Preiserhöhungen, die aus dem Ausland zu uns kommen, haben großen Anteil an der heimischen Inflation.
Viel wird aktuell darüber diskutiert, wie man die Preissteigerung in den Griff kriegt, die sich nahe der 10-%-Marke zu verfestigen droht. Allein: Ein Gutteil der Inflation lässt sich in Österreich gar nicht bekämpfen – er wird nämlich importiert.
Was ist importierte Inflation?
Von einer importierten Inflation spricht man, wenn die Ursachen für Preissteigerungen in den Außenbeziehungen einer Volkswirtschaft liegen. Wenn zum Beispiel Rohstoffe oder Energie zu am Weltmarkt üblichen Preisen gekauft und nach Österreich eingeführt werden, importieren wir die Preissteigerungen gleich mit.
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Jetzt zum Newsletter anmelden!Wenn wir uns die Kerninflation anschauen – also den Preisauftrieb ohne Kosten für Energie und ohne Nahrungsmittel –, so sieht man, dass über 50 % der verbliebenen Teuerung auf Güter mit einem hohen Importanteil entfällt. In den vergangenen Monaten hat sich die importierte Inflation in Österreich zwischen 3,5 % und 4 % eingependelt. Die Ursachen für mehr als die Hälfte der Kerninflation liegen also außerhalb unserer Grenzen.
"Komplexes Zusammenspiel verschiedener Faktoren"
"Den EINEN Grund für den Preisauftrieb gibt es nicht und genauso wenig kann es DIE eine Lösung oder Gegenmaßnahme geben", sagt Claudia Huber, die Leiterin der Abteilung Wirtschaftspolitik in der WKÖ. Derzeit gebe es ein komplexes Zusammenspiel verschiedener Faktoren, die alle zusammen die immer noch hartnäckig hohe Inflation bewirken. Die importierte Inflation spielt dabei eine wichtige Rolle, so Huber. Als kleines, in globalen Wertschöpfungsketten vernetztes Land sei Österreich in einer besonderen Lage.
Wenn wir Waren und Dienstleistungen aus dem Ausland einführen, importieren wir eine gewisse Teuerung mit. Nationalen Preisdämpfungsmaßnahmen sind hier klarerweise (nationale) Grenzen gesetzt.
EZB reagiert auf importierte Inflation
Dass man das Ausmaß der importierten Inflation beziffern kann, liegt an einer neuen Berechnung der Europäischen Zentralbank (EZB). Dieses neue Maß berücksichtigt, wie stark der sich der Import auf bestimmte Positionen des Harmonisierten Verbraucherpreis-Indexes (HVPI) auswirkt. Positionen mit einer geringen Importintensität (also unter 18 %) gelten dabei als Maß für den "hausgemachten" oder inländischen Inflationsdruck. Denn je höher der Importanteil eines Konsumgutes ist, desto stärker sind Preisveränderungen auf internationale Faktoren zurückzuführen.
In dieser Betrachtung sieht man auch, dass der Anteil der Güter mit hoher Importintensität zwar immer noch rund die Hälfte der Kerninflation ausmacht, jedoch nicht wächst, sondern seit rund einem halben Jahr schon stagniert. "Noch nie in der Geschichte der Eurozone hat die EZB die Zinsen so stark erhöht", sagt Ökonomin Huber. "Das wird sich früher oder später auf die Nachfrage auswirken, und die Preise von Gütern und Dienstleistungen mit geringer Importintensität werden darauf stärker reagieren." Das bedeutet allerdings auch: Die importierte Inflation wird uns noch länger begleiten.
Das Wichtigste in Kürze:
- Rund die Hälfte der Kerninflation in Österreich macht die sogenannte "importierte Inflation" aus.
- Davon spricht man, wenn die Ursachen für Preissteigerungen in den Handelsbeziehungen einer Volkswirtschaft liegen.
- Je höher der Importanteil eines Konsumgutes ist, desto stärker sind Preisveränderungen auf internationale Faktoren zurückzuführen.
- In den vergangenen Monaten hat sich die importierte Inflation in Österreich zwischen 3,5 % und 4 % eingependelt.