und unterstützen die berufliche Entwicklung. Zudem treiben sie Innovationen voran, etwa durch neue Produkte oder zukunftsorientierte Prozesse.

Bildung als Schlüssel zur Zukunft

Frauen setzen verstärkt auf Bildung als Sprungbrett. Knapp 24% der Österreicherinnen haben einen Hochschulabschluss und mittlerweile sind mehr als die Hälfte der Absolvent:innen der wissenschaftlichen Universitäten in den Hauptfachrichtungen Frauen. Zudem drängen auch immer mehr junge Frauen in technische Lehrberufe. So ist der Anteil an weiblichen Lehrlingen in Branchen wie Chemie und Kunststoff auf stolze 40% gestiegen.

Nichtsdestotrotz gibt es noch viel zu tun: Vor allem in den MINT-Fächern (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik) hinkt der Frauenanteil noch hinterher – hier sind nur rund 32% aller Absolvent:innen von Doktorratsstudien weiblich. Um hier Fortschritte zu erzielen, bedarf es einer frühzeitigen Förderung und klarer Vorbilder. 



Lukas Sprenger, Leiter des Zielgruppenmanagements in der WKÖ i
Anja Koppitsch

Derzeit begünstigt das Steuersystem Teilzeitarbeit. Hier sollte gegengesteuert werden, mit Anreizen, um die Arbeitszeit auszuweiten. Zudem braucht es einen quantitativen und qualitativen Ausbau der Kinderbetreuung und die steuerliche Absetzbarkeit von Kinderbetreuungskosten."

Lukas Sprenger, Leiter der Abteilung Zielgruppenmanagement in der WKÖ

Hindernisse: Wo Frauen gebremst werden

Trotz aller Erfolge stehen Frauen in Österreich immer noch vor großen Herausforderungen. Eine der größten Hürden ist die hohe Teilzeitquote. Fast jede zweite Frau arbeitet Teilzeit - oft nicht freiwillig, sondern aufgrund mangelnder Kinderbetreuungsangebote. Ein Vergleich mit Skandinaviens Wirtschaft zeigt, was möglich wäre: In Schweden liegt die Teilzeitquote nur bei 26,9%, weil dort flächendeckend qualitativ hochwertige Kinderbetreuungsplätze zur Verfügung stehen.

Ein weiteres Problem ist das österreichische Steuer- und Abgabensystem, das Teilzeit vergleichsweise attraktiv macht. Wer seine Arbeitszeit ausdehnt, hat einen geringeren finanziellen Vorteil: Bei einer Verdoppelung der Arbeitszeit von 20 auf 40 Stunden kommt es in Österreich zu einem Netto-Lohnanstieg um 67,5%. In Ländern wie Dänemark oder Schweden liegt der Prozentanstieg bei jeweils über 86%.

Lösungen: Wie Österreichs Wirtschaft weiblicher wird

Was braucht es, damit Frauen ihr Potenzial voll entfalten können? Die Antwort liegt in einem Bündel von Maßnahmen:

Maßnahme #1: Ausbau der Kinderbetreuung:

Ein flächendeckendes, ganztägiges und qualitativ hochwertiges Angebot an Kinderbildung und Kinderbetreuung würde nicht nur Familien entlasten und frühkindliche Bildung fördern, sondern auch mehr Frauen die Möglichkeit bieten, wieder Vollzeit zu arbeiten.

Maßnahme #2: Steuerliche Anreize setzen:

Eine bessere Absetzbarkeit von Kinderbetreuungskosten sowie ein Vollzeitbonus könnten helfen, die Erwerbsquote von Frauen zu erhöhen. Darüber hinaus kann eine Reform des Einkommensteuersystems Vollzeitarbeit insgesamt attraktiver machen. 

Maßnahme #3: Bürokratie abbauen:

Gerade für Unternehmerinnen braucht es einfachere Verfahren. Die Einführung eines digitalen One-Stop-Shops für Unternehmensgründungen wäre ein wichtiger Schritt.

Das Wichtigste in Kürze:

  • Frauen stärken Österreichs Wirtschaft: Immer mehr Unternehmerinnen und weibliche Führungskräfte prägen die heimische Wirtschaft - mit innovativen Ideen und nachhaltigem Handeln.
  • Hürden bremsen nach wie vor: Fehlende Kinderbetreuungseinrichtungen und ein ungünstiges Steuer- und Sozialversicherungssystem erschweren vielen Frauen den Zugang zu Vollzeitjobs oder die Gründung eines eigenen Unternehmens.
  • Kinderbetreuung ausbauen: Ein flächendeckendes Angebot an ganztägigen und qualitativ hochwertigen Kinderbetreuungsplätzen würde Frauen mehr berufliche Möglichkeiten eröffnen.
  • Mehr Anreize für Erwerbstätigkeit: Steuerliche Vorteile wie eine bessere Absetzbarkeit von Kinderbetreuungskosten oder ein Vollzeitbonus könnten Frauen unterstützen und die Wirtschaft ankurbeln.
  • Weniger Bürokratie für Unternehmerinnen: Digitale Lösungen würden den Weg in die Selbstständigkeit erleichtern und die positive Entwicklung weiter fördern.