Diese 8 Trends bewegen die Weltwirtschaft 2025

Neue Technologien, Handelskonflikte und geopolitische Spannungen: Diese Entwicklungen prägen die Wirtschaft 2025.


Wer diesen Beitrag lesen sollte:

  • Weiterdenker:innen
  • Wirtschaftsexpert:innen

Lesedauer:

4 Minuten

AutorIn: Peter Draxler

Mann blickt durch ein Fernglas, KI-generiert i
thelittlehut | stock.adobe.com

Von Chinas Einfluss bis zur KI-Strategie: 2025 steht die Wirtschaft vor tiefgreifenden Veränderungen. Diese 8 Trends solltest du heuer im Blick behalten.

So turbulent das Jahr 2024 zu Ende gegangen ist, so ist auch das Jahr 2025 gestartet: Neue Technologien stellen alt vertraute Erfolgsmodelle infrage und fordern den Innovationsgeist der Wirtschaftstreibenden. Produktion muss neu gedacht werden, Ressourcen anders verteilt und Wachstumspotenziale geortet werden. Und nicht zuletzt ist mit Donald Trump seit Mitte Jänner ein "neuer Sheriff" in Washington D.C. im Amt, der sowohl wirtschaftspolitisch – Stichwort Strafzölle – als auch geopolitisch etwa durch seinen Verhandlungskurs mit Russlands Präsident Wladimir Putin für international für Irritationen sorgt.

Alles in allem also eine komplexe Ausgangslage, vor der die Weltwirtschaft aktuell steht. Die Expert:innen der Abteilung Wirtschaftspolitik in der WKÖ haben analysiert, welche 8 Trends der Weltwirtschaft im Jahr 2025 ihren Stempel aufdrücken werden.

Trend #1: Europäische Autoindustrie in der Krise

Die europäische Autoindustrie steht vor großen Herausforderungen durch den Aufstieg Chinas zum größten Autoexporteur. Hohe Kosten, technologischer Wandel und Chinas Expansion setzen europäische Hersteller unter Druck. Chinesische Hersteller profitieren von großzügigen staatlichen Unterstützungsleistungen und können dadurch E-Autos deutlich günstiger produzieren als ihre marktwirtschaftlich agierenden Konkurrenten.

Nachdem die eigene Volkswirtschaft ebenso in der Stagnation festhängt, stagnieren auch die Importe Chinas. Das entzieht der europäischen Konkurrenz Absatzpotenzial und verschärft den Wettbewerb. Zölle und "Buy European"-Klauseln können zwar den Verzerrungen durch die chinesische Politik entgegenwirken, europäische Hersteller werden jedoch auch von ihrer Konkurrenz lernen müssen, um wettbewerbsfähig zu bleiben.

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Marktanteil von in China hergestellten E-Autos am Gesamtabsatz in der EU im Jahr 2023

Davon stammen wiederum 7,6 %-Punkte von rein chinesischen Unternehmen. Seit 2020 ist der Marktanteil von in China hergestellten E-Autos in der EU um fast 500 % gewachsen (Quelle: ACEA).

Trend #2: Erfolg der Eurozonen-Peripherie

Entgegen der Situation in den frühen 2010er-Jahren sind es aktuell die wirtschaftlichen Kernländer der Eurozone, die stagnieren, während Peripherieländer wie Spanien und Griechenland stabiles Wachstum verzeichnen. Das führt zu einer Verschiebung der Interessenslage in Europa: Zu den Anfangszeiten der Eurozone waren es vor allem die Peripherieländer, für die sich eine stärkere Integration der EU als vorteilhaft erwiesen hätte. Nun sind es vor allem Deutschland und andere Länder im industriellen Kern des Binnenmarktes, die an einer einheitlichen europäischen Wachstumsstrategie interessiert sein sollten.

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Arbeitslosenquote laut Eurostat-Definition in der EU für November 2024

Damit wurde - entgegen dem Trend in Österreich - der niedrigste Wert in der Geschichte der EU erreicht. Zum Vergleich: In Österreich lag die Arbeitslosenquote bei 5 % (Quelle: Eurostat).

Trend #3: Transatlantische Handelskriege drohen

Mit der Rückkehr von Donald Trumps ins Weiße Haus droht die Rückkehr neuer transatlantischer Handelskonflikte. Der US-Präsident droht mit Zöllen auf Importe, was europäische Exporte gefährden könnte. Zudem würde eine Abschottungsstrategie der USA zu anderen Handelsverzerrungen führen. Chinesische Waren könnten verstärkt in die EU gelangen und den Wettbewerbsdruck weiter erhöhen.  Ebenso besteht die Gefahr einer Abwärtsspirale für die Weltwirtschaft. Ein Kompromiss könnte in einer gemeinsamen China-Politik liegen, um Handelsungleichgewichte zu beseitigen. 

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Vorläufiges Leistungs­bilanz­defizit der USA gemessen am BIP im Jahr 2024

Die Warenexporte der EU in die USA sind seit 2020 um 13 % gestiegen. Die neue USRegierung hat sich jedoch zum Ziel gesetzt, die globale Nachfrage besser auszubalancieren und damit die Handelsüberschüsse ihrer wichtigsten Handelspartner zu verringern (Quelle: Trading Economics).

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Trend #4: Geopolitik findet in Asien statt

China baut seinen wirtschaftlichen und militärischen Einfluss in Asien aus. Die USA richten ihren Fokus verstärkt auf diese Region, um Chinas wachsender Stärke entgegenzuwirken. China ist in Territorialstreitigkeiten verwickelt und dominiert die Industrieproduktion. Dies stellt die USA vor sicherheitspolitische Herausforderungen.

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Anteil an der weltweiten Industrieproduktion, die laut Schätzungen der UNIDO bis 2030 aus China stammen wird

Eine solche Dominanz eines einzelnen Landes im verarbeitenden Gewerbe hat es bisher nur zweimal gegeben - im Vereinigten Königreich zu Beginn der industriellen Revolution und in den USA unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg (Quelle: UNIDO).


Trend #5: EU-Sicherheitspolitik zwischen Abschreckung und Sparzwang

Nach der Donald Trumps Wiederwahl treten Konfliktlinien in der europäischen Sicherheits- und Verteidigungspolitik hervor. Diese geopolitischen Risiken können sich negativ auf das Wirtschaftswachstum auswirken. Um eine glaubwürdige Abschreckung zu gewährleisten, muss die EU ihre Rüstungsausgaben erhöhen. Uneinigkeit besteht allerdings noch über die Finanzierung.

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Anzahl der EU-Länder in der NATO, deren Verteidigungs­ausgaben 2024 unter der NATO-Zielmarke von 2 % liegen werden

Als öffentliches Gut ist Verteidigung anfällig für Trittbrettfahrer. Eine ungleiche Lastenverteilung innerhalb der EU könnte daher für gemeinsame Investitionen in dem Bereich sprechen (Quelle: Bruegel).

Trend #6: Deutschland braucht eine Kehrtwende

Die Wirtschaft in Deutschland – Österreichs wichtigstem Handelspartner – hat in den letzten Jahren schlecht abgeschnitten und stagniert seit 2019. Hohe Energiepreise, Fachkräftemangel und schwächelnde Exportnachfrage belasten die Wirtschaft. Der zukünftige Erfolg hängt von Reformen ab, insbesondere von einer Lockerung der Schuldenbremse, um Investitionen zu ermöglichen.

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Anteil des verarbeitenden Gewerbes am BIP in Deutschland

Chinas Industrie hat einen Anteil von fast 30 % am BIP und wird stark subventioniert. Der Anteil in den USA liegt bei etwa 10 %, ebenso wie in anderen europäischen Ländern, etwa Großbritannien, Frankreich und Spanien. Die Abhängigkeit Deutschlands von der Industrie könnte sich in den kommenden Jahren als Belastung erweisen, wenn es nicht gelingt, eine wirksame europäische Industriestrategie zu formulieren (Quelle: Weltbank).

BIG PICTURE 2025: Was die Wirtschaft 2025 bewegt

Mit ihrer Analyse "Big Picture 2025" zeigt die Abteilung Wirtschaftspolitik der WKÖ, welche wirtschaftlichen und geopolitischen Entwicklungen im Jahr 2025 prägend sein werden und zeigt mögliche wirtschafts- und industriepolitische Handlungsoptionen für Europa auf.

Die ausführliche Analyse findest du hier! 

Trend #7: Greentech: Batterien verändern die Welt(wirtschaft)

Der Preisverfall bei grünen Technologien, speziell bei Batterien, verändert globale Wertschöpfungsketten. Solarstrom ist mittlerweile oft die günstigste Stromquelle. Europa hat jedoch Preisnachteile bei Batterien gegenüber China. Die europäische Industriepolitik muss die Nachfrage nach europäischer Produktion sicherstellen, um wettbewerbsfähig zu bleiben.

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Anzahl der Clean-Tech Fabriken in der EU

Deutschland ist eine zentrale Drehscheibe für Clean-Tech und beherbergt die meisten Produktionsstätten innerhalb Europas. Österreich ist mit 8 Fabriken vor allem im Wärmepumpensektor stark (Quelle: Bruegel).

Trend #8: Neue Entwicklungsstrategien bei KI

Im Jahr 2024 kamen zwar viele neue KI-Modelle auf den Markt, aber die Entwicklung stagnierte, besonders bei Sprachmodellen (LLMs). Ein echtes Level-5-Modell steht noch aus. Hintergrund sind neue Strategien der KI-Entwickler:innen: Anstatt Modelle immer weiter zu vergrößern, lassen die Entwickler die Modelle wiederholt und iterativ die gleichen Fragestellungen bearbeiten, um die Leistungsfähigkeit zu verbessern.  Die Produktivitätseffekte sind derweil weiter unklar.  Während Studien Produktivitätsgewinne beim Einsatz von KI für spezifische Aufgaben zeigen, sind die Auswirkungen auf die Arbeitsproduktivität auf makroökonomischer Ebene noch weitgehend unbekannt. Es wird erwartet, dass sich die Auswirkungen auf die Arbeitsproduktivität erst über einen längeren Zeitraum einstellen werden.

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Höhe der privaten Investitionen in generative KI im Jahr 2023 in USD

Im Vergleich zu 2022 entspricht dies einer Verachtfachung. Insgesamt wurden 2023 weltweit private Mittel in Höhe von 96 Mrd. USD in KI investiert (Quelle: AI Index Report 2024).

Das Wichtigste in Kürze:

  • Chinas Autoexport-Boom: Europas Autoindustrie steht unter Druck durch Chinas günstige Elektroautos.
  • Wachstum in Südeuropa: Spanien & Griechenland holen wirtschaftlich auf, während Deutschland stagniert.
  • Handelskonflikte drohen: Trumps mögliche Wiederwahl könnte den transatlantischen Handel belasten.
  • Ressourcen & KI im Fokus: Kupferknappheit und Künstliche Intelligenz prägen Wirtschaft & Arbeitsmarkt.
  • Netto-Null & Demografie: Klimawandel & alternde Bevölkerung stellen Unternehmen vor neue Herausforderungen.