Österreichs Wirtschaft braucht Wachstumsimpulse. Mit strukturellen Maßnahmen, die für wettbewerbsfähige Preise und eine Steigerung der geleisteten Arbeitsstunden sorgen, lassen sich die Weichen in Richtung nachhaltiges Wachstum und internationale Wettbewerbsfähigkeit stellen.
Die aktuellen wirtschaftlichen und politischen Herausforderungen verlangen nach einer aktiven Standortpolitik. Die heimischen Unternehmen stehen vor wachsenden Herausforderungen und Österreichs Wirtschaft hat vor allem an preislicher Wettbewerbsfähigkeit verloren. Dazu verschärft sich der internationale Standortwettbewerb.
Es ist klar: Österreich braucht dringend strukturelle Maßnahmen, um mehr Wachstum zu schaffen.
Dabei geht es nicht nur darum, kurzfristige Probleme zu lösen, sondern die Weichen für ein zukunftsfähiges, nachhaltiges Wachstum zu stellen. Gemeinsam mit den führenden Wirtschaftsforscher:innen des Landes hat die WKÖ deshalb analysiert, welche Wachstumsimpulse notwendig sind, um die heimische Wirtschaft wieder auf Kurs zu bringen.
Notwendige Maßnahmen aus Sicht der Wirtschaft sind:
Wachstumsimpuls #1: Spürbare Senkung der Lohnnebenkosten
Die hohe Steuer- und Abgabenlast in Österreich hemmt die Wettbewerbsfähigkeit des Standortes. Eine deutliche Reduktion der Lohnnebenkosten – etwa unter das Niveau Deutschlands – würde diesem Problem entgegenwirken. Die Senkung der Lohnnebenkosten wird die Wettbewerbsfähigkeit österreichischer Produkte erhöhen, da die Arbeitskosten sinken. Gleichzeitig schafft sie Anreize für Unternehmen, mehr Arbeitskräfte einzustellen, wodurch bestehende Arbeitsplätze langfristig gesichert werden können.
TIPP: Mehr zum Thema Lohnnebenkosten erfährst du in unserem Beitrag "Darum bringen niedrigere Lohnnebenkosten mehr Wirtschaftsleistung".
Wachstumsimpuls #2: Wettbewerbsfähige Energiepreise
Energieintensive Branchen in Österreich stehen durch anhaltend hohe Energiekosten unter hohem Druck. 2- bis 5-mal so hoch sind die Energiepreise in Österreich verglichen mit den wichtigsten außereuropäischen Handelspartnern.
Konkrete Maßnahmen:
- Energieversorgung zu wettbewerbsfähigen Energiepreisen sicherstellen
- Energieinfrastruktur zukunftsfähig ausbauen
Um eine Abwanderung der Betriebe zu verhindern, muss die ausreichende Versorgung der heimischen Betriebe mit den erforderlichen Energieträgern zu wettbewerbsfähigen Preisen sichergestellt werden. Dafür wesentlich ist Planungssicherheit durch einen stabilen und konsistenten Förder- und Rechtsrahmen sowie die Mobilisierung von privatem Kapital, um Investitionen zu ermöglichen.
Wachstumsimpuls #3: Förderung von Investitionen
Für Österreich wird im Jahr 2025 das 3. Jahr in Folge ein Rückgang der Investitionen prognostiziert. Investitionen sind der Motor für Innovation und entscheidend für die Wettbewerbsfähigkeit der Zukunft. Angesichts der gestiegenen Kosten und hohen Unsicherheit braucht es gezielte Anreize für private Investitionen.
Konkrete Maßnahmen:
- Ausweitung von Abschreibungsmöglichkeiten: Unterstützung vor allem kleiner und mittlerer Unternehmen (KMU), wieder mehr zu investieren.
- Weiterentwicklung des Investitionsfreibetrags
- Förderung nachhaltiger Projekte: Insbesondere in den Bereichen erneuerbare Energien und Green Tech.
Durch die Förderung von Investitionen wird die Modernisierung der Produktionsmittel und Technologien in Österreichs Unternehmen beschleunigt. Dies stärkt die Innovationskraft der heimischen Wirtschaft und verbessert die internationale Marktposition, da die Unternehmen technologisch konkurrenzfähiger werden.
Wachstumsimpuls #4: Entschlackung von Bürokratie und Berichtswesen
Seit langem leiden die heimischen Betriebe unter der überbordenden Bürokratie. Österreich braucht eine Kultur der Freiheit für Ideen und Innovationen, denn übermäßige Regulierungen bremsen das Wachstum.
Konkrete Maßnahmen:
- Vereinfachung von Genehmigungsverfahren: Diese angebotsseitige Maßnahme kann helfen, Greenflation zu vermeiden.
- Genereller Bürokratieabbau: Der Abbau von Bürokratie stärkt die Wirtschaft und verbessert die Wettbewerbsfähigkeit.
- Gold-Plating, also Übererfüllung von EU-Vorgaben in österreichischen Gesetzen/Verordnungen, zurücknehmen und vermeiden.
- Streichung von unnötigen Melde- und Informationspflichten
Wachstumsimpuls #5: Geleistete Arbeitsstunden ausweiten
Nur mit ausreichend qualifizierten und motivierten Arbeitskräften können Unternehmen Innovationen vorantreiben und im internationalen Wettbewerb bestehen. In Österreich steigt zwar die Beschäftigung, es sinkt aber Zahl der geleisteten Arbeitsstunden.
Konkrete Maßnahmen:
- Leistungsanreize verstärken etwa durch eine "Leistungs-Flat-Tax" oder eine Reduktion von steuerlichen Vorteilen bei Teilzeitarbeit
- Erhöhung der Erwerbsquote von Frauen: Ausbau der Kinderbetreuung und Förderung der Vereinbarkeit von Familie und Beruf.
- Arbeiten im Alter attraktiver machen: Steuerliche Begünstigungen für erwerbstätige Pensionist:innen.
- Bekenntnis zu einer qualifizierten Zuwanderung: Rot-Weiß-Rot-Karte nach Bedarf des Arbeitsmarktes gestalten und freier Arbeitsmarktzugang für EU-Beitrittskandidaten aus dem Westbalkan. Österreich soll für ausländische Arbeitskräfte, Studierende und Start-ups als attraktiver Ort zum Leben und Arbeiten positioniert werden.
- Aktivierende Arbeitsmarktpolitik: Eingliederungsbeihilfe ausbauen, betriebsnahe Aus- und Weiterbildungen, Förderung von Weiterbildungsmaßnahmen und gezielte Integration von Arbeitslosen.
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Wachstumsimpuls #6: Export als Wachstumsmotor
Die international tätigen österreichischen Unternehmen mit großem Engagement und unermüdlichem Einsatz für Aufschwung, Wachstum und Arbeitsplätze. Mehr als 1,2 Mio. Arbeitsplätze im Land hängen am Export. Unser Wohlstand beruht zu einem hohen Maß auf den Leistungen der österreichischen Exportwirtschaft. Geopolitische Krisen und protektionistische Politiken stellen ein Risiko dar.
Konkrete Maßnahmen:
- Proaktive EU-Handelspolitik und gute transatlantische Beziehungen bewahren
- Ausschöpfen der Potenziale des Binnenmarktes (Potenzial der Vertiefung des Binnenmarkte 713 Mrd. EUR jährlich für gesamte EU)
- Neue Wachstumsmärkte erschließen (MERCOSUR, ASEAN, Indien)
Österreich hat die Chance, gestärkt aus den aktuellen Herausforderungen hervorzugehen. Dafür muss aber jetzt entschlossen gehandelt werden. Die vorliegenden 6 Wachstumsimpulse können die Basis für nachhaltiges Wachstum, Innovation und Wettbewerbsfähigkeit schaffen und die Weichen für eine wirtschaftlich erfolgreiche Zukunft stellen.
Das Wichtigste in Kürze:
Um die heimische Wirtschaft wieder auf Wachstumskurs zu bringen, hat die WKÖ gemeinsam mit den führenden Wirtschaftsforscher:innen des Landes 6 Impulse für wettbewerbsfähige Preise und eine Steigerung der geleisteten Arbeitsstunden ausgearbeitet:
- Lohnnebenkosten senken: Wettbewerbsfähigere Arbeitskosten schaffen und Unternehmen entlasten
- Energiepreise stabilisieren: Wettbewerbsfähige Energiepreise schaffen, Energieversorgung sicherstellen, Energieinfrastruktur zukunftsfähig ausbauen
- Förderung von Investitionen: Ausweitung von Abschreibungsmöglichkeiten, Weiterentwicklung des Investitionsfreibetrags und Förderung nachhaltiger Projekte
- Entschlackung von Bürokratie und Berichtswesen: Vereinfachung von Genehmigungsverfahren, genereller Bürokratieabbau und Rücknahme von "Gold Plating" sowie Streichung von unnötigen Melde- und Informationspflichten
- Geleistete Arbeitsstunden ausweiten: Leistungsanreize verstärken, Erhöhung der Erwerbsquote von Frauen, Arbeiten im Alter attraktivieren, Bekenntnis zu einer qualifizierten Zuwanderung
- Export als Wachstumsmotor: für eine kleine offene Volkswirtschaft wie Österreich besonders bedeutend, daher proaktive EU-Handelspolitik, Ausschöpfen der Potenziale des Binnenmarktes und neue Wachstumsmärkte erschließen