Warum Österreich von der EU nur profitieren kann

Eine stärkere Vernetzung in Brüssel stärkt nicht nur heimische KMU, sondern auch den europäischen Wirtschaftsraum.


Wer diesen Beitrag lesen sollte:

  • Wirtschaftseinsteiger:innen
  • Kleinunternehmer:innen

Lesedauer:

3 Minuten

AutorIn: Rosa Schwalbe

KI-generierte Länderflaggen, im Fokus eine EU-Fahne i
groth.ai | stock.adobe.com

Die Konkurrenzfähigkeit Europas nützt allen etwas. Gemeinsame Anstrengungen sind vielversprechend, das zeigt nicht zuletzt ein Blick über den Ärmelkanal. Denn 4 Jahre nach dem Brexit fällt die Bilanz ernüchternd aus.

Die Welt ist im Wandel. Machtblöcke verschieben sich, neue Allianzen werden geschmiedet. Die globale Wirtschaft ist ein Spiegel dieser Veränderungen. Vor allem China und Indien haben als neue Player am internationalen Parkett Potenzial, etablierte Strukturen am Weltmarkt durcheinanderzubringen. Deshalb warnen Expert:innen, dass sich Europa auf diese Umwälzungen einstellen muss, um nicht den Anschluss zu verlieren.

Status Quo am Weltmarkt

Derzeit sieht die Situation wie folgt aus: Beim globalen BIP liegt die EU mit einem Anteil von 17% klar hinter den USA mit 26%, und zurzeit noch gleichauf mit China, das ebenfalls 17% am globalen BIP hält. Doch das Reich der Mitte hat ein starkes Wachstumspotenzial, auch weil am globalen Weltmarkt viele Unternehmen ihre Produktionen dorthin verlagert haben. Wenn Europa wirtschaftlich nicht abgehängt werden will, braucht es ein deutlicheres Bekenntnis zur Stärkung der europäischen Wirtschaft.

Leistungsbilanz nach 30 Jahren

Europas Größe ist dabei eine Stärke. Seit dem EU-Beitritt haben Österreich und seine Unternehmen vom gemeinsamen Markt signifikant profitiert:

  • Der Bestand an ausländischen Direktinvestitionen hat sich 1994 mehr als verzehnfacht.
  • Österreich konnte seine Exporte in andere EU-Länder auf rund 137 Milliarden Euro vervierfachen.
  • 7 von 10 Euros im österreichischen Außenhandel werden mit der EU abgewickelt.
  • Dabei nutzt die heimische Wirtschaft die Größe des Wirtschaftsraumes mit ihren 449,2 Millionen Einwohner:innen.
Teaser für Anmeldung zum MARIE MAIL i
WKÖ/DMC

Spannende Updates für dich 

Mit der MARI€ MAIL erhältst du unsere wichtigsten Infos direkt in deine Mailbox. 

Jetzt zum Newsletter anmelden!

Was das Eurobarometer sagt

Das Potenzial ist einer Mehrheit in Europa bewusst, zeigt die neueste Umfrage des Eurobarometer, das das Image des Schengenraumes abfragt. Dass Zollfreiheit und freier Warenverkehr in der EU Wettbewerbsvorteile sind, davon sind 63% der Befragten überzeugt. Sie gaben an, dass die Stärkung des Wirtschaftsraumes Priorität haben sollte. Im Vergleich zu Eurobarometer-Umfrage 2018 ist hier ein deutlicher Anstieg zu verzeichnen. Noch viel eindeutiger sehen es europäische Wirtschaftstreibende. 83% gaben an, dass der europäische Wirtschaftsraum "good for business" ist.

GRAFIK:  Unternehmen sehen Vorteile durch Schengen-Abkommen

Anteil der Unternehmer:innen, die der Aussage "Der Schengen-Raum hat für mein Land mehr Vorteile als Nachteile" voll und ganz oder eher zustimmen.

Neue Networking-Möglichkeiten für heimische KMU

Besonders für die heimischen Klein- und Mittelbetriebe – das Rückgrat des österreichischen Wirtschaftsstandortes – bieten sich auf europäischer Ebene eine Vielzahl an erfolgversprechenden Vernetzungsmöglichkeiten. In Bälde wird es für KMU eine weitere Möglichkeit geben, ihre EU-Connections auszubauen: Im kommenden Jahr wird unter dem Namen AT60 das neue Haus der österreichischen Wirtschaft im Brüsseler Europaviertel eröffnet. Dort stellt die Wirtschaftskammer Österreich Unternehmen Büro- und Meetingräumlichkeiten sowie Veranstaltungsflächen zur Verfügung. Zusätzlich können zukünftige Geschäfte im klassischen Flair eines Wiener Kaffeehaus bei einer Melange angebahnt werden.

Was Europa wettbewerbsfähig macht

Doch für erfolgreiches Wirtschaften braucht es darüber hinaus auch ideale Rahmenbedingungen. Die Wirtschaftskammer Österreich hat dafür die Agenda EU 2024+ ausgearbeitet und 5 zentrale Punkte definiert. Oberste Priorität haben die Vertiefung des Binnenmarktes und der Bürokratieabbau. Außerdem braucht es eine aktive Handelspolitik, um Europas Wirtschaftsbeziehungen zu diversifizieren. Wichtiger Baustein für mehr Wettbewerbsfähigkeit ist eine leistbare Energieversorgung. Parallel sollen Forschung und Innovation vorangetrieben werden, eine Strategie gegen den Fachkräftemangel entwickelt und bessere Voraussetzungen für einen aktiven europäischen Kapitalmarkt geschaffen werden.

Brexit brachte Nachteile

Warum dieser Weg ohne Alternative ist, zeigen die Daten aus Großbritannien. Entgegen der Vorhersagen von Brexit-Befürwortern, das Land würde vom Austritt der EU profitieren, zeigt sich knapp fünf Jahre nach diesem Schritt ein anderes Bild. Zwischen 2021 und 2023 sank der Wert der britischen Warenexporte in die EU demnach um 27%, der Wert der Importe um 32%.

TIPP: Alle Wirtschafts-Infos über das Vereinigte Königreich

Mit dem Wirtschaftsbericht Vereinigtes Königreich der AUSSENWIRTSCHAFT ÖSTERREICH bleibst du über alle Entwicklungen auf dem Laufenden. 

Laut einer Studie der Ashton University in Birmingham leidet vor allem der britische Außenhandel mit der EU, allen voran britische KMU. Am stärksten betroffen sind landwirtschaftliche, Bekleidungs- sowie Holz- und Papierprodukte.. Die Warenvielfalt im Handel mit der EU hat um 33% abgenommen. Mit dem EU-Austritt haben Bürokratie und Planungsunsicherheit für britische Exporteure, aber auch ausländische Investoren zugenommen.  Dadurch entstehen zusätzliche Kosten, die diese Unternehmen an die Verbraucher:innen weitergeben.

Das Wichtigste in Kürze

  • Die EU als Wirtschaftsraum muss weiter gestärkt werden, um der global wachsenden Konkurrenz die Stirn zu bieten.
  • Das Potenzial ist groß: Seit dem EU-Beitritt vor 30 Jahren hat Österreich seine Exporte in andere EU-Länder vervierfacht.
  • Laut aktuellem Eurobarometer sind Bürger:innen und Unternehmen die Vorteile des Schengenraumes in Europa bewusst und sie unterstützen die wirtschaftliche Weiterentwicklung.
  • Am Beispiel Großbritannien zeigt sich, welche wirtschaftlichen Nachteile ein Austritt aus der EU mit sich bringt.