Warum die EZB den Leitzins weiter erhöht

Aus diesen Gründen drehen die Notenbanker:innen vorerst weiter an der Leitzinsschraube. 


Wer diesen Beitrag lesen sollte:

  • Wissenshungrige
  • Wirtschaftseinsteiger:innen

Lesedauer:

2 Minuten

AutorIn: Petra Medek

EZB in Frankfurt am Main bei Abenddämmerung, im Vordergrund fährt ein Lastkahn flußabwärts i
Stephan | stock.adobe.com

Die Zinsen im Euroraum kennen derzeit nur eine Richtung: aufwärts. Und das schon seit Juli 2022. Warum das so ist, erfährst du hier.

Die Leitzins-Anhebung Ende Juli war nun die 9. in Folge: Um 25 Basispunkte auf jetzt 4,25 %. Den gleichen Stand gab es zuletzt zu Beginn der weltweiten Finanzkrise im Oktober 2008 mit ebenfalls 4,25 %. Die ersten 6 Zinsschritte seit Juli 2022 betrugen jeweils einen halben Prozentpunkt, seit Mai 2023 fallen die Erhöhungen mit je einem viertel Prozentpunkt niedriger aus. Dennoch: Die Tendenz bleibt steigend, die Europäische Zentralbank (EZB) hat weitere Zinsanhebungen nicht ausgeschlossen. 

Inflationsziel bei 2 %

Der Grund, warum die Notenbanker:innen so oft und heftig an der Zinsschraube drehen, ist die hartnäckig hohe Inflation. Durch höhere Leitzinssätze werden Kredite teurer und die Nachfrage gedrosselt. Das sollte den Preisauftrieb bremsen. Weil der Effekt aber immer noch nicht ausreichend spürbar ist, bleibt die EZB auf Kurs und schraubt weiter nach oben. Grundsätzlich hat sie sich ihr Inflationsziel ja bei 2 % gesetzt – ist aber bei weitem noch nicht in Sicht. 

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WKÖ/DMC

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Warum dich der Leitzins interessieren sollte

Der von der Zentralbank festgelegte Leitzins bestimmt, zu welchen Konditionen Banken und Kreditinstitute Geschäfte miteinander machen. Steigt der Leitzins, dämpft dies das Wirtschaftswachstum, da die Geschäftsbanken Kredite zu einem höheren Zinssatz ausgeben. Das bedeutet für Unternehmen und Privatpersonen, dass sich die Aufnahme eines Kredits auch für sie verteuert. Noch mehr über die Auswirkungen der Leitzinserhöhung erfährst du hier.

Goldene Mitte der Geldpolitik

Mit den wiederholten Zinserhöhungen nehmen die Zentralbanker:innen aber Risiken in Kauf: Teuer gewordene Finanzierungen dürfen nicht die Konjunktur abwürgen und die Stabilität der Finanzmärkte nicht ins Wanken bringen. Die Notenbanker:innen müssen also mit ihrer Geldpolitik die Goldene Mitte suchen: Zinsen so erhöhen, dass damit zwar die Teuerung, aber so wenig wie möglich Nachfrage und Wachstum gedrückt werden. Eine Punktlandung ist hier aber aufgrund der Verzögerung, mit der die Zinserhöhungen wirken, extrem schwierig.

Wie geht’s jetzt weiter?

Eine Prognose über die Zinsentwicklung bis 2025 oder länger wäre unseriös, weil zu viele Parameter unsicher sind. Für ihr nächstes Treffen im September lässt es sich die EZB zudem offen, ob sie die Zinsen weiter erhöht oder pausiert. Jetzt heißt es jedenfalls: Bitte warten auf die Effekte der Zinsanhebungen!

Das Wichtigste in Kürze:

  • Seit Juli 2022 hat die EZB den Leitzins im Euroraum bisher insgesamt 9 Mal erhöht, aktuell liegt er bei 4,25 %.
  • Mit den Zinserhöhungen versuchen die Notenbanker:innen, die Inflation im Euroraum wieder in Richtung des Inflationsziels von 2 % zu bringen.
  • Steigt der Leitzins, dämpft dies das Wirtschaftswachstum, da die Geschäftsbanken Kredite zu einem höheren Zinssatz ausgeben.
  • Eine Prognose über die Zinsentwicklung bis 2025 oder länger wäre unseriös, weil zu viele Parameter unsicher sind.