Wir haben die häufigsten Mythen rund um das Freihandelsabkommen Mercosur genauer unter die Lupe genommen – und wir geben euch hier die Fakten.
Das Mercosur-Abkommen ist ein heiß diskutiertes Thema – und das nicht ohne Grund. Immer wieder kursieren Mythen, die Ängste schüren und falsche Informationen verbreiten. Doch was steckt wirklich hinter Behauptungen wie "Wir werden von billigem Fleisch überschwemmt" oder "Das Abkommen bedroht den Regenwald"?
Wir haben die häufigsten Mythen genauer unter die Lupe genommen und mit Fakten überprüft. Eines vorweg: Panikmache ist fehl am Platz. Österreich und die EU haben klare Spielregeln ausgehandelt, die sowohl unsere Landwirte als auch den Klimaschutz sichern. Hier sind 7 Mythen – und was wirklich dahintersteckt.
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Mythos #1: Österreich wird von billigen Fleischimporten aus Mercosur überschwemmt.
Fakt: Die Zahlen zeigen klar, dass Fleischimporte aus Mercosur minimal sind.
- Weniger als 1,2 % der österreichischen Fleischimporte kommen aus dem Mercosur.
- Die vereinbarten Quoten für Rindfleisch belaufen sich auf maximal 1,6% des gesamten EU-Rindfleischkonsums – und das mit einem Zoll von 7,5%.
- Österreich hat sogar eine positive Handelsbilanz im Rindfleischbereich, exportiert also deutlich mehr als es importiert. Die heimischen Landwirte sind somit nicht gefährdet.
Mythos #2: Das Mercosur-Abkommen gefährdet die europäischen Qualitätsstandards.
Fakt: Die hohen europäischen Standards bleiben erhalten und werden sogar gestärkt.
- Produkte, die in die EU importiert werden, müssen den strengen EU-Vorschriften entsprechen.
- Durch Handelsabkommen werden europäische Standards exportiert, was zu einer stärkeren internationalen Akzeptanz beiträgt.
- Landwirte in Mercosur-Ländern müssen sich an diese Vorgaben halten – und nicht umgekehrt.
Mythos #3: Das Mercosur-Abkommen beschleunigt die Zerstörung des Regenwalds.
Fakt: Im Gegenteil: Das Abkommen verpflichtet Brasilien und andere Mercosur-Länder, mehr für den Klimaschutz zu tun.
- Das Pariser Klimaabkommen wird vertraglich verankert, einschließlich Maßnahmen gegen Entwaldung und für nachhaltige Waldbewirtschaftung.
- Ohne die EU als Handelspartner könnten andere Staaten wie China, die weniger strenge Umweltauflagen haben, die Lücke füllen. Das Abkommen stärkt also nachhaltige Praktiken in der Region.
GRAFIK: Warenhandel mit Mercosur in Mio. Euro
Mythos #4: Mercosur-Importe bedrohen die Existenz der heimischen Landwirtschaft.
Fakt: Die EU schützt ihre Landwirte durch ausverhandelte Importquoten und Zölle.
- Die Rindfleischquote liegt bei 99.000 Tonnen für alle vier Mercosur-Länder zusammen – nur ein Bruchteil des EU-Verbrauchs.
- Die EU hat zusätzliche Ausgleichszahlungen vorgesehen, falls es dennoch zu Marktverzerrungen kommen sollte.
- Gleichzeitig profitieren österreichische Landwirte vom Export, da ihre Produkte durch Handelsabkommen wettbewerbsfähiger werden.
Mythos #5: Das Abkommen bringt für Österreichs Wirtschaft keinen Mehrwert.
Fakt: Das Mercosur-Abkommen eröffnet neue Marktchancen.
- Österreich kann seine starken Exporte von hochwertigen Agrarprodukten, Maschinen und Technologie in die Mercosur-Staaten weiter ausbauen.
- Es sichert Europa Handelsvorteile gegenüber Konkurrenten wie den USA oder China, die ihre Beziehungen zu Mercosur intensivieren.
- Gerade für exportorientierte Branchen in Österreich ist das ein großer Gewinn.
Chart of the Week: Mercosur – Lichtblick für Österreichs Export und geopolitische Notwendigkeit
Am 6. Dezember haben sich die Vertreter:innen der EU und der Mercosur-Staaten nach fast 25-jährigen Verhandlungen offiziell auf ein Handelsabkommen geeinigt. Es ist das bisher größte Abkommen der EU und würde im Falle seines Inkrafttretens mit 708 Mio. Konsument:innen den weltweit größten Markt seiner Art schaffen.
Mythos #6: Mercosur-Produkte sind billiger, weil sie schlechtere Umwelt- und Sozialstandards haben.
Fakt: Alle Exporte in die EU müssen die strengen Umwelt- und Sozialvorgaben der EU erfüllen.
- Mercosur-Länder verpflichten sich im Abkommen zu besseren Standards, insbesondere in den Bereichen Nachhaltigkeit und Arbeitnehmerrechte.
- Handel mit der EU fördert langfristig die Anpassung an höhere Standards, was wiederum globale Verbesserungen anstößt.
Mythos #7: Durch das Abkommen wird der gesamte EU-Markt für Mercosur geöffnet.
Fakt: Das Abkommen setzt auf kontrollierte Marktöffnung mit klaren Regeln.
- Beispiel Rindfleisch: Trotz des Abkommens bleiben Importzölle von 7,5 % erhalten, und die Mengen sind streng limitiert.
- Nur ein sehr kleiner Anteil des EU-Marktes wird tatsächlich geöffnet – und das unter der Bedingung, dass alle EU-Vorschriften eingehalten werden.
Das Wichtigste in Kürze:
- Minimaler Importanteil: Nur 1,2% der Fleischimporte Österreichs stammen aus Mercosur, beim Rindfleisch sind es 4%. Wir exportieren mehr Fleisch, als wir importieren.
- Strenge Standards bleiben: EU-Qualitätsvorgaben gelten auch für Mercosur-Produkte. Import bedeutet nicht, dass Standards gesenkt werden – im Gegenteil, sie werden global verbreitet.
- Klimaschutz im Vertrag: Das Abkommen enthält klare Verpflichtungen für den Schutz des Regenwalds und fördert nachhaltige Waldbewirtschaftung.
- Schutz der heimischen Landwirtschaft: Importquoten und Zölle begrenzen den Zugang zum EU-Markt. Gleichzeitig profitieren unsere Landwirte von neuen Exportmöglichkeiten.
- Starker EU-Handelspartner: Mercosur stärkt die Position der EU gegenüber Konkurrenten wie den USA und China. Handelsabkommen eröffnen neue Chancen für Österreichs Wirtschaft.